München
Piazolo: Schulleiter können Klassen nach Hause schicken

01.02.2022 | Stand 21.09.2023, 6:13 Uhr
Ein Stuhl steht in einem Klassenzimmer auf dem Tisch. −Foto: Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Nach viel Kritik an den Corona-Regeln für die bayerischen Schulen werden diese in einem Punkt angepasst: Bei größeren Ausbrüchen können Schulleiter künftig ganze Klassen nach Hause und in den Distanzunterricht schicken, und zwar für fünf Tage. Sie müssen in diesen Fällen dann nicht mehr auf eine entsprechende Anweisung des Gesundheitsamtes warten, sondern können eigenständig handeln. Das teilte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Dienstag nach einer Videoschalte des Kabinetts in München mit.

Die Hürde für einen solchen Schritt ist aber hoch: Von einer "gravierenden Häufung" von Corona-Fällen sei auszugehen, wenn rund 50 Prozent der Schüler einer Klasse betroffen seien, so Piazolo. Greifen soll die Neuregelung voraussichtlich schon von Mittwoch an.

Formal handelt es sich dabei dann nicht um eine förmliche Quarantäne-Anordnung für die Klasse beziehungsweise die übrigen Kinder - dafür bleibt weiterhin allein das Gesundheitsamt zuständig. Die Schulleiter können aber künftig entscheiden, ob bestimmte Klassen wegen vieler Corona-Fälle in den Distanzunterricht wechseln müssen. Das kann und soll dann deutlich früher geschehen, als es angesichts der massiven Überlastung vieler Gesundheitsämter derzeit oft möglich ist. Schülerinnen und Schüler, die positiv getestet werden, müssen auch weiterhin, wie bisher, umgehend nach Hause und in Isolation.

"Wir wollen die neuen Quarantäneregelungen aus dem Schulbereich auch auf den Kitabereich übertragen. Der Hauptunterschied zwischen Kitas und Schulen ist allerdings, dass Kitakinder weder eine Maske tragen noch Abstand halten können", sagte Sozialministerin Carolina Trautner (CSU). Zudem säßen Kitakinder nicht an einem festen Platz. Deshalb liege der Schwellenwert, ab dem in einer Kitagruppe von einem Ausbruchsgeschehen auszugehen sei, bei rund 20 Prozent.

Damit lenkt das Kultusministerium nach viel Kritik von Lehrer-, Eltern- und Schülerverbänden ein. Zuletzt nämlich hatte das Ministerium in einem Schreiben an Schulen und Eltern nicht nur betont, dass allein das zuständige Gesundheitsamt entscheide, wer in Quarantäne müsse, sondern auch explizit festgehalten: "Bis zu einer möglichen Quarantäneanordnung durch das Gesundheitsamt besuchen die übrigen Schülerinnen und Schüler der Klasse weiter den Unterricht." Daran hatte sich die teils deutliche Kritik entzündet - weil manche Schulen offenbar zuvor eigenständiger gehandelt hatten. Zu den Kabinettsberatungen waren auch einige Schulleiter zugeschaltet.

Die Corona-Zahlen an den Schulen sind nach Worten Piazolos "relativ unverändert, wenn auch mit steigender Tendenz". Aktuell können demnach knapp drei Prozent aller Schülerinnen und Schüler die Schule nicht besuchen, weil sie selbst infiziert und in Isolation sind. Weitere 2,9 Prozent befinden sich als Kontaktpersonen in Quarantäne.

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