Showdown um Aufstieg
Dominatoren aus dem Süden: Weiden vs. Rosenheim – das Oberliga-Finale elektrisiert

21.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:19 Uhr

Ekstase im Rofa-Stadion: Rund um die Starbulls herrscht in Rosenheim vor den Finalspielen riesige Euphorie. −Fotos: Ziegler

Rein bayerische Finals sind in der Eishockey-Saison 2022/23 definitiv „in“. Während in der DEL München und Ingolstadt den Deutschen Meister ausspielen, heißt die Endspiel-Paarung in der Oberliga Blue Devils Weiden gegen Starbulls Rosenheim. Ab heute ermitteln die Teams aus der Oberpfalz und Oberbayern in einer mit großer Spannung erwarteten „Best-of-five“-Serie den Aufsteiger in die DEL2. Das Duell erscheint völlig offen; gut möglich, dass die Entscheidung erst in einem ultimativen fünften Spiel fällt. Los geht’s am Freitag in der Weidener Hans-Schröpf-Arena.
Als Überraschung ist der innerbayerische Showdown um die Oberliga-Krone nicht zu bezeichnen, schließlich beendeten die Finalisten die Hauptrunde der Süd-Staffel auf den Plätzen 1 und 2 – mit jeweils imponierenden Bilanzen von 127 (Weiden) bzw. 112 Punkten (Rosenheim). Weil im Norden allerdings die Hannover Scorpions mit der sagenhaften Ausbeute von 156 Zählern (und 321 erzielten Toren!) das Rennen machten, galten sie im Vorfeld der Playoffs als mindestens adäquater Anwärter auf die Endspielteilnahme.
Für die von Kevin Gaudet trainierten Niedersachsen war dann jedoch im Halbfinale gegen Rosenheim Endstation, was einer seit Jahren kolportierten Einschätzung neue Nahrung gab: Das Niveau im Süden ist einfach höher. „Wir hatten“, resümierte der Scorpions-Coach nach dem K.o. in Spiel vier des Halbfinals in Rosenheim, „eine zu einfache Saison.“ Man brauche, um auch in den Playoffs erfolgreich zu sein, die nötige „Wettkampfhärte“. In welchem Ausmaß die Starbulls über diese Tugend verfügen, wurde exemplarisch im letzten Match der Serie deutlich, als sie einen 2:5-Rückstand noch in einen 8:5-Triumph verwandelten – und damit das mit gut 5.000 Fans erneut ausverkaufte ROFA-Stadion in ein Tollhaus.

Riesige Euphorie in Rosenheim

In Rosenheim, wo man in den 1980er-Jahren drei Deutsche Meisterschaften bejubeln konnte, herrscht wieder enorme Euphorie rund um die Starbulls; die Sehnsucht nach der in den letzten Jahren immer attraktiver gewordenen DEL2 ist groß. Einen ohnehin respektablen Kader (mit Namen wie Tyler McNeely, Travis Oleksuk, Stefan Reiter oder Max Vollmayr) hat man im Laufe der Saison durch hochkarätige Nachverpflichtungen noch weiter aufgewertet – u.a. mit Goalie Tomas Pöpperle (davor in der DEL bei Köln und Bremerhaven) und Stürmer Norman Hauner aus Bietigheim; letzterer hat sich als Top-Scorer mit Tendenz zum Unterschiedsspieler profiliert und allein in den Playoffs in 11 Partien 21 Punkte angehäuft. Auch hinter der Bande findet man in Rosenheim DEL-Erfahrung in Person von Jari Pasanen, der vier Jahre lang die Iserlohn Roosters coachte.

Keeper Jaro Hübl: Auch mit 40 absolut top

Sein Weidener Kollege Sebastian Buchwieser hat noch keine höherklassige Trainer-Erfahrung vorzuweisen, sehr wohl aber erfolgreiche Arbeit in der Oberliga – erst in Peiting, dann bei den Blue Devils, die er schon in der Vorsaison zum Hauptrundentitel führte (ehe in den Playoffs das überraschende Viertelfinal-Aus kam). Heuer verfügt Weiden wohl über ein in der Breite noch besser aufgestelltes Team, aus dem offensiv die Kontingentspieler Edgars Homjakovs aus Lettland und Tomas Rubes aus Tschechien hervorstechen, als Abwehr-Routinier und Powerplay-Regisseur Kurt Davis aus den USA sowie zwischen den Pfosten der unverwüstliche Jaro Hübl, 40, der in der Hauptrunde einen famosen Gegentorschnitt von 1,60 produzierte. Auch Weiden hat vor den Playoffs mit dem lettischen Angreifer Lauris Bajaruns und dem rustikalen Verteidiger Markus Eberhardt vom DEL2-Team Landshut personell noch nachgelegt.
Alles scheint möglich in der Finalserie, unter sportlichen Aspekten haben beide Rivalen das Zeug zum großen Wurf. Folgt man freilich der jüngeren Oberliga-Geschichte, könnte man in Rosenheim schon mal den Sekt kaltstellen: Denn seit 2019 ist immer jene Mannschaft aufgestiegen, an der die Hannover Scorpions in den Playoffs gescheitert sind: zuletzt Regensburg, davor Selb und Landshut. Ein Omen für Rosenheim?

− red