Miesbach
Nach Sex-Übergriff auf Kind: Familie attackiert Polizeiwache

10.08.2021 | Stand 10.08.2021, 18:43 Uhr

Zwei Einsatzkräfte der Polizei führen vor der Polizeiinspektion eine Tatverdächtige ab. Mitglieder einer Großfamilie wollten sich Zugang zur Polizeistation verschaffen und griffen die Beamten mit Steinen an. Vorausgegangen war die Festnahme einer Person wegen Verdachts auf ein Sexualdelikt. −Foto: Tobias Hase/dpa

Von Christoph Eberle

Zu einem größeren Polizeieinsatz ist es am Dienstag im oberbayerischen Miesbach gekommen: Auslöser war nach Polizeiangaben der sexuelle Übergriff auf ein Kind am Vorabend.

Das könnte Sie auch interessieren:
- Apple verteidigt Maßnahmen gegen Kinderpornografie

„Wegen eines größeren Polizeieinsatzes kommt es im Bereich des Volksfestplatzes in Miesbach derzeit zu Verkehrsbehinderungen. Ortkundige Autofahrer werden gebeten, diesen Bereich zu umfahren“, teilte die Polizei am Dienstagmittag mit. Eine Gefahr für Unbeteiligte bestehe nicht.



Wie ein Polizeisprecher auf PNP-Nachfrage mitteilte, war ein mutmaßlicher sexueller Übergriff auf ein Kind im Vorschulalter der Auslöser für den Einsatz. Dieser führte dazu, dass am Montagabend ein 22-jähriger Mann festgenommen wurde. Er und das Kind gehören zu einer größeren Personengruppe, die sich derzeit auf der Durchreise durch Deutschland befinde. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um eine Großfamilie. Der Vorfall ereignete sich in Hausham (Landkreis Miesbach). Der Festgenommene verbrachte die Nacht bei der Polizei.

Tür der Polizeiwache stark beschädigt

Am Dienstagmittag hätten dann 20 bis 25 seiner Familienmitglieder die örtliche Polizeiinspektion aufgesucht und versucht, die Herausgabe des Festgenommenen zu erreichen. Weil eine verbale Lösung scheiterte, seien sie einem Polizeisprecher zufolge „teilweise sehr aggressiv“ gewesen und hätten versucht, die Polizeiwache zu stürmen. Auch Steine und Schuhe seien dabei geworfen und sie hätten versucht, die Eingangstür aus den Angeln zu reißen. Dadurch sei diese stark beschädigt worden.

Die Polizisten wehrten die Attacke mit Pfefferspray und Schlagstöcken ab. Dabei wurden drei Personen aus der Gruppe der Randalierer leicht verletzt, eine Person musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Insgesamt wurden zwei Polizeibeamte leicht verletzt. Die Personengruppe floh daraufhin zu ihren Fahrzeugen am Volksfestplatz.

In der Spitze 135 Polizisten im Einsatz

Um die Situation zu beruhigen, insbesondere weitere Angriffe zu unterbinden, sowie beteiligte Straftäter festzustellen, wurden Unterstützungskräfte aus den umliegenden Dienststellen sowie geschlossenen Einheiten des Polizeipräsidiums München und der Bayerischen Bereitschaftspolizei hinzugezogen. In der Spitze waren 135 Polizeibeamtinnen und -beamte an dem Einsatz beteiligt. Für die Betreuung von Frauen und Kindern aus der Gruppe stand das BRK Miesbach mit der Krisenintervention und Einsatzleitung mit insgesamt rund 30 Einsatzkräften zur Verfügung.

Stand 13.30 Uhr bezeichnete ein Polizeisprecher die Situation als „eingefroren“. Man habe die rund 20 bis 30 Personen umzingelt und sie würden sich aktuell ruhig verhalten.

Nachdem die Situation unter Kontrolle war, wurden die Identitäten aller beteiligten Personen festgestellt. „Vier mutmaßliche Rädelsführer aus der Gruppe, allesamt rumänische Staatsangehörige, wurden festgenommen“, so die Polizei. Die Staatsanwaltschaft prüft die Stellung von Haftanträgen unter anderem wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs, des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und der gefährlichen Körperverletzung.

Sexuelle Handlungen vor Kind: Haftbefehl gegen Tatverdächtigen

Der tatverdächtige 22-Jährige wurde unterdessen am Dienstagnachmittag dem Ermittlungsrichter vorgeführt, welcher Haftbefehl erließ.Dem 22-Jährigen wird laut Staatsanwaltschaft vorgeworfen, vor dem Kind im Kindergartenalter sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben.

− mit dpa