Fürstenstein
Aus für Stelen: Künstler zieht Projekt zurück

01.07.2019 | Stand 20.09.2023, 0:32 Uhr

So sollte der Stelen-Wald am ehemaligen Nammeringer Bahnhof aussehen. 794 Granitstelen – eine für jedes Todesopfer – wollte Künstler Reinhard Mader aufstellen. Sie sollten 1,60 bis zwei Meter hoch aufragen und individuell behauen werden. −Visualisierung: Georg A. Thuringer, Passau

Mit einem geradlinigen Kunstmenschen wie Reinhard Mader geht vieles, aber nicht alles: Nach heftigem Widerspruch aus der Bevölkerung (PNP berichtete) gibt der geschätzte Tittlinger Steinkünstler und Kurator sein Projekt eines Mahnmals in Nammering (Gemeinde Fürstenstein, Landkreis Passau) mit 794 Granitstelen zum Gedenken an ebenso viele dort ermordete KZ-Häftlinge auf.

Reinhard Mader hat sich an Bürgermeister Stephan Gawlik gewandt: "Ein Zeichen für den Frieden sollten die 794 Stelen in diesen bewegten Zeiten sein. Ein Zeichen, das mit Sicherheit über den Horizont Nammerings hinaus Beachtung gefunden hätte. Ein Zeichen, das Vergangenheit lebendig hält und nur so der Zukunft eine Chance gibt. Wenn aber so ein Zeichen anstelle von Frieden und Versöhnung in Teilen der Bevölkerung Zwiespalt, Unfrieden und Hass hervorruft, braucht es keine weiteren Worte." Und er schließt mit: "In diesem Sinne soll es nicht sein." Je ein Augenpaar aus Glas sollte die Stelen zieren. Die Nammeringer hatten bei der jüngsten Bürgerversammlung sehr emotional gegen die "Monster-Säulen" protestiert.

Nun informiert Gawlik: "Aufgrund der ablehnenden Haltung aus Teilen der Bevölkerung hat Bildhauer Reinhard Mader seine Projektidee zur Aufstellung von 794 Granitstelen am ehemaligen Bahnhofsgelände in Nammering zur Erinnerung an die im April 1945 ermordeten KZ-Häftlinge zurückgezogen. Eine Abstimmung im Gemeinderat über das Projekt hat sich somit erübrigt, da Reinhard Mader als künstlerischer Leiter und Ideengeber nicht mehr zur Verfügung steht."

− cp