Tausende Mieter in Passau haben Post bekommen von ihrem Vermieter, denn sie müssen sich ab 1. Juli selbst um ihren TV-Kabelanschluss kümmern . Der Gesetzgeber hat per Telekommunikationsgesetz beschlossen, dass die Kabelgebühren ab diesem Datum nicht mehr über die Nebenkosten-Abrechnung bezahlt werden können.
Lesen Sie dazu auch: Nebenkostenprivileg entfällt: Das sollten Mieter zum Kabel-TV wissen
Rund 12.000 Passauer Endkunden sind betroffen. Die Änderung beschert ihnen genauso Arbeit wie Vermietern, Kabelgesellschaften und anderen Versorgern.
Bei den Stadtwerken Passau zum Beispiel und ihrer Tochter „Telepark“. SWP-Sprecherin Heike Öland berichtet von großem Zeitbedarf für Aufklärung und Information der Kunden, Versorgungsvereinbarungen mit Eigentümern, bzw. Eigentümergemeinschaften (Erlaubnis, die hausinterne Kabelanlage weiterhin nutzen zu dürfen, was den Bewohnern eine ermäßigte, monatliche Nutzungsgebühr für die TV-Versorgung sichert), den Abschluss von Einzelverträgen mit den Eigentümern, bzw. Mietern, interne Auftragsbearbeitung und Rechnungserstellung und die ganzen technischen Abstimmungen wie die Prüfung der Infrastruktur in den Gebäuden. Die sei nämlich selten für die TV-Einspeisung von mehreren Versorgern ausgelegt, erklärt Heike Öland.
Lesen Sie auch: TV-Freiheit für Mieter: „Nicht Äpfel mit Birnen vergleichen“
Katholisches Wohnbauwerk hilft seinen Mietern
Zu den großen Vermietern in Passau gehört das Katholische Wohnbauwerk. Dessen Geschäftsführer Martin Mäusbauer sagt: „Von unseren 748 Wohneinheiten sind rund 500 Mieter betroffen, die noch bis zum 30. Juni von den günstigen Rahmenvereinbarungen mit verschiedenen Anbietern für den Kabelanschluss profitieren.“ Dann ist aber Schluss und „unsere Mieter müssen sich selbst um eine entsprechende Versorgung kümmern und Einzelverträge abschließen.“
Das habe ihnen das Wohnbauwerk schon im Vorjahr mehrfach mitgeteilt und man gebe auch weiterhin den Mietern Hilfestellung bei diesem Thema.
Das könnte Sie auch interessieren: Verwaltung als Wellenbrecher: Stadt Passau spricht sich gegen Surferwelle am Inn aus
Einen Sonderweg schlägt die Wohnbaugenossenschaft Passau ein: Sie springt für ihre 550 Mieter in die Bresche und übernimmt die Kabelgebühren. Das kostet zwar ein wenig, dafür spare man sich viel Aufwand. Der geschäftsführende Vorstand Christian Raab betrachtet die Wogeno auch als Fürsorger: „Wir sehen uns als soziales Unternehmen in der Pflicht und stellen das Fernsehsignal wie bisher über einen Großkundenvertrag zur Verfügung.“ Bislang berechnete man zehn bis dreizehn Euro dafür pro Wohneinheit, ab 1. Juli falle dieser Posten eben weg in der Nebenkosten-Abrechnung.
Es gibt auch eine gute Nachricht
Das könne die WGP leider nicht, argumentiert deren Chefin Andrea Gais. „Bei unseren niedrigen Mieten können wir es uns nicht leisten, die Kosten einfach zu erlassen.“ Der Großkundenvertrag für die mehr als 1800 Wohnungen sei gekündigt. „Wie beim Strom auch kann sich jeder seinen Anbieter aussuchen.“
Gais hat dennoch eine gute Nachricht: „Für den WGP-Mieter wird es durch den Einzelnutzervertrag im Endeffekt tendenziell günstiger. Über die Betriebskostenabrechnung hat der Mieter bisher an uns 9,47 Euro im Monat bezahlt. Ab 1. Juli zahlt der Mieter, wenn er einen Einzelnutzervertrag mit Telepark abschließt, nur noch 8,90 Euro im Monat.“
Die Übernahme zum Stichtag passiere unterbrechungsfrei, falls der Mieter bei Telepark bleibe. Nach einer Übergangszeit bis 30. September werde das ursprüngliche Fernseh- und Hörfunk-Grundversorgungssignal deaktiviert, falls der Bewohner der Wohneinheit zwischenzeitlich keinen Einzelvertrag geschlossen hat.
Artikel kommentieren