Simbach
Aussichtsplatz und Andachtsort

In Stadler 1 gibt es eine kleine Lourdes-Kapelle, die eine lange Geschichte hat

11.09.2021 | Stand 22.09.2023, 0:07 Uhr
Christina Schmid

Die Stadler-Kapelle mit der kleinen Ruhebank bietet im Sommer ein Plätzchen zum Verweilen. −Fotos: Schmid

Umrahmt von einem Lindenbaum und Buchsbäumen steht die Stadler-Kapelle hoch über dem Inntal, rundherum Wiesen und Wald. In der Nähe ist eine Sitzbank und von hier aus kann man auf das Anwesen "Stadler 1" blicken.

Man entdeckt zum Beispiel eine große Trauerweide vor den Gebäuden, die von der Oma der heute über 70-jährigen Hilde Wurm gepflanzt worden ist und sich in vielen Jahrzehnten zu einem prächtigen Gewächs entwickelt hat. Dahinter ragt der Turm der Stubenberger Pfarrkirche in den Himmel.

Stadler gehört zum Gemeindegebiet Simbach, aber zur Pfarrei Prienbach. Gegenüber von Weißmühle geht die Straße hinauf, links biegt man ab und über einen Wiesenweg gelangt man dann zur Kapelle.

Hilde Wurm ist auf dem einstigen Bauernhof in Stadler schon immer daheim. Als Kind hieß sie Mathilde Meisenberger. Sie wurde von ihren Großeltern adoptiert und ihr Nachname lautete dann Irngartinger. 1969 trat sie mit Alfons Wurm aus Steinbruck bei Kirchberg am Inn vor den Traualtar. Die standesamtliche Trauung war in Erlach, die kirchliche in der Pfarrkirche Prienbach und die weltliche Feier beim "Ecker" in Stubenberg. Glücklich war sie mit ihrem Mann, der bei der "Heraklith" gearbeitet hat. Plötzlich und ganz unerwartet war am 18. September 2011 sein irdisches Leben zu Ende. Hilde Wurm ist eine gläubige Christin, das Gebet und der sonntägliche Kirchenbesuch bedeuten ihr sehr viel.

Auf einem Wiesenhügel steht die "Stadler-Kapelle". Ein wunderbarer Blick über Prienbach und bis weit ins österreichische Nachbarland tut sich hier auf. Maiandachten wurden an diesem Ort gefeiert und für Bittgänge war die Glaubensstätte Ziel. "De Kapelle war scho immer da", sagt Hilde Wurm. Mit ihrem Mann Alfons hat sie im Jahr 2000 die Stätte mit der Lourdes-Madonna renoviert und diese wurde dann vom damaligen Pfarrer Edmund Hauner feierlich eingeweiht.

In der Prienbacher Kirche findet man Fotos und eine Erklärung zur "Stadler-Kapelle". Hier heißt es: "Sie wird von zwei Linden fast völlig verdeckt. Im Inneren befindet sich eine Lourdesgrotte (…) Ihr Alter wird auf mehrere 100 Jahre geschätzt, genau weiß das niemand. Sie soll eine Pestkapelle sein." Als der Text verfasst wurde, standen tatsächlich zwei Lindenbäume neben der Stätte. Es war noch Alfons Wurm, der eine Linde fällen musste. Den Stamm hatte er im Stadl gelagert und sein Wunsch war es, dass daraus eine Figur der Gottesmutter Maria entstehen sollte. Dies erlebte er jedoch nicht mehr.

Sein Anliegen kannten seine Verwandten Gabi, Karl und Markus Bachmaier, die nun mit seiner Witwe in Stadler 1 daheim sind. Mit Felix Kroiß fanden die Bachmaiers einen jungen Schnitzer, der mit der Motorsäge aus dem Lindenstamm eine große Marienstatue schuf, die heute geschützt unter einem Schindeldach und umrankt von Blumen steht. Eingeweiht wurde sie 2016 von Pfarrer Peter Kieweg und hier finden nun die Maiandachten statt – nicht mehr vor der Kapelle, die inzwischen etwas beschwerlich zu erreichen ist.

Hilde Wurm ist ein geselliger Mensch und schöpfte nach Schicksalsschlägen im Glauben immer wieder neue Kraft. Zur Kapelle kommt sie heute nicht mehr so oft, denn durchaus steil ist der Aufstieg dorthin. Sie hat aber viele Fotos von Maiandachten, die hier mit zahlreichen Gläubigen begangen wurden. Und sie weiß noch, wie sie als Kind bei den Bittgängen zur kleinen Lourdeskapelle an der Hand der Oma dabei war.