Kripo sucht Zeugen und Fotos
Tödlicher Angriff bei Schloss Neuschwanstein: Polizei nennt Details zu Hergang und Täter

15.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:15 Uhr

Die Marienbrücke nahe dem Schloss Neuschwanstein. An einem Aussichtspunkt nahe der Marienbrücke kam es zu der Tat. −Symbolbild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Ein Mann hat am Mittwoch zwei Frauen in der Nähe des weltberühmten Schlosses Neuschwanstein angegriffen und eine von ihnen schwer verletzt. Sie stirbt später. Am Donnerstagnachmittag veröffentlicht die Polizei weitere Details - zu Hergang und Täter.





Gegen 14.40 Uhr war die Polizei demnach am Mittwoch verständigt worden, dass es zwei verletzte Personen an einem Aussichtspunkt nahe der Marienbrücke geben solle. Die historische Brücke ist ein beliebter Treffpunkt von Urlaubern, weil es von dort einen guten Blick auf das Schloss gibt. Die Einsatzkräfte rückten sofort mit einem Großaufgebot an.

Nach dem aktuellen Ermittlungsstand hatten zwei Touristinnen - 21 und 22 Jahre alt - auf einem Wanderweg östlich der Marienbrücke zufällig einen 30-jährigen Mann getroffen. Wie die Polizei am Donnerstagnachmittag in einer Pressemitteilung berichtet, handelt es sich bei dem Mann um einen US-amerikanischen Touristen. Die Frauen, nach dpa-Informationen US-amerikanische Staatsbürgerinnen, schlossen sich dem Mann auf ihrem weiteren Weg an.

Frauen unter einem Vorwand auf Trampelpfad gelotst



Unter einem Vorwand hat der 30-Jährige die jungen Frauen dann auf einen schwer einsehbaren Trampelpfad gelotst, der zu einem Aussichtspunkt führt, so die Polizei. Dort griff er die 21-jährige Frau körperlich an. Nach Stand vom Donnerstagnachmittag muss laut Polizei davon ausgegangen werden, dass es sich um ein versuchtes Sexualdelikt handelte.

Als die 22-Jährige einschreiten wollte, würgte sie der Mann und stieß sie einen steilen Abhang in Richtung Pöllat hinab. Die Pöllat ist ein Wildbach und verläuft in einer Schlucht unterhalb von Neuschwanstein. Auch die 21-Jährige stieß der Mann den Abhang hinunter. Nach etwa 50 Metern kam sie neben ihrer Freundin zum Liegen.

Täter festgenommen



Die Bergwacht Füssen barg die beiden Frauen. Die 22-Jährige war ansprechbar und wurde in ein Klinikum eingeliefert. Nach Angaben der Polizei schwebt sie nicht in Lebensgefahr. Ersten Erkenntnissen zufolge konnte die Verletzte selbst die Rettungskräfte alarmieren. Die 21-Jährige war so schwer verletzt, dass sie mit dem Hubschrauber in ein Klinikum geflogen wurde. Im Laufe der Nacht starb sie dort an ihren schweren Verletzungen.

Der Täter hatte den Tatort dann verlassen. Die Einsatzkräfte fahndeten intensiv nach ihm - insbesondere die Polizeiinspektion Füssen, die Grenzpolizeistation Pfronten, eine Diensthundeführerin, der ZED (Zentrale Einsatzdienst Kempten), sowie ein Polizeihubschrauber. Polizeikräfte nahmen den Täter wenig später in Tatortnähe fest.

Kripo ermittelt



Der 30-Jährige wurde laut Polizei am Donnerstag dem zuständigen Ermittlungsrichter am Amtsgericht Kempten vorgeführt. Dieser folgte dem Antrag der zuständigen Staatsanwaltschaft Kempten und erließ Haftbefehl. Der 30-Jährige wurde in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.

Unmittelbar nach der Festnahme hat die Kripo Kempten die Ermittlungen übernommen - wegen versuchten Mordes und Mordes sowie eines Sexualdelikts. Weil das Gelände am Tatort stark abschüssig ist, unterstützten hierbei speziell ausgebildete Beamte der Alpinen Einsatzgruppe.

Rekonstruktion des Tatablaufs im Fokus der Ermittlungen



Im Fokus der Ermittlungen steht nun insbesondere die Rekonstruktion des genauen Tatablaufs, heißt es von Seiten der Polizei. Daher werden Zeugen, die die Tat selbst oder verdächtige Beobachtungen im Vorfeld gemacht haben, gebeten, sich bei der Kripo Kempten unter der Telefonnummer 0831/9909-0 zu melden.

Außerdem besteht die Möglichkeit Fotos, die durch Besucher am Tattag im Tatortumfeld gemacht wurden und möglicherweise zufällig Opfer oder Täter beinhalten, auf dem Media-Upload-Portal der Bayerischen Polizei hochzuladen und so bei den Ermittlungen zu unterstützen.

− vr/ism/dpa