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„Auch wenn du nicht dran glaubst“: Science Busters bringen Wissenschaft auf die Bühne

04.03.2024 | Stand 25.03.2024, 21:09 Uhr

Kabarettist Martin Puntigam (l.) und Astronom Florian Freistetter diskutieren die mögliche Ankunft der Aliens und vieles mehr. − Foto: Meisenberger

Was für eine wundervolle Erklärung: „Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht dran glaubt“ – das ist der Leitspruch und zugleich ein Buchtitel der Science Busters, einer Gruppe von Wissenschaftlern aus Österreich, die seit 16 Jahren Erwachsenen, Jugendlichen und mittlerweile auch Kindergartenkindern – zusammen mit dem Petzi-Bär aus dem aus dem ORF-Betthupferl – allerhand Wissenswertes aus den Naturwissenschaften erklären. Sie leisten einen Beitrag, eine von gezielten Falschinformationen überflutete Gesellschaft wenigstens in Ansätzen zu immunisieren gegen den grassierenden Unsinn.

Kabarettist Martin Puntigam moderiert

Damit diese Mission unterhaltsam und lustig wird, moderiert der grandiose Grazer Kabarettist Martin Puntigam, seines Zeichens Medizinstudium-Abbrecher und Lektor an der Uni Graz, die Bühnenshows. Im aktuellen Programm „Planet B“ interviewt er Florian Freistetter, promovierter Astronom, und Martin Moder, promovierter Molekularbiologe, und stellt die nötigen Verständnisfragen für deren Erörterungen und Experimente, die mit vier Kameras auf Großeinwand übertragen werden, ebenso wie Fotogags zu Puntigams Pointen.

Experimente wie diese zum Beispiel: Man schütte Blaukrautsaft in eine Karaffe mit Wasser, blase mit dem Schlauch reichlich Atemluft mit viel CO2 hinein, beobachte, wie aus Blau Rosa wird und mache so sichtbar, wie der massenhafte Kohlendioxid-Ausstoß in die Luft die Meere übersäuert. Dasselbe funktioniert ebenso mit dem blauen hauseigenen Science-Busters-Gin: Gemischt mit Tonic Water (durch Kohlensäure chemisch „sauer“) entsteht ein Gin Tonic so apart leuchtend rosa wie Martin Puntigams Science-Busters-Anzug und Glitzerschuhe für die Showbühne.

Um die nicht zu belegende medizinische Un(wirksamkeit) von Homöopathie zu demonstrieren, entnehmen die Busters mit der Pipette einen Milliliter Gin und geben ihn in 100 Milliliter Wasser, was dann genau zehnmal in Richtung Erdmittelpunkt geschüttelt wird, fertig ist die Potenz C1. Davon wiederum einen Milliliter verdünnen sie in 100 Milliliter Wasser und schütteln das Ganze zehnmal in Richtung Erdmittelpunkt: Potenz C2. Noch zehnmal wiederholt ergibt das die Potenz C12. „Das ist ein Verhältnis, als würden wir eine Flasche Gin in eine Kugel aus Wasser kippen, die so groß ist wie die gesamte Erde“, erklärt Florian Freistetter. „Da ist kein einziges Molekül Alkohol mehr drin, das hier ist reines Wasser.“ Puntigam trinkt auf Ex. Und Freistetter schiebt hinterher, solche Präparate „sollte man nicht nur für Kinder, die sollte für alle Menschen unerreichbar aufbewahren.“

Das Publikum lernt, wie Empfängnisverhütung für den Mann funktionieren könnte (mit Erhitzung der Hoden), lernt, dass jenes berühmte Zitat von Albert Einstein „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben“ nicht von Einstein stammt – es gibt keinen Beleg dafür. Es lernt, dass der Mensch sich und sein Verständnis von der Welt katastrophal überschätzt (Probieren Sie doch mal kurz, ein Fahrrad mit Rahmen, Pedalen und Kette korrekt aufzuzeichnen). Und es lernt, wie lang man ein rohes Hendl herfotzen muss, bis es dank der kinetischen Energie gar ist.

Nach wie vielen Watschn ist das Hendl gar?

Am Wochenende war „Planet B“, vom Scharfrichterhaus veranstaltet, zu Gast im großen Redoutensaal des Stadttheaters, Termine in Oberbayern und im österreichischen Grenzland folgen. Die Busters gibt es auf 15 DVDs mit 80 TV-Episoden, als Podcast, auf Facebook, Instagram und Tiktok, in sechs Büchern und 800 Radiokolumnen auf FM4. Und sogar auf dem Fußballplatz: Der USV Furth läuft in gesponsorten rosa Dressen auf, auf dem Trikot die Formel F=m*a, Kraft gleich Masse mal Beschleunigung. Heißt in der Praxis: Der schmächtige Fußballverteidiger mit gewaltigem Tempo ist toll, aber der langsame bullige räumt den Angriff genauso effektiv ab.

Raimund Meisenberger


•Livetermine: 7.5. Salzburg, 8.5. Linz, 11./12.5. München, Info: www.sciencebusters.at

•„Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht dran glaubt“, Hanser, 336 S., 27 Euro