Digitalkunde als Schulfach? Ein Politikum, sagt der Passauer Medienkenner und Autor Dr. Frederik Weinert. Er hat es ausgearbeitet und ein Buch darüber geschrieben. Im Internet würden schließlich "viele Gefahren lauern, denen die Kids bislang unbegleitet ausgesetzt sind".
Dazu gehöre die Internetsucht. Weinert: "Einige Kids sind süchtig nach Facebook, andere nach Spielen und wieder andere nach Dating-Apps wie Lovoo und Tinder." Menschenverachtende Inhalte seien ebenfalls ein großes Problem. "Die Kids schicken sich rassistische Sprüche und harte Pornobilder via WhatsApp. Wer wegschaut, ist dann ein Softie. Schnell kommt es dann auch zum Cyber-Mobbing. Digitale Mutproben und Challenges wie Selfies auf Bahngleisen sind extrem gefährlich."
Die digitalen Gefahren sind aber meist sogar offensichtlicher als die Chancen, die es laut Weinert sehr wohl auch gibt: "Die sozialen Medien, Wikipedia und die digitale Vernetzung tragen zur Demokratisierung bei, sofern die Streitkultur sachlich bleibt." Manche Kids würden mit dem Spielen von Games Geld verdienen, andere zu Influencern aufsteigen und wieder andere sich mit viel Ausdauer das Programmieren selbst beibringen. "Wer sich in den richtigen digitalen Räumen aufhält, wird nicht blöd, sondern schlau. Das ist eine große Chance", erklärt der Buchautor.
Nur: Bisher wird Digitalkunde an Schulen überhaupt nicht gelehrt bzw. gelernt. "Viele Kids kennen sich mit den digitalen Medien besser aus als die Lehrer", kritisiert der 37-Jährige. "Ich stehe mit Lehrerinnen und Lehrern aus Deutschland und Österreich in Kontakt. Sie alle finden die Idee des neuen Schulfachs toll, weil viele Kids unachtsam sind. Sie kommen unausgeschlafen in den Unterricht, zocken Games bis tief in die Nacht, zeigen Suchtverhalten sowie digitale Entzugserscheinungen, während die Eltern ratlos sind. Das Schulsystem kann helfen", ist sich der Autor sicher.
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