Deggendorf
Stromer-Fahrer aus Leidenschaft

08.01.2019 | Stand 21.09.2023, 0:34 Uhr

Genau aufgezeichnet hat Werner Soukup seine 2018er-Tour über die Alpenpässe nach Rovinj und über die Autobahn zurück – mit Angaben über Strecke, Verbrauch und Durchschnittstempo. −Foto: Binder

Ein Missionar ist Werner Soukup nicht. Auch kein militanter Umweltschützer oder jemand, der jeden Euro umdreht. Er will niemanden dazu bekehren, E-Auto zu fahren – für sich selbst hat er das lautlose Vorankommen mit hohem Drehmoment aber absolut entdeckt. Und weil er ein Mensch ist, der die technischen Errungenschaften gerne kennenlernt und nutzt, hat er sich eingelesen wie kaum ein Anderer.

Der 62-jährige Deggendorfer ist stellvertretender Werkleiter im Hafen. Aus privatem Interesse und reinem Spaß an der Freude fährt er bereits mit seinem zweiten elektrisch angetriebenen Kleinwagen die täglichen drei Kilometer zur Arbeit. Auf privaten Touren – unter anderem ins kroatische Rovinj – dokumentiert Werner Soukup akribisch genau, wie weit er und seine Frau Ilse mit dem Auto kommen und welche Vorteile der Antrieb mit sich bringt, der aus seiner Sicht die automobile Zukunft ist.

Zweimal sind die beiden bereits nach Rovinj gestromert – und zwar nicht auf der Autobahn, sondern über die Alpenpässe. Und: Es geht. Strom für etwa 30 Euro kostet der einfache Weg, die vier Ladepausen dauern im Schnitt 40 Minuten und eignen sich hervorragend für eine Tasse Kaffee, zum Beine vertreten und zum Entschleunigen. Insgesamt haben die Soukups im Juli 2018 rund 13 Stunden für die knapp 650 Kilometer weite Fahrt über Berg und Tal gebraucht.

Schnellladesäulen nachgefasst werden – solche stellen zum Beispiel die Deggendorfer Stadtwerke inzwischen an elf Standorten zur Verfügung – sind in etwa 20 verschiedenen Apps gelistet, die unterwegs verfügbare Ladesäulen in der Umgebung suchen und sogar direkt dorthin navigieren. Bezahlt wird auch im Ausland über Systeme, für die Soukup Kundenkarten einstecken hat. Das Ladesäulennetz hat ihn in Slowenien am stärksten beeindruckt, auch die Italiener seien gerade stark am Aufrüsten. Deutschland sei da noch nicht ganz so weit, zumindest habe aber die Kette "Tank und Rast" schon verstanden, dass Ladesäulen an den Autobahn-Rasthöfen ihr das Geschäft sichern können. Der Stromer verursacht nur wenig laufende Kosten: Von der Steuer ist der Stromer zehn Jahre lang befreit, die Versicherung kostet ihn ähnlich viel wie für einen Verbrenner. Bei Kundendiensten ist nicht viel zu tun, die sonstigen Verschleißteile sind deutlich weniger und die Bremsen werden weniger beansprucht, weil die Rekuperation, also Energie-Rückgewinnung, auch eine Bremswirkung hat. Die Akkus, deren wenige Hersteller kaum mit der Produktion nachkommen, halten nach Soukups Kenntnisstand bis zu 400000 Kilometer lang. Wenn sie wirklich hinüber sind, könne man alle Bestandteile daraus recyclen. Bei allen, die täglich 30, 40 oder 50 Kilometer in die Arbeit fahren, so Soukup, amortisiere sich der höhere Kaufpreis für den Stromer schnell.

− kw

ⓘZum E-Auto-Erfahrungsaustausch treffen sich alle Interessierten jeden dritten Samstag im Monat ab 17 Uhr im Gasthaus Wegmacherkurve, Frohnreut 5.

Mehr darüber lesen Sie am Mittwoch, 9. Januar, in der Deggendorfer Zeitung.