30.April
Freinacht ist kein Freibrief: Was man über das Brauchtum wissen sollte

29.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:18 Uhr

Die Polizei wird auch in der Freinacht hart durchgreifen, sollte es notwendig werden. −Foto: Patrick Seeger, dpa

Die Freinacht von 30. April auf 1. Mai ist einer der stressigsten Nächte für die Polizei. Dann ziehen traditionsgemäß junge Leute durch die Städte und Dörfer und stellen allerlei Unfug an. Warum das so ist und woher dieser Brauch kommt - wir klären auf.



Jedes Jahr Ende April veröffentlichen die Polizeipräsidien eine Sondermeldung zur bevorstehenden Freinacht am 30. April. Darin wird darauf hingewiesen, dass die Freinacht nicht einhergeht mit einem Freibrief für diverse Straftaten. Vandalismus war das größte Problem, mit dem die Beamten früher (vor Corona und den Ausgangsbeschränkungen) zu kämpfen hatte. Bei harmlosen Streichen drückt die Polizei in der Freinacht ein Auge zu. Wenn es aber um Sachbeschädigungen, Alkohol am Steuer oder gar Körperverletzungen geht, hört der Spaß auf und die Beamten gehen dagegen vor.

Natürlich sind die Grenzen oft fließend. Dinge, die als harmloser Streich gedacht sind, können auch eine Straftat sein. Darum gilt es abzuwägen - für den Täter als auch die Polizei.

Freinacht hat nichts mit Walpurgisnacht zu tun



Woher genau der Brauch der Freinacht kommt, ist strittig. Als sicher aber gilt, dass er nichts mit der Walpurgisnacht, also der großen Hexenfeier auf dem Blocksberg (eigentlich dem Brocken im Harz), zu tun hat. Zwei andere Überlieferungen gelten als wahrscheinlich. Eine berichtet von jungen Männern, die vor dem Feiertag am 1. Mai aufräumen wollten und alles freibewegliche rund um die Häuser und Höfe beiseite schafften - um die Eigentümer auch ein wenig bloß zu stellen, sammelte man Stühle, Bänke, Blumentöpfe, Bollerwägen etc auf dem Stadt- oder Dorfplatz. Dort mussten sich die Eigentümer ihr Hab und Gut unter dem spöttischen Gelächter der Nachbarn wieder abholen.

Nicht minder nachvollziehbar klingt die Erklärung zur Entstehung der Freinacht, dass die jungen Wehrdienstleistenden in der Nacht vor ihrer Einberufung nochmals richtig Einen drauf machen wollten. In früheren Zeiten begann der Wehrdienst am 1. Mai.

Renaissance der Freinacht in den 1980er Jahren



Die Freinacht, wie wir sie heute kennen, etablierte sich Ende der 1970er, Anfang 1980er. Autos in Toilettenpapier einzuwickeln, oder Schaufenster mit Senf und Ketchup einzuschmieren, waren Standard in der neuzeitlichen Freinacht. Irgendwann aber blieb es dabei nicht mehr. Dann brannten die Autos plötzlich und die Schaufenster wurden eingeschlagen.

Die Polizei appelliert deshalb, auch in der Freinacht Umsicht walten zu lassen. Straftaten wie Sachbeschädigungen oder Körperverletzungen sind auch an diesem Tag nicht erlaubt und werden entsprechend verfolgt. Auch im Straßenverkehr gelten die gleichen Regeln wie im gesamten Jahr. Wer trinkt, fährt nicht und wer fährt, trinkt nicht.