Hinweise zu Decke gesucht
Polizei veröffentlicht weitere Details: Lebte Sonjas Mörder in Kipfenberg?

28.02.2023 | Stand 17.09.2023, 1:55 Uhr

Das Polizeipräsidium München veröffentlichte am Dienstag Fotos von den Überresten der Decke (Voder- und Rückseite). −Fotos: PP München

Fast 28 Jahre ist es her, dass die 19 Jahre alte Sonja Engelbrecht aus München spurlos verschwunden ist. Die sterblichen Überreste der Schülerin waren 2020 und 2022 bei Suchaktionen in einem Wald westlich von Kipfenberg im Kreis Eichstätt gefunden worden. Nun gibt es neue Erkenntnisse.



Die Kriminalpolizei München geht von einem Sexualverbrechen aus und vermutet, dass Sonjas Mörder zumindest 1995, im Jahr ihres Todes, einen Bezug zum Landkreis Eichstätt oder im Raum Ingolstadt hatte. Der Fall wird an diesem Mittwoch ab 20.15 Uhr in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ thematisiert. Für Hinweise zur Klärung des Verbrechens ist eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt.

„Da war auch Malerfarbe drauf“



Neben Skelettresten hatten die Ermittler bei der Bergung der sterblichen Überreste in dem Kipfenberger Wald tatsächlich noch einige mutmaßlich tatrelevante Indizien sichern können. Die Leiche der jungen Frau war offenbar in Müllsäcke und Planen verpackt, wie die Münchner Polizei am Dienstag bekanntgab. Trotz der langen Liegezeit im Waldboden ließ sich durch Analysen feststellen, dass diese Folien und Plastiksäcke zuvor bei Bau- oder Renovierungsarbeiten verwendet worden waren. „Es kann daher vermutet werden, dass der Täter im Jahr 1995 entweder privat renoviert oder gebaut hat oder aber auch in diesem Bereich beruflich tätig war“, hieß es. Das habe die Analyse von Säcken, Folien und des Klebebandes ergeben, mit denen der Leichnam verpackt worden war. „Da war auch Malerfarbe drauf“, sagte Beer.

Details zur gefundenen Decke



Die Polizei fand in dem Kipfenberger Waldstück zudem Überreste einer blau-schwarzen Decke aus Polyacryl, die bei der Beseitigung des Mordopfers wohl ebenfalls eine Rolle gespielt hatte. Sie war etwa zwei Meter lang und 1,20 Meter breit. Die Farben blau und schwarz waren auf der Vorder- und Rückseite nicht identisch sondern farblich spiegelverkehrt. Auffällig auf beiden Seiten ist das markante Pflanzenmuster. Es fand sich auch noch ein Etikett mit der Aufschrift „Acryl Velour“. Kleidung habe man bei ihren sterblichen Überresten nicht gefunden, so dass der Täter sie vermutlich nackt abgelegt habe, erläuterte der Beamte.

Mörder war fit und kannte sich aus



Der unbekannte Mörder kannte sich rund um das Versteck des Leichnams offenbar gut aus. Der Ablageort in einer Felsspalte in einem Wald liege so abseits, da komme kein Wanderer oder Pilzsammler einfach so vorbei, sagte der Leiter der Münchner Mordkommission, Stephan Beer, am Dienstag in München. Nach Angaben der Polizei könnte sich der Täter aus beruflichen oder privaten Gründen oder als Urlauber in der Region Eichstätt oder Ingolstadt aufgehalten haben. Zudem musste er einige Kraft aufbieten, um die Leiche der Frau Hunderte Meter durch unwegsames Gelände bis zur Felsspalte zu schleppen. „Da muss man schon körperlich fit sein, um 50 bis 55 Kilogramm über diese Entfernung zu transportieren“, erläuterte Beer.

Polizei bittet um Hinweise



Die Ermittler hoffen nun auf Hinweise, insbesondere zu der Decke mit dem auffälligen Design. Ihre Fragen lauten: Wer hat ein solches Stück schon einmal gesehen? Wer kennt jemanden, der im Besitz einer solchen Decke war beziehungsweise hat selbst noch so eine Decke (auch andersfarbig), die man uns für Vergleichszwecke zur Verfügung stellen könnte? Wer Angaben zu den Gegenständen oder auch zu anderweitigen Umständen in diesem Fall machen kann, möchte sich unter der Telefonnummer: 089-29100 mit dem zuständigen Kommissariat oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen, bittet die Polizei.

Ob der Mörder der Schülerin tatsächlich einen Bezug zu Kipfenberg und zum Raum Ingolstadt hatte oder vielleicht sogar hier lebte, lässt sich möglicherweise bald klären. Die Ermittler hoffen darauf, über die Ausstrahlung des Falles in der Sendung „Aktenzeichen XY…. Ungelöst“ weiter Licht ins Dunkel bringen zu können.

10.000 Euro Belohnung ausgesetzt



Das Landeskriminalamt hatte vor gut einem Jahr eine Belohnung von 10.000 Euro für den entscheidenden Hinweis zur Klärung des Verbrechens ausgesetzt. Die ermordete Schülerin war zuletzt am 11. April 1995 in München gesehen worden, wo sie im Bereich des Stiglmaierplatzes zu nächtlicher Stunde ihre Schwester anrufen wollte, um von ihr abgeholt zu werden. Doch zu dem Telefonat kam es nicht mehr, seither hatte jede Spur von der jungen Frau gefehlt. Erst der Knochenfund im Kreis Eichstätt brachte neue Ermittlungsansätze. Die sehr aufwendige DNA-Untersuchung erbrachte aber erst im Jahr darauf Gewissheit, dass der Knochen tatsächlich von der Vermissten stammte. Es erfolgten weitere Suchaktionen, die im März 2022 die übrigen Skelettteile ans Tageslicht brachten. Mit den nun bekannt gewordenen Indizien könnte den Ermittlern eventuell der Durchbruch gelingen.