Landshut
Als Erste in Niederbayern: Polizei Landshut mit Bodycams unterwegs

16.05.2019 | Stand 20.09.2023, 21:42 Uhr
Alexander Schmid

−Foto: Polizei Bayern

Als erste Dienststelle in Niederbayern wird die Landshuter Polizei mit Bodycams ausgestattet. Das ist kein Zufall. Nirgendwo im Bezirk gibt es mehr Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte als hier. In der Inspektion setzt man große Hoffnungen auf den Einsatz der Körperkameras.

Das wäre ein klarer Fall für einen Bodycam-Einsatz gewesen: Anfang Mai hat eine betrunkene Frau auf dem Gelände der Landshuter Dult randaliert. Dabei hat die 23-Jährige im Gerangel mit den Beamten nach der Dienstwaffe eines Polizisten gegriffen. "Die Hand lag schon auf der Pistole", sagt Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber. Eine Bekannte der Frau, die Zeugin gewesen sein will, behauptet etwas anderes: "Und sie hat noch nicht mal die Waffe angefasst", schreibt sie in einem Kommentar unter der Berichterstattung. Schon in naher Zukunft wird schnell geklärt sein, welche Aussage stimmt. Die Landshuter Polizei wird in den kommenden Monaten als erste in Niederbayern mit Bodycams ausgerüstet und filmt brenzlige Einsätze mit. Von denen gibt es genug in der Bezirkshauptstadt.

"Wir stehen ganz oben in der GewaPol-Statistik", sagt der Landshuter Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber. GewaPol – das bedeutet Gewalt gegen Polizeibeamte. Nirgendwo in Niederbayern ist es im Einsatz für Beamte so gefährlich wie hier. 151 Gewalttaten gegen Polizisten wurden allein im Jahr 2017 gezählt. Die Statistik für 2018 liegt zwar noch nicht vor, so gut wie sicher ist aber: Auch dieses Mal wird Landshut eine unrühmliche Führungsrolle einnehmen.

Landshut ist in der Statistik immer oben dabei

Seit Jahren ist die Stadt ein Hotspot in Sachen Gewaltdelikte gegen Polizisten. "Wir haben einige solcher Schwerpunkte. In Schwaben zum Beispiel", sagt der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Peter Pytlik. Woran die Häufung der Delikte liege, könne man sich nicht erklären. Sicher ist nur: Landshut ist in der traurigen Statistik immer oben mit dabei. Schon im Jahr 2014 war die Gefahr für Polizisten, Opfer eines Gewaltdeliktes zu werden, viermal höher als im restlichen Niederbayern. "Wir begrüßen deshalb den Einsatz von Bodycams nachdrücklich", sagt der Gewerkschaftsmann.

Hoffnung auf erhöhte Hemmschwelle bei Gewalttätern

In der Pilotphase hatte sich gezeigt, dass die Kameras eine deeskalierende Wirkung haben. Die Beamten fühlten sich zudem sicherer. 300 Polizisten in Augsburg, München und Rosenheim hatten verschiedene Bodycam-Modelle getestet. Insgesamt 1.400 der Kameras schafft das bayerische Innenministerium nach Abschluss dieser Testphase jetzt in den nächsten Monaten für die Polizeidienststellen an. Als erste sollen Landshuter Polizisten die gelben Bodycams an der Schulter tragen. "Voraussichtlich im Juli bekommen ein Kontingent. Die Kameras werden dann im Schichtdienst eingesetzt", erklärt Scheibenzuber. Wie viele der Bodycams der Inspektion zugeteilt werden, könne er noch nicht sagen. Auf alle Fälle erhoffe man sich eine höhere Hemmschwelle bei Gewalttätern – und natürlich einen Rückgang der Delikte gegen Polizisten.

Natürlich würden die Beamten im Umgang mit der Kamera geschult, auch was die rechtliche Seite betrifft. Polizisten mit Bodycams tragen zu dem einen Hinweis, dass Einsätze mitgefilmt werden. Die Kameras laufen auch nicht die ganze Zeit, sondern müssen vor einem Einsatz aktiviert werden. "Wir sind schon gespannt, wie sie sich bewähren. Ich glaube aber, dass die Kameras bei uns positiv aufgenommen werden", sagt Scheibenzuber. Das gilt nicht nur für die Polizisten, sondern auch für alle beteiligten Personen im Einsatz. Scheibenzuber: "Der Einsatz der Kameras ist ja eine beiderseitige Kontrolle, also auch für die Beamten."