Plattling
"Fetter Sound" fürs Nibelungenspiel

12.07.2018 | Stand 18.09.2023, 2:56 Uhr

Auf 244 Seiten erstreckt sich die Partitur für das Historienspiel "Die Nibelungen". Komponist und Musiker Martin Schönberger arbeitet seit Januar intensiv an diesem Werk, welches das Schauspiel nicht nur begleiten soll. Stattdessen nimmt die Musik seiner Meinung nach heuer eine noch wichtigere Rolle als bisher ein. −Foto: Häusler

244 Seiten umfasst die Partitur, die Martin Schönberger für das Nibelungenfestspiel 2018 geschaffen hat. Seit Januar komponiert der 37-Jährige die Musik für das historische Spiel, die ein elfköpfiges Projektorchester live zur Aufführung spielt.

Die Zahl der Instrumentalisten sinkt im Vergleich zum Orchestereinsatz beim Historienspiel 2014, doch insgesamt wird das Publikum mehr Musik zu hören bekommen, "einen richtig fetten Sound". Die Verantwortung dafür trägt Schönberger. In den ersten Gesprächen mit Regisseur Andreas Wiedermann sei schnell klar geworden, die Musik soll stärker zur Dramaturgie beitragen, das Stück weiterentwickeln. "Eine riesige Herausforderung", sagt Schönberger in seinem Tonstudio in Hettenkofen.

Um diese Ansprüche zu erfüllen, ertönt auch während der Dialoge Musik. "Akustische Bögen tragen von Szene zu Szene", erklärt er. Der in die Partitur blickende Laie erkennt nur Punkte und Striche, verteilt auf fünf Zeilen. Schönberger sieht darin, wie das Zusammenspiel einzelne Szenen gestaltet, zum Beispiel die aufregende Überfahrt nach Island.

Schönberger saß bereits mit neun Jahren an der Orgel, studierte an der Musikhochschule in München neben Schulmusik und Dirigieren das Fach Komposition und Musiktheorie. So entwickelte er sich zum Profi. Im Prinzip funktioniere die Musik der diesjährigen Inszenierung wie bei professionellen Musicals, erläutert der 37-Jährige. Einzelnen Darstellern verpasst er wiederkehrende Motive, die den Besucher etwa an die Figur Hagen von Tronje erinnern soll, obwohl dieser zum fraglichen Zeitpunkt gar nicht auf der Bühne steht. Die Melodien spiegeln die Figuren wider, so klingt das Motiv von König Gunther nicht fein ausgetüftelt, sondern vermittelt einen eher kaputten Charakter.
Mehr zur Musik der Nibelungenfestspielen lesen Sie am Donnerstag, 11. Juli, in Ihrer Plattlinger Zeitung.