Deggendorf
Trauer um Franziska Wiedemann: Eine Geschäftsfrau vom alten Schlag

05.11.2018 | Stand 18.09.2023, 3:13 Uhr

Franzsika Wiedemann ist am 31. Oktober im Alter von 97 Jahren gestorben. −F.: Pammer

Mit Franziska "Fannerl" Wiedemann ist am 31. Oktober eine Deggendorfer Geschäftsfrau vom alten Schlag verstorben. Die einstige Seniorchefin des überregional bekannten "Café Wiedemann" wurde 97 Jahre alt. Am Freitag, 9. November, findet um 10 Uhr in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt ein Requiem statt, anschließend wird die Urne beigesetzt.

Anlässlich ihres 95. Geburtstags schilderte die DZ 2016 Fannerl Wiedemanns Lebensweg. Sie wurde am 12. Mai 1921 in Aumühle bei Pocking als erstes Kind der Mühlen- und E-Werkbesitzer Bachmeier geboren und musste sehr früh im elterlichen Betrieb aushelfen. Als Älteste von fünf Geschwistern war sie sowohl in der Mühle als auch in der Abrechnung mit den Stromabnehmern befasst. 1946 heiratete sie den Wachszieher- und Konditormeister Karl Wiedemann. Aus der Ehe gingen die drei Kinder Fannerl Motz, Gigi Wiedemann-Pammer und Karl Wiedemann jun. hervor.

Fannerl Wiedemann war ein Glücksfall für das Café im Herzen der Stadt. Während Ehemann Karl sich um den Aufbau der Wachsfabrik kümmerte, war das Café ihre Leidenschaft. Am Luitpoldplatz 5 wurde der Grundstein für das Wiedemann-Unternehmen gelegt. Bis vor über 150 Jahren waren in dem Haus die Lebzelterei, Konditorei und Wachszieherei vereinigt.

Die Kaffeehausgäste schätzten den Humor und die Gastfreundlichkeit der Deggendorferin; bei ihr fühlten sich die Gäste wohl und so hatte sich schnell eine große Schar an Ehrengästen gebildet. 1949 übernahm der Münchner Professor Blasius Spreng die künstlerische Umgestaltung der "Weinstube zum Lebzelter" in die legendäre "Tusculum-Bar". Silvester 1949 wurde Eröffnung gefeiert.

Das Café Wiedemann wurde zu einem weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Treffpunkt. Tanzveranstaltungen – zum Beispiel mit Max Greger – zogen Besucher aus ganz Niederbayern an. Ein erneuter Umbau folgte 1954, 1971 eine Modernisierung des Betriebes mit Schwerpunktverlagerung auf Konditorei und Tages-Café. Und mitten drin stand immer die Chefin, die sich keinen Ruhetag gönnte und nur eine Woche im Jahr Urlaub machte.

Schwere Schicksalsschläge trafen Fannerl Wiedemann in den folgenden Jahren. Der 1959 geborene Karl Wiedemann jun. erlag einem Herzinfarkt im Alter von erst 43 Jahren, Ehemann Karl Wiedemann sen. starb 1994. Enkelin Martine Motz kam 2004 bei einem Verkehrsunfall ums Leben.

Die Familie blieb Fannerl Wiedemann zeitlebens Stütze und Freude. Ihr großer Stolz waren ihre sieben Enkelkinder und sieben Urenkel.

− dz