Altötting/Pfarrkirchen
Sehbehinderte Rottalerin erfühlt mit ihren Fingern Tumore in der Brust

31.12.2019 | Stand 20.09.2023, 5:58 Uhr

In der Praxis von Dr. Alexandra Fredl-Platzer (rechts) bietet die stark sehbehinderte Sarah Schönhuber ihre Fähigkeiten als Medizinisch-Taktile Untersucherin (MTU) für Brustabtastungen an. −Foto: Stummer

Vorsichtig legt sie die flachen Hände auf die Haut von Veronika Ebner. Drückt die Handflächen leicht an, verharrt einen Moment, spürt die Wärme des Gewebes und tastet sich weiter vor. "Entzündungen sind wärmer als die umliegende Haut", erklärt Sarah Schönhuber ihr Tun.

Mit den Fingerspitzen macht sie sich dann an die Arbeit. Zentimeter für Zentimeter untersucht sie das Dekolleté und die Brust ihrer Patientin. Die 26-Jährige muss sich bei ihrer Arbeit ganz auf ihren Tastsinn verlassen. Sie selbst ist stark sehbehindert – und hat aus ihrem Handicap einen Beruf gemacht. Medizinsch-Taktile Untersucherin (MTU) ist sie. Sie ertastet Knoten und hilft so bei der Brustkrebsvorsorge. Als MTU arbeitet Sarah Schönhuber nun in Frauenarztpraxen in Altötting, Eggenfelden und Vilshofen.

Ein Gendefekt und eine damit einhergehende seltene Augenkrankheit hat die Rottalerin fast erblinden lassen. Die junge Frau war Anfang 20, als sie sich komplett umorientieren musste. Ihrem Beruf als Medizinische Fachangestellte konnte sie nicht mehr ausüben, auch das Autofahren musste sie aufgeben. Im Medizinsektor aber blieb sie – und schulte kurzerhand zur MTU um.

Eine der Praxen, in denen die junge Frau immer wieder Untersuchungen anbietet, ist jene von Dr. Alexandra Fredl-Platzer in Altötting. Die Gynäkologin sieht das Angebot als "eine Ergänzung zu Ultraschall und Mammographie". In ihrem Berufsalltag erlebt sie immer wieder Patientinnen, die der Gerätemedizin skeptisch gegenüber stehen und die lieber eine andere Art der Brustkrebsvorsorge wollen. "Und mir als Ärztin ist es wichtig, dass sie eine Krebsvorsorge machen und da kommen solche Angebote ins Spiel", sagt sie. Es seien Zusatzangebote, die eine Alternative in der Vorsorge sein können, betont sie.

Mehr dazu lesen Sie kostenlos auf PNP Plus und in der Montagsausgabe der Passauer Neuen Presse (Online-Kiosk)