Erlach
Ein Juwel im Inntal

13.09.2021 | Stand 20.09.2023, 22:29 Uhr
Christine Hacker

Sowohl Erlacher Bürger, als auch Besucher über die Landkreisgrenzen hinaus kamen ins Erlacher Gotteshaus. Kirchenpfleger Christoph Obermayer (5.v.l.) begeisterte mit seinem detailliertem Wissen über die historischen, architektonischen und sakralen Fakten der Kirche. −F.: Hacker

Wer den spätgotischen, mit Tuffsteinblöcken errichteten Kirchenbau am Nordhang des Inntales kennt, weiß um seine Schönheit und Bedeutung. Am Sonntag haben im Rahmen des "Tags des offenen Denkmals" im Landkreis Rottal-Inn viele neue Besucher erlebt, welch großartiges Bauwerk in Erlach bei Simbach am Inn steht.

Die Kirchenverwaltung um Kirchenpfleger Christoph Obermayer hatte diesen Tag zusammen mit dem Pfarrgemeinderat und der Kulturarbeit am Landkreis organisiert und bestens vorbereitet. Ein musikalisches Willkommen erfolgte vor den Führungen durch eine Schola des Kirchenchors Erlach unter der Leitung von Monika Leitl. Gemäß dem Patrozinium wurden eindrucksvoll Marienlieder angestimmt wie "Madonna, schwarze Madonna, schütz Kirche und Vaterland."

Der Kirchenpfleger übernahm selbst die beiden sehr gut besuchten Führungen in der sonnendurchfluteten Pfarrkirche und gab einen Überblick über den geschichtlichen und kunstepochalem Rahmen . "Sein und Schein" hieß das Motto des Tages des Denkmals, was zu der Tatsache passte, dass – obwohl die Kirche der Himmelfahrt Mariens gewidmet ist – es keine einzige Darstellung davon im Kirchenraum gibt.

Bekannt ist der hölzerne Palmesel mit Christus in Originalgröße, der aus der ehemaligen Kirche in Winkelham stammt und eine gotische Arbeit um 1500 ist. Jedoch besticht der Bau in erster Linie durch seine vorwiegend barocke Ausstattung und die Qualität der handwerklichen Ausführung sowie dem künstlerischen Rang des Figurenschmucks. Dadurch ist sie eine der größten und bedeutsamsten Kirchen im Landkreis.

Christoph Obermayer kennt jedes Detail in dem Juwel und nahm die Besucher mit auf eine interessante Reise, die er in drei Spannungsfelder gegliedert hatte: ein historisches, ein architektonisches und ein sakrales. So konnte man erfahren, dass 1478 bei Turm und Empore die gotische Halle entstand, die bis vorne den Sakralbau überwölbt. 1649 bis 1720 erfuhr die Kirche eine reichhaltige Barockisierung. Architektonisch ist bedeutsam, dass sie den Blick und die Aufmerksamkeit der Besucher unweigerlich nach oben zieht. Der Bau strebt mit Leichtigkeit zur hohen filigranen gotischen Decke. Die Bögen wirken, als würden sie wie Blumen in den Himmel wachsen.

Zu den beiden Seitenaltären, dem kaum einsehbaren Marienaltar und dem prägnanten, völlig symmetrischen und mit zahlreichen Figuren bestückten Hochaltar erzählte der Kirchenpfleger den Zuhörern überraschende Details und Interessantes zur jeweiligen Entstehungsgeschichte und seiner sakralen Bedeutung. Die Darstellung der Geburt Jesu und die Taufe durch Johannes dem Täufer bilden mit dem mächtigen Kreuz mit Christus eine christliche Botschaft wie in einem Dreieck. Viele Fragen und Gespräche entstanden nach den kurzweiligen Ausführungen Obermayers. Und wer mit ihm in die Schönheit des Raumes eingetaucht war, konnte sich vor dem Gotteshaus vom Pfarrgemeinderat verwöhnen und den kulturellen Teil bei Kaffee und Kuchen ausklingen lassen. Auch die Ministranten David und Johannes folgten der Führung aufmerksam und resümierten: "Die Lebensgeschichte des hl. Wolfgang mit seinen vielen Reisen war richtig interessant."