Polizei ermittelt
Tote Geschwister (4 und 5) in Unterfranken: War die Heizung defekt?

24.01.2022 | Stand 21.09.2023, 22:55 Uhr

Die beiden Kinder starben, der Vater wurde schwer verletzt. −Foto: News5

In einer kleinen Gemeinde in Unterfranken findet ein Angehöriger zwei tote Kinder. Warum sie starben, ist zunächst unbekannt. Nach einem Verbrechen sieht es zunächst nicht aus. Womöglich war die Heizung defekt.



Zwei tote Kinder sind in einem Haus in Unterfranken entdeckt worden. Nach dpa-Informationen liegt möglicherweise eine Kohlenmonoxid-Vergiftung vor, die Heizung könnte defekt gewesen sein. Die Polizei bestätigte dies zunächst nicht, ermittelt werde in alle Richtungen.

Ergebnis der Obduktion am Dienstag

Erste Anzeichen deuteten auf einen Unglücksfall in dem Haus im bayerischen Karlstein am Main hin, sagte Polizeisprecher Philipp Hümmer am Montag. Die Leichen der Kinder sollten noch am Montag obduziert werden, um die Todesursache zu klären. Ein Ergebnis soll am Dienstag vorliegen.

Die Kinder waren Geschwister: ein fünf Jahre altes Mädchen und ein vierjähriger Junge. Ihr 49 Jahre alter Vater wurde verletzt und kam in ein Krankenhaus. "Die Mutter war nicht vor Ort. Die Eltern leben getrennt", sagte Hümmer, der am Morgen zum Einsatzort gefahren war. Ein Angehöriger habe die Kinder gegen 6.30 Uhr in dem Haus gefunden und die Einsatzkräfte alarmiert. "Das Haus ist abgesperrt", sagte Hümmer. "Die Spurensicherung ist da." Zudem seien die Rechtsmedizin und eine Staatsanwältin vor Ort.

Geruchloses Gas

Das sehr giftige Kohlenmonoxid (CO) ist ein brennbares, farb- und geruchloses Gas. Es entsteht unter anderem, wenn Materialien wie Holz, Kohle oder Gas ohne genügend Sauerstoff verbrennen, etwa in geschlossenen Räumen oder bei defekten Heizanlagen. Bei der Lagerung von Holzpellets kann ebenfalls CO entstehen. Auch an Stromaggregaten, die meist mit Diesel oder Benzin betrieben werden, entstehen giftige Abgase wie Kohlenmonoxid.

Kohlenmonoxid blockiert den Transport von Sauerstoff im Blut. Bei einer Vergiftung kommt es zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Bewusstlosigkeit - und im schlimmsten Fall zum Erstickungstod. Vor allem im Schlaf werden die Symptome nur selten bemerkt.

Immer wieder Fälle von Kohlenmonoxid-Vergiftungen

Die Gemeinde Karlstein liegt am Untermain direkt an der Landesgrenze zu Hessen. Die Kinder wurden im Ortsteil Dettingen gefunden. Insgesamt leben in Karlstein nach Angaben des Einwohnermeldeamtes 8075 Menschen.

Immer wieder gibt es Fälle von Kohlenmonoxid-Vergiftungen. Bundesweit Aufsehen verursachte etwa der Tod von sechs Jugendlichen in einer Gartenlaube nahe dem unterfränkischen Arnstein. Die 18- und 19-Jährigen starben im Januar 2017, weil sie unbemerkt giftige Gase eines benzinbetriebenen Stromgenerators eingeatmet hatten. Das Gerät war nicht für Innenräume zugelassen, stand aber im Technikraum der Laube.

Auch in der Region sind in den vergangenen Wochen mehrere Fälle bekannt geworden. Eine dreiköpfige Familie aus Traunstein ist mit einer mutmaßlichen Kohlenmonoxidvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert worden, der Vater ist an den Folgen gestorben. In einer Karthalle in Österreich sind nach einem Anstieg der Konzentration von Kohlenmonoxid sechs Personen kollabiert. Weil er toxisches Kohlenmonoxid eingeatmet hat, ist am 11. Dezember auf einem Campingplatz in Viechtach (Landkreis Regen) auch ein 74-Jähriger ums Leben gekommen. Drei weitere Personen wurden verletzt.

− dpa/tka