Simbach am Inn
Viertausender über dem Aostatal erklommen

18.08.2021 | Stand 21.09.2023, 1:52 Uhr

In der Gletscherwelt des Wallis erlebte die Simbacher Alpenvereinsgruppe tolle Tage und bezwang dabei zwei Viertausender. −Foto: DAV

Gelungene Tage trotz mäßiger Wettervorhersage hat eine Hochtouren-Gruppe der Alpenvereins-Sektion im Aostatal (Schweiz) erlebt.

Nach der zehnstündigen Autofahrt ins Kanton Wallis entspannte das Team im Whirlpool des Hotel in Champoluc . Das war‘s dann aber vorerst mit Luxus. Am ersten Tag der Tour stieg man mit großem Gepäck zur Mezzalamahütte (3004 Meter) auf. Die kleine Unterkunft, überwiegend aus Holz mit ca. 35 Betten und Lagern, wurde für die nächsten zwei Nächte zum Quartier. Nach einer kurzen Nacht startete die Seilschaft um 5 Uhr mit Stirnlampen in Richtung Pollux. Über die Ayashütte führte der Weg mit Pickel und Steigeisen weiter über einen Gletscher mit Spalten bis zum Einstieg des Südwestgrats.

"Über einen Firngrat erreichten wir bei Nebel und Wind den Gipfel des Pollux mit 4092 Metern", berichtet Tourenleiter Gerhard Auer. Dann stieg man wieder zur Mezzalamahütte ab, die nach etwa zehn Stunden erreicht war.

Nach dieser Gewalttour wollte man den dritten Tag erholsamer angehen. Mit vollem Gepäck stapfte die Gruppe bei Schnee und Regen in eineinhalb Stunden zur Ayashütte auf 3420 Metern. Dieser Stützpunkt war mit 80 Betten und Lagern etwas komfortabler, da die Sanitäranlagen von innen erreichbar waren. Und: Man konnte von sehr weit oben starten.
Nachdem sich gegen Mittag das Wetter unverhofft besserte, hielt es die Simbacher nichts mehr auf der Hütte und sie beschlossen, gleich den Weg für den nächst Tag zu erkunden. "Bei stahlenden Sonnenschein folgten wird den Spuren bis zur Biwakschachtel Rossi Volante am Fuße des Roccia Nera (Schwarzfluh)." Dieser Spaziergang dauerte dennoch knapp fünf Stunden.

Imposante Aussicht am Roccia Nera

Nach einer kurzen, eisigen Nacht ging es wieder um 5 Uhr los. Der Weg führte in zahllosen Serpentinen zum Joch zwischen Roccia Nera und Breithornzwillingen (ein Viertausender). "Von hier ab folgten wir dem Schneegrat mit imposanten Wächten zum Gipfel des Roccia Nera mit 4075 Metern", erählt Auer. "Dort genossen wir die imposante Aussicht, bei der sich die gesamte Prominenz der Walliser Berge um Zermatt sowie im Süden der Grand Paradiso und der Mont Blanc im Westen zeigte."

Die Überschreitung der Breithornzwillinge wäre noch eine lohnende Zugabe gewesen, wurde aber als zu schwierig eingeschätzt. So beschloss man, nur den westlichen Gipfel zu besteigen. Nach dem Überwinden einer kleinen Randkluft führte der Weg extrem steil nach oben in den Sellesattel auf über 4000 Metern. "Dort stellten wir fest, dass der weitere Aufstieg an den Kletterstellen zum Gipfel durch zahllose Gruppen blockiert war. Deshalb beschlossen wir zur Hütte zurück zu kehren."

Nach knapp zehn Stunden gönnten sich die Hochtouristen auf der Hütte Kaffee und hausgemachten Kuchen und genossen die Aussicht in der märchenhaften Gletscherwelt. Abgerundet wurde der Tag wie immer auf beiden Hütten mit einem reichlichen mehrgängigen Menü. Das eine oder andere Gläschen Rotwein durfte dabei nicht fehlen.

Nach dem Frühstück am 5. Tag ging‘s an den 1700 Höhenmeter langen Abstieg. An einer Sitzgruppe veranstaltete die Gruppe noch ein feudales Picknick, bei dem alle Reste und Spezialitäten aus den Brotzeitdosen auf einer als Tischdecke umfunktionierten Bayernfahne ausgebreitet wurden. Frisch gestärkt war der restliche Abstieg dann kein Problem mehr. "Im Tal angekommen genossen wir die Vorzüge einer warmen Dusche und Annehmlichkeiten eines Hotel, bevor wir am letzten Tag die lange Heimreise antraten."

− red