Traunreut
"Liebe Grüße, Elfi": Täuschend echte Betrüger-Mail

29.06.2020 | Stand 20.09.2023, 6:55 Uhr
Pia Mix

Gestrandet in der Ukraine? Von wegen! Elfi Dzial befand sich, als diese E-Mail Freitagfrüh sämtliche Adressaten ihres Web-Accounts erreichte, wohlbehalten in Traunreut. Internet-Betrüger hatten ihr E-Mail-Konto gehackt und den gefälschten "Hilferuf aus Donezk" versendet. Aus Datenschutzgründen haben wir in diesem Screenshot Elfi Dzials Mail-Adresse geschwärzt. −Screenshot: tt

Elfi Dzial, Vorsitzende des Traunreuter Orts- und des Traunsteiner Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt (AWO), ist am vergangenen Freitag Opfer eines Internet-Ganoven geworden. Ihr E-Mail-Account war gehackt worden, und eine Nachricht, die scheinbar von ihr selbst stammt, ging an alle Adressaten in ihrem E-Mail-Verteiler raus.

Seit Freitagfrüh stand bei Elfi Dzial das Telefon nicht mehr still. Auch die Redaktion der Heimatzeitung hatte die gefälschte E-Mail erhalten. In dieser bat die Traunreuterin angeblich um Hilfe. Sie sei in Donezk in der Ukraine, und ihr sei die Handtasche gestohlen wurde, hieß es in dem Text. Es wurde um Hilfe in Form einer Überweisung von 850 Euro für den Rückflug und die Hotelkosten gebeten.

Viele Empfänger der E-Mail durchschauten sofort, dass es sich hier um einen Betrug handeln musste, und wollten Elfi Dzial telefonisch darauf hinweisen. Eine ganze Reihe nahm den Hilferuf aber auch für bare Münze und wollte der vermeintlich in Schwierigkeiten steckenden Traunreuterin helfen.

"Ich bin allen sehr dankbar, die mir ihre Anteilnahme ausgesprochen, Unterstützung und sogar Geld angeboten haben", erklärt Elfi Dzial im Gespräch mit der Redaktion. "Aber ich brauche wirklich nichts, mir geht es gut."

Die Heimatzeitung hatte über den Betrugsversuch bereits in der Samstagsausgabe kurz berichtet, ohne Elfi Dzials Namen zu nennen. Dadurch wurden noch mehr Traunreuter auf den Fall aufmerksam. "Es hat sich in der ganzen Stadt herumgesprochen, dass es sich um mich handelt", sagt Elfi Dzial.

Auch ein sehr unangenehmer anonymer Anruf war unter den vielen gut gemeinten dabei. Die Traunreuterin wurde gefragt, ob sie bei der AWO nicht genug verdiene, wenn sie jetzt schon auf diese Art um Unterstützung betteln müsse. Dem Anrufer ist offenbar nicht bewusst, dass Dzials Tätigkeit für die Arbeiterwohlfahrt ehrenamtlich und ohne jegliche Bezahlung erfolgt.

Wie dreist diese Form der Online-Kriminalität war, zeigt die Tatsache, dass der falsche Hilferuf erstaunlich authentisch formuliert war. "Die Wortwahl war tatsächlich so, als ob es eine Nachricht von mir ist." Elfi Dzial schreibt, wie sie sagt, nie "Mit freundlichen Grüßen", sondern endet immer mit "Liebe Grüße Elfi", genauso, wie es in dem gefälschten Rundmail stand.