Pfarrkirchen
Zusammenschluss besiegelt

14.07.2022 | Stand 20.09.2023, 23:10 Uhr

Die neue Vorstandschaft mit den Gästen: (von links) Markus Seemüller, Josef Wirthmüller,Tobias Häusl, Florian Bauer, Josef Sextl, Johann Stadlthanner, Hubert Poschinger, Maria Hass, Hermann Fußeder, Josef Pichlmaier, Hermann Haslbeck und Martin Rieger. −Foto: Neuhuber

Zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung hatte der Vorsitzende der Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Gangkofen, Josef Sextl, nach Rimbach eingeladen. Grund war die Aufnahme der Mitglieder der MEG Pfarrkirchen. Der Zusammenschluss wurde mit Neuwahl der Vorstandschaft und Beschluss über eine neue Satzung besiegelt.

Im Vorfeld hatte die Vorstandschaft der MEG Pfarrkirchen das Einverständnis all ihrer Mitglieder eingeholt. In der Versammlung ging Josef Sextl nochmals auf die Gründe und Vorteile des Zusammenschlusses ein. Die Zahl der Mitglieder in beiden Gemeinschaften sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Als Vorteile nannte er die geringere Zahl von Vorstandsmitgliedern, die gemeinsame, eigene Geschäftsführung und die damit verbundenen, geringeren Kosten. Zudem müsse die Molkerei weniger Versammlungen durchführen und habe nur noch einen Ansprechpartner bei Preisverhandlungen.

Positive Preisentwicklung trifft auf Kostensteigerung

In seinem Kurzbericht stellte er die Marktsituation dar. Diese habe sich von einem Käufer- in einen Verkäufermarkt gewandelt. Jede Molkerei brauche Milch. Dies habe zu einer positiven Preisentwicklung für die Milchbauern geführt. So stieg angesichts gestiegenen Verkaufspreise im Lebensmitteleinzelhandel der Auszahlungspreis um 30 Prozent je Kilogramm. Problematisch seien aber andererseits die gravierenden Kostensteigerungen bei den Milcherzeugern und den Molkereien.

Sorge bereitet dem Vorsitzenden wie auch den anderen Referenten das Verbraucherverhalten. Denn man wisse nicht, ob angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten die Nachfrage nach Milchprodukten zurückgehe.

Als äußerst positiv stellte er die Atmosphäre bei den Vorgesprächen zum Zusammenschluss heraus. Das Ergebnis war ein gemeinsamer Wahlvorschlag für die Vorstandschaft, bestehende aus jeweils vier Mitgliedern aus Gangkofen und Pfarrkirchen. Diese wurden einstimmig gewählt. Der neuen Vorstandschaft gehören an: Hermann Fußeder (Gangkofen), Josef Wirthmüller (Gerzen), Hermann Haslbeck und Hubert Poschinger (beide Neumarkt St. Veit), Johann Stadlthanner (Pfarrkirchen), Josef Pichlmaier (Dietersburg), Maria Haas (Hebertsfelden) sowie Martin Rieger (Postmünster). Diese wählten Johann Stadlthanner als neuen 1.Vorsitzenden und Hermann Fußeder sowie Josef Pichlmaier als 2. und 3. Vorsitzenden.

Der Geschäftsführer der Bayern-MEG, Markus Seemüller, stellte die Satzungsänderungen vor. Der Name wird in "Milcherzeugergemeinschaft Rottal" geändert. Dies soll weiteren Gemeinschaften im Landkreis eine potenzielle Aufnahme in eine gemeinsame MEG im Landkreis erleichtern. Die Anzahl der Vorstandsmitglieder richtet sich nach der erzeugten Jahresmilchmenge. Die MEG hat ihren Hauptsitz in Eggenfelden. Die Geschäftsführung geht von der BBV-Geschäftsstelle auf eine eigene über.

Weniger Erzeuger produzieren mehr Milch

In seinem Rückblick schilderte der Gesellschafter der Bauer Holding, Florian Bauer, die Entwicklung seines Unternehmens im Landkreis Rottal-Inn, wo man bis 1987 weitgehend als Marktpartner unbekannt war. 1988 wurde die Produktionsstätte der Molkerei Kohler übernommen und bis 1996 als Sammelstelle weitergeführt. 2008 wurde auch die Butterei in Gangkofen eingestellt. Die gesamte Milch der Gemeinschaften aus dem Landkreis wird nach Wasserburg zur Verarbeitung transportiert. Die Zahl der Milcherzeuger ging seit 1990 von 870 auf nunmehr 184 zurück. Gleichzeitig stieg jedoch die Milchmenge von 59 auf 65 Millionen Kilogramm. Je Tag und Betrieb wurden 1990 von zwölf Kühen 195 kg, 2021 von durchschnittlich 44 Kühen 970 kg gewonnen. Insgesamt stellte er das gute Vertrauensverhältnis zwischen den Produzenten, den Milcherzeugergemeinschaften und der Molkerei heraus – auch wenn es schon schwierige Situationen wie den Wegfall der Quoten oder dem Milchstreik gegeben habe.

Aufgrund der Coronakrise und des Krieges in der Ukraine waren unerwartet Lebensmittel knapp oder auch gar nicht mehr verfügbar, sagte Bauer. Daraus ergebe sich ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Meist gebe es keine Alternativen oder weitere Lieferanten. Außerdem sprach Bauer die Verfügbarkeit von Rohstoffen hin, wie z.B. Zucker und Himbeeren für Joghurts oder TetraPacs für Milch. Für die unverzichtbare Energieversorgung mit Gas und Strom habe das Unternehmen jedoch Vorsorge getroffen.

Die aktuelle Situation und die Geschehnisse wie Betriebsschließungen oder Verkäufe in der Branche erläuterte der Geschäftsführer der Bayern-MEG. Markus Seemüller stellte das Vertrauen zwischen Erzeugern, Verarbeitern, Handel und Verbrauchern als Leitwährung in der Wirtschaft heraus. Er habe mit vielen Marktpartnern zu tun, aber nur bei wenigen Unternehmen könne man sich so aufeinander verlassen, wie das bei der Familie Bauer der Fall sei.

Dieses gute Verhältnis stellte auch der neue Vorsitzende Johann Stadlthanner heraus. Seit den Anfangsjahren der MEG Pfarrkirchen sei dieses nie wesentlich gestört gewesen und soll auch in Zukunft die Basis für eine gute Zusammenarbeit sein.

− fn