Kirchstein
Wehmütiger Abschied

Gemeindereferent Josef Söldner geht in den Ruhestand – Das Kreuz als ein Plus-Zeichen der Welt

03.06.2021 | Stand 21.09.2023, 0:16 Uhr
Anneliese Caruso

Sichtlich bewegt nimmt Gemeindereferent Josef Söldner das Abschiedsgeschenk der Kuratie St. Ägidius entgegen, das ihm die Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates Michael Wurm und Martina Schuhbeck überreichen.

Ein Hauch von Wehmut herrschte bei den Teilnehmern des Gottesdienstes am Dreifaltigkeitssonntag, als die Kirchengemeinde aus der Kuratie St. Ägidius Josef Söldner in den Ruhestand verabschiedete. Zum 1. Juni endete seine Dienstzeit im Bistum als Gemeindereferent im Pfarrverband Kirchanschöring, zu dem auch St. Michael in Kirchanschöring, Maria Himmelfahrt in Fridolfing und St. Johann Baptist in Petting gehören.

Noch legt Josef Söldner seine Hände aber nicht in den Schoß, vielmehr ist er in den nächsten Wochen noch als ehrenamtlicher Mitarbeiter im Pfarrverband Kirchanschöring unterwegs. Er unterstützt im Rahmen der Firmvorbereitung eine Kirchenführung, eine Online-Konferenz, die Firm-Proben und ist bei den drei Firmungen am 25. und 26. Juni in Fridolfing mit dabei. Zudem leitet er die Vorbereitungsgruppe für den Paarsegnungs-Gottesdienst am 16. Juli in Fridolfing
Am vergangenen Sonntag wurde zunächst die Messe, die Pfarrer Ludwig Westermeier zelebrierte, vor dem Freialtar auf dem Platz vor der alten Schule, im Herzen Kirchsteins gefeiert. Monika Orehek umrahmte sie musikalisch an der Orgel und unterstrich mit ihrer schönen Stimme zugkräftig die Botschaft von Josef Söldners Ansprache. Er hatte diese passend zu seinem pastoralen Weg und Auftrag ausgewählt, eine lebendige Form des Kircheseins zu schaffen.

"Jeder ist ein Geschenk, eine Gabe und hat eine Aufgabe"

Dabei machte er deutlich: "Wer seine genialen Fähigkeiten, wie einst beispielsweise der Erfinder Thomas Alva Edison, in den Dienst der Allgemeinheit stellt, bringt Gutes in die Welt." Jeder von uns, jeder Mensch sei ein genialer Gedanke Gottes. Ein Kreuzchen, das man den Kindern bei der Taufe auf die Stirn zeichne, drücke das Gleiche aus. Er sehe dieses Kreuzzeichen auch als ein "Plus-Zeichen, als Plus-Zeichen der Welt." Es sage uns: "Du bist ein Geschenk, eine Gabe und du hast eine Aufgabe. Sei auch du weiterhin ein geniales Plus in der Gemeinschaft." In einem schönen Kinderlied heiße es: "Gott baut ein Haus, das lebt, aus lauter bunten Steinen, aus großen und aus kleinen, eins, das lebendig ist." Er habe an den Tagen zuvor mit einem Bekannten an der Salzach in Laufen bunte Steine gesammelt, vor 24 Jahren war er in den Dienst der dortigen Pfarrei getreten. "Wir haben die gesammelten Steine mit einem Pluszeichen versehen", deutete Söldner auf einen Korb. "Bitte nehmt sie mit und verschenkt sie mit den Worten ,Du bist ein Plus für mich’, sagte der Gemeindereferent, ehe er sich bei allen bedankte, die seine Arbeit in Kirchstein mitgetragen und mitgestaltet haben.

Eine lebendige Gemeinschaft

Jede Pfarrgemeinde verfüge über ein besonderes Charisma. Dies hänge mit den Persönlichkeiten zusammen, die dort leben und wirken. "Die Gemeinde Kirchanschöring ist weit über die Heimat hinaus für ihr soziales und ökologisches Engagement bekannt: durch das Haus der Begegnung, durch Hilfsaktionen wie ,Junge Leute helfen’, Basare und ,Eine-Welt’-Waren-Verkäufe zugunsten von Menschen in Rumänien, Indien und Brasilien." Das Dorf sei weithin angesehen wegen der deutsch-polnischen Partnerschaft mit Lichnowy, des Festivals "Im Grünen" und vielen anderen Initiativen. "Hinzu kommt in Lampoding und Kirchstein der starke Zusammenhalt, der am Tag der Vereine besonders deutlich wird." So würdigte Söldner den EC Lampoding mit der Lodronhalle, die nicht nur die Vereine regelmäßig nutzen, sondern die immer wieder mal auch für Festgottesdienste entsprechend hergerichtet werde. "Das ist schon etwas Außergewöhnliches." Stets seien es bestimmte Personen, die sich ins Zeug legten, damit eine lebendige Gemeinschaft entstehe. "Ich erinnere mich bestimmt noch lange an den Festgottesdienst beim Feuerwehrfest, das Trachtenjubiläum, das Gaufest der Burschenvereine, das 50-jährige Priesterjubiläum von Pfarrer Siegfried Fleiner, an Fronleichnamsprozessionen, an Hausbesuche bei Krankenkommunionen und andere Anlässe."
Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Michael Wurm, und seine Stellvertreterin Martina Schuhbeck machten in ihrer Abschiedsrede deutlich: "Mia hätten mit dir gern dein Abschied gebührend mit am Fest und am Glasal Wein gfeiert, aber coronabedingt ist des leider momentan ned möglich. Mia hoffan, dass heia unsa Pfarrfest stattfinden ko. Do bist natürlich ganz herzlich eiglodn, und do hoin mia dann oise noch." "Viele Jahre warst du bei uns und host uns in vielen Belangen tatkräftig unterstützt. Ganz fest am Herzen glegn san dir de Ministranten und de ganze Jugend, de Firmlinge und alle Kinder aus da Pfarrei, de Senioren und unsa ganze Pfarrgemeinde." Seine Besuche bei den Senioren und den Kranken seien ihm immer eine Herzensangelegenheit gewesen, für die er sich viel Zeit genommen habe. "Mit de Ministranten host oiwei a gscheide Gaudi bei de Fuaßboiturniere ghobt. Du warst oiwei eahna Coach und natürlich der größte Fan", sagte Wurm, ehe die Ministranten Josef Söldner eine sportliche Kappe mit "Fan-Unterschriften" überreichten. Aber auch der Pfarrgemeinderat in Kirchstein würdigte das Engagement Söldners mit einem Geschenk: ein Mispelbäumchen, ein eher seltener Obstbaum, der Jahrzehnte alt werden kann und ihn noch lange an Kirchstein erinnern mag.
Pfarrer Westermeier erinnerte schließlich daran, dass Josef Söldner auch noch weiterhin im Pfarrverband tätig ist und bedankte sich für die knappen neun Jahre seines Einsatzes. Wie er sagte, sei Söldner schon in St. Michael verabschiedet worden. An den Fronleichnams-Gottesdiensten in Petting und Fridolfing werde man ihm ebenfalls noch Auf Wiedersehen sagen.