Reut
Buchbergschützen immer noch in der Zwangspause

10.05.2021 | Stand 20.09.2023, 5:07 Uhr

Die seit Ende 2019 immer noch amtierenden Majestäten der Buchbergschützen: (von links) 2. Gaujugendritterin Alina Tauer, 1. Jugendritter Jakob Grubmüller, Jugendkönig Fabian Hofbauer, 2. Jugendritterin Katja Pinzl, 1. Ritterin Anna Hölzlwimmer, Schützenkönigin Jolanda Prinz und 2. Ritter Christian Meier. −Foto: J. Prinz

Wie ein Virus ein ganzes Vereinsleben zum Erliegen bringen kann, das müssen die Buchbergschützen schmerzlich erfahren. Auch die Abteilung Böllerschützen und vor allem die Schützenjugend sind sehr stark von der jetzigen Situation betroffen.

Eine Saison hält normalerweise viele Überraschungen für die Mitglieder bereit. Sei es die Königsproklamation, die lustigen Geschichten, die der Nikolaus jedes Jahr erzählt oder einfach die Ergebnisse bei den spannenden Wettkämpfen. Doch mit dieser Aufregung hat keiner gerechnet: Seit dem ersten bundesweiten Lockdown Mitte März 2020 ist das Vereinsleben bis auf kurzzeitige Lockerungen so gut wie zum Erliegen gekommen. Sämtliche Veranstaltungen sowie Wettkämpfe einschließlich der Bayerischen und Deutschen Meisterschaften mussten abgesagt werden.

Im Sommer 2020 gab es kurzzeitige Lockerungen, was das Training ab dem 8. Juni unter Hygieneauflagen ermöglichte. So waren ab Juli auch einzelne Luftgewehr- und Kleinkaliber-Wettkämpfe für Kaderschützen Anna Hölzlwimmer, Sarah Grubmüller, Jolanda Prinz und Lena Waldhör möglich.

Saison im September hoffnungsvoll begonnen

Hoffnungsvoll konnte die Saison 2020/21 am 11. September mit einem eingeschränkten Gaststubenbetrieb wieder aufgenommen und die Planung für die neue Wettkampfsaison konkretisiert werden. Nach den Abgängen aus der 1. Mannschaft von Anna Hölzlwimmer 2019 zu Niederlauternbach in die 2. Luftgewehr-Bundesliga sowie 2020 von Sarah Grubmüller zum Bund München (1. Bundesliga), Stefan Haslinger nach Machendorf und Jolanda Prinz nach Niedererlbach (jeweils Bayernliga) konnte erfreulicherweise auf die Nachwuchstalente der Buchbergschützen zurückgegriffen werden. So bilden die neue Niederbayernligamannschaft Eva Hutterer, Simone Waldhör, Lena Waldhör, Alina Tauer und Alexander Pinzl. Für Erfolgserlebnisse sorgten bei den ersten drei Begegnungen "ohne Zuschauer" bereits zwei Siege, bevor der Wettkampfbetrieb coronabedingt wieder pausieren musste.

Am 25. September startete die Vereinsmeisterschaft mit dem traditionellen Königsschießen. Durch den zweiten Lockdown kam es aber nicht mehr zu einem Finalschießen. Rundenwettkämpfe, die bis dato durchgeführt werden konnten, wurden zunächst ausgesetzt. Ab 23. Oktober war schließlich wieder Schluss und bis auf Weiteres der letzte Schützenhausabend. Umgehend folgten die Absagen des Landkreispokal- und Gauschießens.

Der Schützenball am 7. November, bei dem normalerweise die neuen Könige und Ritter bekannt gegeben werden, wurde ersatzlos gestrichen. "Damit fiel für uns Schützen – jung sowie "alt" – einer der schönsten Abende des ganzen Jahres weg, an dem meist fröhlich bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde", schreiben Eva Hutterer und Jolanda Prinz in ihrem Bericht zur Situation der Schützen. Die Bekanntgabe der bereits ausgeschossenen neuen Schützenkönige bzw. -innen und der Ritter 2020/21 wird wohl erst in der Saison 2021/22 stattfinden. Zur Unterstützung der heimischen Gastronomie bestellte die Schützenfamilie zumindest das "Schützenballessen to go" beim Gasthaus Schreiner, wo der Schützenball traditionell gefeiert wird.

Gaumeisterschaften ersatzlos gestrichen

Auch im Dezember fielen alle Veranstaltungen aus. Dazu gehören die Nikolausfeier, das Weihnachtsanschießen der Böllerschützen, das Schützenkranzl mit Aktivenfeier, die Christbaumversteigerung und die Jugendfahrt in ein Hallenbad. Im Februar 2021 wurden wie letztes Jahr die Bezirksmeisterschaften und die Rundenwettkämpfe endgültig abgesagt. Der Plan war zunächst, die Gaumeisterschaften, die im Januar geschossen werden sollten, nachzuholen, und diese Ergebnisse für die Bayerischen Meisterschaften weiterzumelden, doch auch diese Idee musste letztlich verworfen werden.

Trotz des Lockdowns fand im März die Sichtung für den Nationalkader Armbrust 10 Meter statt. Jolanda Prinz nahm dabei sehr erfolgreich teil und qualifizierte sich über zwei Wertungsdurchgänge für die Nationalmannschaft. Aufgrund der immer weiter steigenden Infektionszahlen wurde das Fischessen am Karfreitag gestrichen und auch die Jahresversammlung, die Böllerschützenversammlung und das Maifest müssten ausfallen.

Vorstandschaft tagt mit Videokonferenzen

Das Schützenmeisteramt um 1. Vorstandssprecher Gerhard Funk-Stock und die gesamte Vorstandschaft stellte sich auf die neue Situation ein und stimmt sich jetzt per Videokonferenzen über die anstehenden Themen ab. So wird derzeit im Schützenhaus die Umrüstung der alten Öl- auf eine Fernwärmeheizung in Angriff genommen, um nur ein Thema zu nennen. Erfreut zeigt man sich auch darüber, dass, obwohl vereinsseitig derzeit keine Freizeitaktivitäten angeboten werden können, so gut wie alle Mitglieder den Buchbergschützen die Treue halten. Auch aufgrund von zahlreichen Spenden der heimischen Banken, der Gemeinde Reut sowie der Landkreis- und Regierungsebene zur Bewältigung der laufenden Kosten blickt die Vorstandschaft zuversichtlich in die Zukunft.

Für die aktiven Schützen und Jungschützen bleibt bis auf weiteres nur Trockentraining zu Hause, das heißt Schießen ohne Munition. Allerdings wird auch dies mit der Zeit immer eintöniger und selbstverständlich bräuchte man einen Trainer, der sich um Probleme – beispielsweise in der Anschlagstechnik – kümmert. Die Schießabende am Freitag sind jedoch nicht nur wichtig für das Training, sondern auch für das Pflegen sozialer Kontakte.

Die Ungewissheit, ob Wettkämpfe und Meisterschaften überhaupt stattfinden, lässt den Ansporn für das Trockentraining noch mehr sinken. Die Motivation auf ein bestimmtes Ziel, zum Beispiel die Bayerische Meisterschaft, hinzuarbeiten, fällt weg. "Man weiß nicht mehr wirklich, wofür man eigentlich trainiert", ärgern sich Hutterer und Prinz. "Für viele ist es sicher auch schwierig, nach dieser langen Pause wieder in den Schießsport hineinzufinden. Aber die Buchbergschützen lassen sich nicht unterkriegen, die Freude auf die zukünftigen Trainings- und Gesellschaftsabende nach Corona steigt."

− red