Deggendorf
Ankerzentrum: Security-Mitarbeiter täuschte Angriff auf sich vor

19.07.2019 | Stand 18.09.2023, 3:51 Uhr

Ein Security-Mitarbeiter des Ankerzentrums in Deggendorf hat einen Angriff auf ihn offenbar nur erfunden. −Foto: Binder/Archiv

Ein Bewohner des Ankerzentrums in Deggendorf habe ihn mit einer abgebrochenen Flasche attackiert und verletzt. Das hatte ein Security-Mitarbeiter Anfang Juni der Polizei berichtet. Nun haben die Ermittler herausgefunden: Der Security-Mitarbeiter hat die Tat nur vorgetäuscht. Das berichtet das Polizeipräsidium Niederbayern am Freitag.

Die erfundene Tat hat sich nach ursprünglicher Aussage des Security-Mitarbeiters am 3. Juni zugetragen haben. Kurz nach 21 Uhr habe er einen Bewohner des Ankerzentrums - einen 20-jährigen Eritreer - darauf hingewiesen, dass es verboten ist, die Unterkunft mit einer Schnapsflasche zu betreten. Daraufhin soll sich ein Streitgespräch entwickelt haben, bei dem der Eritreer die mitgeführte Schnapsflasche zerschlagen und auf den Security-Mitarbeiter eingestochen habe soll. Der Mitarbeiter zeigte Polizeiangaben zufolge bei seiner Befragung auch frische Verletzungen am Arm. Daraufhin wurde gegen den Eritreer Haftbefehl erlassen. Seitdem befand er sich in Untersuchungshaft.

Security-Mitarbeiter fügte sich Verletzungen selbst zu

Nun ergaben die Ermittlungen der Polizei Deggendorf: Der Security-Mitarbeiter, ein 28-Jähriger Iraker, hat den vermeintlichen Angriff mit der abgebrochenen Flasche offenbar nur vorgetäuscht. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen wurde der Sicherheitsdienstmitarbeiter von dem Eritreer beim Betreten der Unterkunft massiv beleidigt. Daraufhin habe der Security-Mitarbeiter mit einem Schlagstock auf den Eritreer eingeschlagen und diesen leicht verletzt. Womöglich aus Angst vor möglichen Sanktionen erfand der Security-Mitarbeiter den Angriff mit der abgebrochenen Flasche "und fügte sich damit selber Verletzungen am Arm zu", heißt es in einer Mitteilung der Polizei.

Der Haftbefehl gegen den 20-jährigen Eritreer wurde sofort aufgehoben und dessen Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt veranlasst, teilte die Polizei mit. Ebenfalls fraglich sei auch der Vorwurf des Security-Mitarbeiters gegen fünf weitere Eritreer, die sich im Zusammenhang mit dem Vorfall angeblich mit Steinen bewaffnet haben sollen.
Gegen den 28-jährigen Security-Mitarbeiter wird nun unter anderem wegen Vortäuschen einer Straftat, Falsche Verdächtigung und Freiheitsberaubung in mittelbarer Täterschaft ermittelt.

− cav