Frühjahrskur
Gutes Bauchgefühl: Essen für einen gesunden Darm

24.02.2024 | Stand 24.02.2024, 8:51 Uhr |
Florentina Czerny

Wenn wir durch eine ballaststoffreiche Ernährung dafür sorgen, dass es unserem Darm gut geht, ist das unserer gesamten Gesundheit zuträglich.  − Fotos: Adobe Stock

Mit der richtigen Ernährung lässt sich viel Positives im
Körper bewirken und nebenbei wird man so auch noch ein
paar überschüssige Pfunde los. Mit der Frühjahrskur Ihrer Heimatzeitung starten Sie fit in den Frühling. Jede Woche widmen wir uns einem Thema. Heute: Essen für einen gesunden Darm.




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39 Billionen – das ist eine unglaublich große Zahl. So groß, dass man sich darunter eigentlich gar nichts vorstellen kann. So viele Bakterien befinden sich alleine in einem einzigen Organ des menschlichen Körpers: in unserem Darm. Wir können ganz simpel sagen: Manche von ihnen sind gut, manche sind schlecht. „Dementsprechend haben sie positive oder negative Auswirkungen auf unseren Körper“, erklärt der Ernährungsexperte Tim Englbrecht. Doch das Schöne daran: „Wir entscheiden mit unserem Essverhalten selbst, was da in uns wächst.“

Man muss nicht das ganze Leben umkrempeln

Der 26-jährige Regensburger ist ehemaliges Mitglied der deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft und zertifizierter Ernährungsberater. Mit seiner Praxis für Ernährungstherapie „GetFitbyTim“ hat er sich in Bad Abbach (Lkr. Kelheim) selbstständig gemacht, sich auf metabolische und Magen-Darm-Erkrankungen spezialisiert.

In seinem Arbeitsalltag bekommt Tim Englbrecht immer wieder mit: „Die Leute meinen, sie müssen ihr ganzes Leben umkrempeln, um sich gesund zu ernähren. Das stimmt aber nicht – ein paar einfache Dinge, zum Beispiel ein schönes Müsli zum Frühstück, haben schon eine Wirkung.“

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Dass dennoch viele Deutsche an ihrer Ernährung arbeiten könnten − und sollten – zeigen die Zahlen. „Im Vergleich sind wir in Deutschland, was das Mikrobiom angeht, sehr schlecht aufgestellt“, erklärt der Ernährungsexperte. Als Mikrobiom versteht man allgemein die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Menschen oder andere Lebewesen besiedeln. Das liege vor allem daran, dass wir es lieben, sehr viel von den drei großen Sünden für unseren Darm zu essen und zu trinken: Wir nehmen viel rotes Fleisch, viel Zucker und Süßstoff und viel Alkohol zu uns. Die guten Dinge mögen wir hingegen nicht so gern: Etwa 30 Gramm Ballaststoffe soll man mindestens täglich aufnehmen, der Bundesdurchschnitt liegt aber gerade mal bei etwa 15 Gramm.

Das kann schwerwiegende Folgen für unsere ganze Gesundheit haben. Ernähren wir uns dauerhaft schlecht für unseren Darm, kann er sich entzünden. Die Krux: Unser entzündeter Darm macht sich nicht etwa durch Schmerzen bemerkbar, wir bemerken ihn meist gar nicht. Weil unser Immunsystem aber ständig damit zu tun hat, die Entzündung abzuwehren, kann es sich um andere Erreger weniger kümmern. Wir werden oft krank – und fragen uns, warum.

Ballaststoffe heißt das Zauberwort

Wie kann man es also besser machen? Wie stärken wir unser Milieu im Darm so, dass die guten Bakterien die Oberhand gewinnen und wir uns fit und gesund fühlen? Das Zauberwort heißt: Ballaststoffe. Von ihnen ernähren sich die guten Darmbakterien. Je mehr Ballaststoffe wir in unserer Ernährung aufnehmen, desto mehr gute Bakterienstämme können heranwachsen. Auch sekundäre Pflanzenstoffe helfen dabei. Sie sind in den meisten ballaststoffreichen Lebensmitteln vorhanden.

„Gute Bakterien sorgen dafür, dass ein saures Milieu im Darm entsteht“, erklärt der ehemalige Profisportler. „Dort können schlechte nicht mehr wachsen.“ Das bedeutet, man ist vor Krankheitserregern besser geschützt – die können sich nämlich im besten Fall schlechter vermehren. Das heißt, auf dem täglichen Speiseplan sollten unbedingt Gemüse, Obst und Getreide stehen. „Ballaststoffe in jeglicher Form sind gut für uns. Es gibt verschiedene Arten und wir müssen von allen essen.“ Deshalb sollte man sich auch nicht nur auf ein paar wenige Gemüse- und Obstsorten beschränken, sondern so vielfältig wie möglich kochen und essen.

So viele verschiedene Ballaststoffe wie möglich

Das gilt auch für das Getreide. Hier ist wichtig darauf zu achten, dass wir Vollkornprodukte essen. „Da muss man aufpassen: Verarbeitete Produkte haben keine Ballaststoffe mehr.“ Kaufen wir eine Körnersemmel beim Bäcker, ist nur Vollkorn und damit Ballaststoffe drin, wenn auch Vollkorn draufsteht. „Das Problem ist, wir wollen alles easy haben, unser Brot soll immer weich sein. In unserem Blutzuckerspiegel bewirkt eine Breze aber genau das gleiche wie eine Tafel Schokolade.“

Darmkuren eher mit Vorsicht zu genießen

Darmkuren und die Einnahme von Probiotika, also guten Darmbakterien, sieht der Experte eher skeptisch. „Natürlich tut man seinem Darm etwas Gutes, wenn man so eine Kur macht. Wenn man danach aber wieder zum ursprünglichen Lebensstil zurückkehrt, hat die Kur gar nichts gebracht.“ Ähnlich sei das auch mit Probiotika. Grundsätzlich ist es hilfreich, gute Bakterien aufzunehmen. Doch sie werden nicht überleben, wenn man ihnen nichts zu essen gibt, also Ballaststoffe. „Es ist einfach nicht damit getan, eine Pille zu schlucken. Man muss einen Lebensstil finden, der das Mikrobiom pflegt.“

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