Nach PNP-Bericht
Verdacht der Schwarzarbeit: Barber-Shops unter Beobachtung

Behörden vereinbarten engere Zusammenarbeit bei Kontrollen

18.03.2024 | Stand 25.03.2024, 20:17 Uhr

Schlange stehen diese Männer vor einem Barber-Shop. Die Friseurinnung drängt seit längerem auf häufigere und schärfere Kontrollen der Shops durch Zoll und Ordnungsämter. Nur so könnten Fälle möglicher Schwarzarbeit bekämpft werden. − Foto: dpa

Seit Jahren macht die Friseurinnung auf die Barber-Shops aufmerksam, die auch in Passau auf dem Vormarsch sind und eingesessenen Friseurbetrieben das Leben schwer machen, vor allem durch Dumpingpreise. Nach dem PNP-Bericht „Barber-Shops: Friseuren stehen die Haare zu Berge“ gibt es nun Konsequenzen.



So kam es am Montag zum ersten Mal zu einem konzertierten Treffen verschiedener Behörden. Initiiert von der Kreishandwerkerschaft – wo die Konferenz auch stattfand –, vereinbarten Vertreter von Zoll, Handwerkskammer und der Ordnungsämter von Stadt und Landkreis engere Zusammenarbeit.

Thomas Schosser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft: „Wir hatten die Möglichkeit, unsere Probleme und Bedenken, die wir aktuell bei der Bekämpfung der Schwarzarbeit sehen, darzulegen. Es war uns ebenfalls wichtig, dass sich die einzelnen Behörden für die weitere Vorgehensweise untereinander austauschen konnten. Dies ist gelungen und es wurden weitere Schritte der Überprüfung besprochen.“

Die betroffene Friseurinnung stimmt zu: „Die Kommunikation unter den Behörden soll enger werden“, fasst Obermeister Christian Erntl das in seinen Augen wichtigste Ergebnis zusammen. Zoll und Handwerkskammer vereinbarten, mehr Informationen auszutauschen: Wo greifen Sondergenehmigungen zum Führen eines Barber-Shops, wo nicht? Wie steht‘s mit der Lehrbefähigung im Geschäft, sollten Lehrlinge beschäftigt sein? Usw.

Ordnungsämter „nehmen das Thema sehr ernst“

Vertreter zweier Ordnungsämter – Stadt und Landkreis Passau – waren dabei. „Was das Landratsamt Passau betrifft, nehmen wir das Thema sehr ernst, auch wenn es zahlenmäßig im Landkreis Passau selbst noch keine Bedeutung hat“, erklärt Werner Windpassinger als Landkreis-Sprecher auf Nachfrage der PNP. Das Treffen sei aus seiner Sicht wichtig gewesen, weil alle Beteiligten an einem Tisch waren. Denn um rechtssicher gegen mögliche Verstöße gegen die Handwerksordnung vorzugehen, bzw. das Vorliegen illegaler Beschäftigung zu bewerten, brauche es das Zusammenwirken. „So kann etwa das Landratsamt ohne fachliche Stellungnahme der Handwerkskammer nicht tätig werden, wenn es um die Frage geht, ob jemand ohne die notwendige Meisterbefähigung tätig ist.“

In der Branche spricht man seit langem von Wettbewerbsverzerrung, da viele Barber-Shops beispielsweise auch am Montag öffnen, keinen Innungsbeitrag zahlen oder Mitarbeiter als geringfügig Beschäftigte (520 Euro) angeben, aber Vollzeit arbeiten lassen und die Differenz an Finanzamt und Sozialversicherung vorbei bezahlt werde.

Meister nötig im Friseurhandwerk

Das Friseurhandwerk unterliegt der Meisterpflicht. Das bedeutet: Wer Haare schneiden möchte, der muss einen Meister haben oder einen Betriebsleiter einsetzen, der Meister ist. Solange es nur um den Bart geht, kann ein Barber-Shop auch ohne Friseurmeister legal betrieben werden. Die rote Linie bildet quasi der Brillenbügel, denn wenn die Dienstleistung über den Bügel hinausgeht – also Haupthaar geschnitten wird – greift die Meisterpflicht. Viele Shops erfüllen sie, indem sie einen Meister dafür bezahlen, dass er für Geld seinen Namen zur Verfügung stellt. Da ballt sich bei Friseuren oft die Hand in der Tasche, weil ihnen so „die eigenen Leute“ in den Rücken fallen.

Der Obermeister der Friseurinnung Passau, Christian Erntl, sieht den Kampf gegen diese Praktiken erst am Anfang. „Wir überlegen, ob wir über die Landesinnung einen Anwalt beauftragen, unsere Interessen zu vertreten.“ Er bringt auch die Wettbewerbszentrale und die Regierung von Niederbayern ins Spiel, da seit Jahren eindeutig Wettbewerbsverzerrung vorliege. „Wir sind heute eineinhalb Stunden zusammen gesessen zu diesem Thema und ich sehe uns auf einem guten Weg.“