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Rammstein-Konzert in München: Protest und zahlreiche Reaktionen im Netz

08.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:39 Uhr

Tausende Zuschauer verfolgen das Konzert der Band Rammstein im Olympiastadion. −Foto: Sven Hoppe/dpa

Es war das erste Deutschland-Konzert der aktuellen Europatournee. Und es stand nicht unter dem besten Stern. Auch im Netz sind die Reaktionen zum Rammstein-Konzert nach den Vorwürfen gegen Sänger Till Lindemann zwiegespalten. Und zur Band im Allgemeinen.





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Aufregung, Kritik und Skandale: Rammstein sorgte mit seinen Texten, Aktionen und Konzerten schon immer für Diskussionsstoff. Tagelang massive Kritik gab es etwa, als 2019 im Video-Teaser für den Song „Deutschland“ Band-Mitglieder in einer sehr kurzen Sequenz in KZ-ähnlicher Kleidung während einer Hinrichtung zu sehen waren. Im kompletten Video war die Szene eingebettet und vergleichsweise reflektiert. Ein anderes Video mit Material der Nazi-Ikone Leni Riefenstahl ist bis heute umstrittenen. Auch der Umgang der sechs Männer mit dem Thema Frauen und Sex wird immer wieder thematisiert. Für das „Pussy“-Video stellten die Musiker Porno-Szenen nach. In der Konzert-Variante des Songs bespritzt Lindemann das Publikum seit Jahren mit einer riesigen, penis-förmigen Schaumkanone.

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Die aktuelle Diskussion um den Umgang mit jungen Frauen und wilde Aftershowpartys erreicht aber gerade eine neue Dimension. Rammstein zog das Konzert am Mittwoch in München trotzdem kommentarlos durch, Lindemann zeigte sich wortkarg. Wie gewohnt. Anders als bei anderen Konzerten verzichtete die Band aber auf „Pussy“ und Schaumkanone.

Zahlreiche Reaktionen im Netz



Mit den Münchner Konzerten als Auftakt des Deutschland-Teils der Europatour steckt Rammstein nun in der Krise. Und auch viele Fans zeigten sich bereits vor dem Konzert am 7. Juni enttäuscht, hin- und hergerissen oder wendeten sich von der Band ab:

„Und plötzlich stehst Du da, starrst fassungslos auf Tickets, für die Du viel gearbeitet und hart gekämpft hast, um ein Konzert besuchen, für das Du durch ganz Deutschland reisen musst und weißt einfach nicht, was Du tun sollst“, zeigt sich eine Frau auf Twitter vor dem Konzert ratlos und erntet dafür Zuspruch und Verständnis in den Antworten.

„Mir ist es ein Rätsel, wie man bei der aktuellen Diskussion um Till Lindemann diese Band überhaupt genießen, geschweige denn bejubeln kann“, schreibt ein Nutzer auf Twitter, als er am Rande des Olympiaparks die jubelnden Fans hört. Die Reaktionen darauf sind in den Kommentare andere, Nutzer pochen auf die Unschuldsvermutung.



Auf Kritik stößt auch ein Tweet des Olympiaparks München. „#Rammstein - Show 1 von 4“ heißt es dort - ergänzt um Fotos der Veranstaltung vom Mittwoch. „Dass die Gelddruckmaschine nicht so schnell angehalten werden kann, war klar“, kommentiert ein Nutzer. „Aber wenigstens diesen Post hättet ihr euch auch einfach mal sparen können.“ Ähnlich heißt es in einem anderen Kommentar: „Muss man wirklich noch damit werben, ernsthaft? Ich würde aus lauter Scham gar nichts darüber posten...“

Als geschmacklos und respektlos bezeichnet ein anderer Nutzer den Post - in diesem Fall mit Blick auf die aktuelle Thematik. Verständnis zeigt ein weiterer Nutzer - mit einem Aber: „Dass die Konzerte nicht abgesagt werden können verstehe ich, aber jetzt noch diesen Post nachzusetzen, ist unter aller Sau...“

Rammstein bezieht Stellung



Doch auch zahlreiche Unterstützer finden sich in Tweets und Kommentaren, sprechen von Vorverurteilung und pochen auf die Unschuldsvermutung. „Solange es keine belastbaren Beweise gibt, ist ja auch nichts!“, schreibt ein Nutzer. Dass es keine bestätigte Anzeige, sondern Aussagen auf Social Media gibt, nervt einen anderen Twitter-Nutzer: „Es gibt kein Gerichtsurteil, sondern Behauptungen.“

Rammstein schreibt selbst in einer Stellungsnahme, dass sie die Vorwürfe außerordentlich ernst nehmen, betonen aber: „Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.“

Protest vor dem Konzert



Bereits am Mittwochnachmittag strömten Massen an Rammstein-Fans in den Münchner Olympiapark. Am Abend schlug ihnen auch Protest entgegen. Rund 60 Menschen versammelten sich mit Megafon und Transparenten mit Aufschriften wie „Das Opfer ist nie schuld“, „Keine Show für Täter“ und „Glaubt Opfern sexualisierter Gewalt“.

Sie seien zwar nicht viele, aber laut, sagt eine 27-jährige Münchnerin, die sich dem Protest angeschlossen hat. „Ich wohne direkt nebenan, und für mich war der Gedanke unerträglich, hier vier Rammstein-Konzerte zu haben. Da ist es mir ganz wichtig, dass eine Gegenveranstaltung irgendwie sichtbar ist.“

Drei weitere Konzerte in München



Einzelne Fans fühlten sich von dem Protest provoziert und zeigten in Richtung der Versammlung den Mittelfinger. Ein paar Mal musste die Polizei einschreiten; ein Sprecher berichtete gegen Ende von keinen größeren Zwischenfällen.

In dieser Woche spielt Rammstein drei weitere Konzerte in München. Im Juli dann drei weitere Deutschland-Konzerte in Berlin. Und Aufregung und Kritik werden sie begleiten.

− dpa