Braunau
Bischof Scheuer besucht Covid-Station in St. Josef

23.11.2021 | Stand 23.11.2021, 18:30 Uhr

Der Bischof (links) im Gespräch mit Krankenhaus-Geschäftsführer Erwin Windischbauer, der ihm die Lage vor Ort erklärte. −Fotos: Krankenhaus Braunau

Bischof Manfred Scheuer hat sich vergangene Woche an zwei Tagen bei einem Besuch im Krankenhaus St. Josef über die herausfordernde Situation informiert. Auf der Covid-Station spendete er die Krankensalbung.

Der Besuch hätte ursprünglich im Rahmen der Dekanatsvisitation stattfinden sollen, die jedoch coronabedingt auf Frühjahr 2022 verschoben wurde. Bischof Scheuer war es ein Anliegen, den Termin im Krankenhaus abzuhalten und sich vor Ort über die Situation der Patienten sowie des Personals zu informieren. Bei den seelsorgerlichen Gesprächen mit Patienten sowie deren Angehörigen und bei Begegnungen mit dem medizinischen Personal wurde ihm laut einer Pressemitteilung der Klinik die Dramatik der gegenwärtigen Situation in der Pandemie klar vor Augen geführt. Die Braunauer Krankenhausseelsorge ist in dieser für alle extrem belastenden Situation gefordert, Unterstützung – auch auf spiritueller Ebene – anzubieten.

Einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen erhielt Bischof Scheuer von Geschäftsführer Erwin Windischbauer. Ebenso kam er mit den Bereichsleiterinnen Elfriede Stachl und Manuela Reisinger ins Gespräch. Sie berichteten über den anstrengenden Berufsalltag auf den Covid-Stationen, der ihren Teams alles abverlangt, über den Kampf um das Leben der Erkrankten, die Verzweiflung der Angehörigen und ihre persönliche Betroffenheit. Martin Angermeier, Leiter des TAU-Kollegs (Schule für Gesundheits- und Krankenpflege), appellierte an die politischen Entscheidungsträger, mehr Anreize für die Ausbildung von Pflegepersonal zu setzen, um dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken; außerdem bat er die Kirche als Trägerin von Ausbildungsstätten um verstärktes Engagement. Dass sich die Versorgungslage und die Situation für das Personal in dieser vierten Coronawelle noch wesentlich zuspitzen wird, davon waren alle überzeugt.

Gedenkandacht in der Krankenhauskapelle

Bischof Scheuer feierte gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Jan Lange und den Krankenhausseelsorgerinnen Martina Lainer und Schwester Katharina Franz die ökumenische Gedenkandacht für die seit 1. Januar 2020 Verstorbenen, die aus der Krankenhauskapelle übertragen wurde. Ein besonders berührender Moment für den Bischof: Auf der Covid-Station spendete er einer sterbenden Patientin die Krankensalbung und überreichte ihr und ihrem Mann für besonderes kirchliches Engagement die Severin-Medaille.

Der Bischof bedankte sich bei allen für ihren unermüdlichen Einsatz und wünschte die nötige Kraft, diesen für die Gesellschaft so unerlässlich wichtigen Dienst zu meistern. Zur gegenwärtigen Corona-Situation sagte er: "Ich möchte meine Verbundenheit mit allen Erkrankten zum Ausdruck bringen. Darüber hinaus sage ich allen, deren Engagement in diesen Tagen ganz besonders gefordert ist – das sind Menschen in Gesundheitsberufen, in der Pflege, Wissenschafter, politische Verantwortungsträger, die am Finden von konstruktiven Lösungen orientiert sind –, meinen großen Dank, meine Wertschätzung und meine Solidarität zu."

Die gegenwärtige gesellschaftliche Lage in Österreich sei durchaus prekär und gefährlich, nicht nur in epidemischer Hinsicht. "Die Gräben zwischen polarisierten Lagern vertiefen sich zusehends, und das auch in Familien oder in der Kirche. Gerade jetzt braucht es Zusammenhalt und Solidarität und die Bereitschaft, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. In dieser Krisensituation steht die Nächstenliebe aller Menschen auf dem Prüfstand. Jetzt schließt das auch Verzicht ein um des Lebens und der Gesundheit willen."

− red