Tourismusverbände
Inflation und Krise bremsen bayerischen Tourismus nicht

13.11.2023 | Stand 15.11.2023, 5:28 Uhr

Skigebiet Sudelfeld - Sudelfeld, eines der größten Skigebiete Bayerns. - Foto: Uwe Lein/dpa

Kann eine Krise die Reiselust befördern? Die Welt ist so unruhig wie seit Jahrzehnten nicht - die Staatsregierung hofft, dass das für den Tourismus sogar eine Chance sein könnte.

Trotz Inflation und unsicherer Weltlage floriert der Fremdenverkehr in Bayern wie selten zuvor. In Bayerns Städten wurden in diesem Jahr bislang sogar mehr Gäste gezählt als 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, wie die Geschäftsführer mehrerer Tourismusverbände am Montag beim Tourismustag in München berichteten. München steuert demnach sogar auf einen Rekord zu. Etwas schlechter sieht es in den ländlichen Regionen aus. Sehr hoch ist bislang im Vorverkauf aber die Nachfrage nach Tickets der oberbayerischen und schwäbischen Skigebiete.

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber ist seit Bildung der neuen Staatsregierung nun auch für den Tourismus zuständig. Die CSU-Politikerin geht davon aus, dass die unsichere Weltlage für den Tourismus in einer sicheren und stabilen Region wie Bayern sogar förderlich sein kann: „Die Menschen sind sehr, sehr gestresst“, sagte Kaniber. „Die Menschen haben Sehnsucht nach einem Entspannungstourismus, aber auch Wellness-, Gesundheitstourismus. All das können wir in Bayern bieten.“

Das Jahr ist noch nicht beendet, aber bisher fällt die Bilanz der Tourismusverbände nahezu überall positiv aus: „Es ist tatsächlich so, dass wir seit Mai diesen Jahres über den Zahlen von 2019 liegen, was ein wirklich sehr, sehr gutes Tourismusjahr war“, sagte Angelika Schäffer, die Geschäftsführerin des fränkischen Tourismusverbands. Bis Ende September wurde demnach in Franken eine halbe Million mehr Übernachtungen gezählt als im gleichen Zeitraum 2019.

Die Landeshauptstadt steuert sogar auf einen Rekord zu - „bis jetzt das beste Jahr seit (Beginn der) Aufzeichnungen, das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen“, sagte Oswald Pehel, Chef des Tourismusverbands Oberbayern München.

Weniger glücklich sind allerdings die Fremdenverkehrsbetriebe in Niederbayern und der Oberpfalz: „Im ländlichen Raum hinken wir noch hinterher“, sagte Michael Braun, Vorstand des Tourismusverbands Ostbayern. Als Beispiele nannte Braun die Heilbäder in Ostbayern und den Bayerischen Wald.

Im ersten Dreivierteljahr 2023 waren knapp 30,3 Millionen Gäste nach Bayern gekommen, 15,6 Prozent mehr als in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres. Neue Zahlen des Statistischen Landesamts deuten darauf, dass viele Hotels und Restaurants ihre Preise nach den großen Einbußen während der Corona-Pandemie nun überdurchschnittlich erhöht haben.

Demnach sind die Umsätze im bayerischen Gastgewerbe von Anfang Januar bis Ende September im Jahresvergleich nominal um 13 Prozent gestiegen, wie die Behörde in Fürth mitteilte. Aber auch preisbereinigt - das heißt unter Abzug der Inflation - verblieb noch ein Umsatzplus von fast fünf Prozent.

Zumindest erste Anzeichen deuten darauf, dass trotz steigender Preise auch die bevorstehende Wintersaison eine gute für die Wintersportorte sein könnte, sofern ausreichend Schnee fällt. Sowohl in Oberbayern als auch im Allgäu läuft der Vorverkauf von Saisonkarten für die Skigebiete besser als im letzten Winter. „Die Verkaufszahlen liegen ungefähr zwölf Prozent über Vorjahr“, sagte Bernhard Joachim, der Geschäftsführer des Tourismusverbands Allgäu/Bayerisch Schwaben.

Die Zuordnung des Tourismus zum Agrarministerium hatte in Fachkreisen einiges Aufsehen ausgelöst. Kaniber sicherte den Touristikern zu, sich nach Kräften für deren Anliegen einzusetzen, und auch nicht nur für die ländlichen Regionen. „Wir - das bayerische Landwirtschaftsministerium - breiten unsere Arme ganz weit aus“, sagte sie. „Ich wünsche mir natürlich, dass wenn wir über Bayern reden, oder wenn wir über Qualitätstourismus reden, Premiumtourismus, dann darf in der Regel nur ein Name fallen, und das ist Bayern.“

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