Landestheater Niederbayern
Video: Wie Niederbayerns erster "Ring" geschmiedet wird

27.04.2019 | Stand 20.09.2023, 2:36 Uhr

Endlich hat er das Objekt der Begierde: Stephan Bootz als einäugiger Göttervater Wotan mit dem nur als Licht dargestellten überaus mächtigen Ring, den Alberich vom Zwergenvolk der Nibelungen aus dem geraubten Rheingold schmieden ließ. −Foto: Peter Litvai/Landestheater

Eines der kleinsten Opernhäuser Deutschlands bringt eines der größten Werke der Musikgeschichte auf die Bühne. Erstmals in Niederbayern zeigt das Landestheater Richard Wagners "Ring des Nibelungen". Das Haus schreibt damit Theatergeschichte. Den Ring zu schmieden ist ein Kraftakt über Jahre.

Die vier Opern haben inklusive Pausen eine Spieldauer von bis zu 16 Stunden – sie alle zugleich in einer Spielzeit einzustudieren, alle Bühnenbilder zu bauen, sie hintereinander aufzuführen, das würde nicht nur jeden Etat sprengen, dafür müsste das Landestheater auch jede sonstige Arbeit einstellen, "die Schauspielabteilung müssten wir in Urlaub schicken", sagt Geschäftsführer Senff. Aus diesem Grund dauert der "Ring" in Niederbayern anstelle von vier Tagen vier Jahre.

Video: "Der Ring des Nibelungen" – Erstaufführung in Niederbayern



Und auch dies ist ein Kraftakt, der über diesen Zeitraum noch weit hinausgeht. "Bevor man mit dem ,Rheingold‘ beginnt, braucht man eine Vorstellung, wo es am Ende der ,Götterdämmerung‘ hingeht", erklärt Intendant und Regisseur Stefan Tilch. Seit zwei Jahren schon trifft darum sich das Kreativteam, um in Stunden um Stunden alles durchzusprechen, "in einer Größenordnung, wie man es sonst nicht macht", wie Tilch sagt.

Für die acht Aufführungen an den drei Spielorten in Passau, Landshut und Straubing sind eine Fülle von zusätzlichen Orchestermusikern zu organisieren: Wagner fordert über 100 Instrumentalisten, GMD Basil Coleman hat eine reduzierte Fassung gewählt, aber auch die hat es in sich. Denn die Niederbayerische Philharmonie als Orchester des Landestheaters hat 42 Planstellen, sechs davon sind laut Geschäftsführer Rudi Senff aktuell nicht besetzt, in der Passauer Dreiländerhalle will Coleman "Rheingold" mit 70 bis 80 Musikern aufführen, in Landshut mit 60 bis 65, mehr passen partout nicht in den ohnehin nicht kleinen Graben des Theaterzelts auf dem Messeplatz, wo das Landestheater bis zur Sanierung des Stammhauses an der Isar wohl noch bis 2025 in Containern und Planen residiert. Für Landshut bedeutet das an die 30 Aushilfen von umliegenden Theaterorchestern, für Passau wird das Orchester nahezu verdoppelt.

Premiere ist ausverkauft

Das Publikum vertraut Tilch und Coleman offensichtlich: 4250 Karten sind insgesamt im Verkauf, die Premiere am 27. April in Landshut ist "rappelvoll ausverkauft", wie Sprecher Krukowski sagt. In Passau sind für beide Vorstellungen von je 915 schon über 700 Karten vergeben. "Die Niederbayern haben eine große Affinität zu Wagner", stellt der britische Generalmusikdirektor Basil Coleman fest. "Die Leute könnten ja auch nach München fahren und Wagner hören, aber sie merken, dass sie da schnell 130, 150 Euro aufwärts ausgeben – bei uns bekommt man die teuerste Karte für 48 Euro. Die Leute sind stolz auf unsere Region, und sie wollen Wagner bei uns vor der Haustür hören."

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