Vilshofen
Nach 110 Jahren: Am Montag war beim Schmalzl Schluss

01.10.2019 | Stand 21.09.2023, 5:49 Uhr

Das Team des letzten Abends mit v.l. Gerhard Schmalzl, Rudi Gerstl (Thekendienst), Martina, Florian, Steffi und Lena Schmalzl, Katharina Kaiser (Service), Rita Knott (Küche), Eva Knott (Service) und Resi Wieland (Küche). −Fotos: Rücker

Es war, als wäre alles arrangiert worden für einen Dokumentarfilm über ein typisches bayerisches Wirtshaus: Die Gaststube ist voll, an den Stammtischen wird Schafkopf gespielt, die Bedienungen laufen mit vollen Tabletts herum, die Gäste bedienen sich am Büfett, es wird angeregt geredet und viel gelacht. Dem Wirt Gerhard Schmalzl geht das Herz auf. Das ist seine Welt. Ein letztes Mal. Als gegen 2 Uhr der letzte Gast geht, sperrt er sein Wirtshaus für immer zu.

Drei Jahre lang hat er nach einer Lösung für die Nachfolge gesucht. Er ist 58, hat seit seiner Kindheit in der Wirtsstube und später in der Küche gestanden. Das hat an seiner Gesundheit gezerrt, irgendwann musste er mal einen Schlusspunkt setzen. Das war der 30. 9. 2019.

An diesem Montag, das wussten die Stammgäste, sollte alles, was noch in der Küche und an der Theke war, aufgegessen und leergetrunken werden. Es war kein Abend mit Reden und irgendwelchen Vorführungen, sondern ein typischer Wirtshausabend. Sicherlich mit viel Wehmut, weil jeder diesem Wirtshaus nachtrauert, aber vor allem mit viel Wertschätzung. 110 Jahre gab es den Schmalzl. Früher war es "nur" ein Kramerladen, wo in der hinteren Stube Bier ausgeschenkt wurde. Gerhard Schmalzl hat daraus ein Restaurant gemacht, das weitum bekannt und geschätzt ist.

Gegen 21 Uhr brechen die ersten Gäste auf. Gerhard Schmalzl, seine Frau Martina und Service-Chefin Steffi Schmalzl werden umarmt, unzählige Male wünscht man sich gegenseitig "Alles Gute". Es ist zu spüren: Aus vielen Gästen sind Freunde geworden, deswegen ist es auch kein endgültiger Abschied. Man wird sich wiedersehen, auch wenn Gerhard Schmalzl sich vorgenommen hat, den Kochlöffel wirklich aus der Hand zu legen. Und die frei gewordenen Fachkräfte wird man in anderen Wirtshäusern wiedersehen. Jeder hat mehrere Angebote.

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