Schwandorf
Aufregung um "Wurschtbrot"-Verbot an Oberpfälzer Kindergarten

05.06.2019 | Stand 19.09.2023, 21:22 Uhr

Eine Erzieherin soll einem Kindergartenkind verboten haben, von dem "Wurschtbrot" zu sprechen, es heiße korrekt "Wurstbrot". −Symbolfoto: dpa

Die Empörung ist dem Vorsitzenden des Vereins "Bund Bairische Sprache", Sepp Obermeier, auch Tage nach dem Vorfall deutlich anzuhören. Eine Kindergartenerzieherin soll einem Kindergartenkind in einem Schwandorfer Kindergarten verboten haben, von einem "Wurschtbrot" zu sprechen. Es hieße korrekt "Wurstbrot". Mit der Begründung, man müsse richtig sprechen und es müsse schließlich jeder verstehen. Der Kindergarten leiste auf diese Weise "dialektale Sterbehilfe" ärgert sich Obermeier. Der betroffene Kindergarten dementiert einen entsprechenden Vorfall, ganz im Gegenteil sei dort Mundart sehr willkommen.

Laut Obermeier war dem Verein "Bund Bairischer Sprache" per Facebook eine Nachricht zugeschickt worden, worin ein Mitteiler, der anonym bleiben will, dem Verein über den vermeintlichen Vorfall in dem Kindergarten berichtete. Demnach habe eine Mutter dem Facebook-Mitteiler berichtet, dass ihrem Kind in dem betroffenen Kindergarten verboten worden sei, von dem Pausenbrot im Dialekt zu sprechen. Als der Verein direkt mit der Mutter Kontakt aufnehmen wollte, habe es auf Nachfrage geheißen, dass die Mutter nicht in die Medien wolle. Die Mutter des Kindes habe den Vorfall dem Mitteiler aber bestätigt, so Obermeier. Der betroffene Kindergarten sei dem Verein bekannt, es sei aber auch dort kein Kontakt aufgenommen worden, denn "das kennen wir ja, dort wird immer alles geleugnet", winkt Obermeier ab.

Ihm sei es aber wichtig, auf entsprechende Vorfälle hinzuweisen. Kinder dürften nicht an den "Dialekt-Pranger" gestellt werden, das verletze die Kinderseele. Durch solche Schlüsselerlebnisse sei das Kind auf Jahre hinaus geprägt. Für eine Sanktionierung der Sprache im vorschulischen Bereich habe er keinerlei Verständnis.

Kindergartenleiterin dementiert

Genauso wenig Verständnis für entsprechende Anschuldigungen zeigte die Leiterin des betroffenen Kindergartens auf Nachfrage der Passauer Neuen Presse. Ganz sicher würden in ihrem Kindergarten keine Sanktionen oder Verbote erteilt, wenn ein Kind Dialekt spreche. Es werde sogar bewusst versucht, den Dialekt zu erhalten. So sänge eine der Kolleginnen regelmäßig Lieder in Mundart mit den Kindern. Grundsätzlich sei Mundart aber gar kein Thema mehr bei ihnen, da nur vier der 71 Kinder im Kindergarten überhaupt noch Dialekt daheim sprechen würden, bedauert sie. 80 Prozent der Kinder hätten einen Migrationshintergrund und lernten in einen Vorkurs Deutsch.

Derweil ruft der Verein "Bund Bairische Sprache e.V." in einem Facebook-Post über das "Wurschtbrot-Verbot", dazu auf, "wer Fälle von Verächtlichmachungen unserer Muttersprache" kenne, solle sich an den Verein wenden. "Wenn es möglich ist, machen wir die Verfehlungen bekannt," heißt es dort - und erntet entsprechenden Zuspruch unter den Kommentatoren. Dort ist beispielsweise zu lesen "Lasst den Leute ihre Dialekte!" Eine Aussage, der sich auch die Kindergartenleiterin sofort anschließen würde.



− io