30 Menschen ausgesetzt
„Eingenässt und apathisch“: Polizei Rosenheim berichtet von menschenunwürdiger Schleusung

23.10.2023 | Stand 23.10.2023, 15:43 Uhr

Die Suche nach dem Schleuser und dem Transporter blieb trotz Einsatz eines Hubschraubers der Bundespolizei erfolglos.  − Symbolbild: Polizei Bayern

Acht Kinder, das jüngste ein halbes Jahr alt, und rund zwei Dutzend Erwachsene hat die Bundespolizei Rosenheim an Freitag aufgegriffen. Wie die Polizei mitteilt, wurden sie nach einer menschenunwürdigen Fahrt über mehrere Stunden wurden sie vom mutmaßlichen Schleuser in der Nähe eines Waldes abgesetzt und ihrem Schicksal überlassen.



In Schöffau, einem Ortsteil von Samerberg im Landkreis Rosenheim, einem Gebiet, das bei Wanderern und Fahrradfahrern beliebt ist, kam es – so teilte es die Bundespolizei Rosenheim am Montag mit – zu einer „Absetzung von Türken und Syrern“. Ein Bürger meldete rund 30 Personen mit Gepäck, die offensichtlich keine Wanderer waren. Beamte der Bundespolizeiinspektion Rosenheim brachten die sichtlich mitgenommenen Geschleusten zur Dienststelle nach Rosenheim. Einige von ihnen hatten sich eingenässt und wirkten apathisch.

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Bei der anschließenden Befragung schilderten sie laut Polizeiangaben, wie sie stundenlang zusammengepfercht in einem Transporter saßen. Es gab keine Sitzmöglichkeiten und Toilettengänge blieben ihnen verwehrt. Eine Frau aus der Gruppe sei mehrmals ohnmächtig geworden, da im Transportraum des Fahrzeugs keine Lüftung vorhanden war und somit nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung stand. Man behalf sich, so die Polizei weiter, indem die Dichtung an der Tür entfernt wurde und abwechselnd jeder an dem entstandenen Spalt etwas Luft holen konnte. Nach derzeitigen Informationen erfolgte die Schleusung mit einem Transporter ab der Türkei.

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Infolge eines Wildunfalls in Ungarn musste das Fahrzeug getauscht werden. Dabei wurde keine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Insassen in Hinblick auf Verpflegung oder Toilettengang genommen. Es sollte so schnell wie möglich weiter gehen. Eine unmittelbar eingeleitete Suche nach dem Schleuser und dem Transporter blieb trotz Einsatz eines Hubschraubers ohne weitere Erkenntnisse. Warum dieser etwas unübliche Ort gewählt wurde um die Schleusung zu beenden ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Alle Personen wurden nach erster Versorgung und der grenzpolizeilichen Registrierung in eine Erstaufnahmestelle gebracht.

− red/ade