Pfarrkirchen/Eggenfelden
Zu wenig Dosen: Angezogene Handbremse im Impfzentrum

30.04.2021 | Stand 22.09.2023, 0:42 Uhr

Call-Center-Mitarbeiterin Renate Hüttner führt derzeit viele Beratungsgespräche mit Astrazeneca-Erstgeimpften, die demnächst ihren zweiten Piks erhalten. −Foto: red

Aus Mangel an ausreichend Dosen wird derzeit im Landkreis nur mit angezogener Handbremse geimpft. Darüber hinaus muss das Impfzentrum Rottal-Inn momentan eine Menge organisatorischer Arbeit leisten, um die Zweitimpfungen zu managen. In diesem Zusammenhang bittet die stellvertretende Leiterin Eva Arbinger darum, die gebuchten Termine dafür unbedingt einzuhalten.

Vollständiger Schutz erst nach zweiter Spritze

Denn erst mit der zweiten Impfung erreiche man einen Vollschutz, gibt Leiter Thomas Blüml vom BRK zu bedenken. Außerdem seien Lockerungen mit dem kompletten Impfschema verbunden. Gerade der zweite Termin sei besonders wichtig, den Schutz möglichst weit in der Bevölkerung zu verbreiten. Ein Beleg dafür sei die Zahl der Infektionen in den noch nicht geimpften Bevölkerungsgruppen.

Thomas Blüml weist daraufhin, dass die Zweitimpfungen mit einer erheblichen Logistik verbunden sind. Man habe für jeden Erstgeimpften nach zwölf (Astrazeneka) bzw. sechs Wochen (Biontech) genau eine personalisierte zweite Dosis im Plan. "Wenn dieser Termin abgesagt und verschoben werden soll, muss für diese Dosis ein neuer Abnehmer gefunden und wiederum erneut eine zweite Dosis eingeplant werden", erläutert Eva Arbinger. Das sei ein kaum zu bewältigender organisatorischer Kraftakt bei Tausenden solcher Fälle. "Da können wir leider nur schwer darauf Rücksicht nehmen", wirbt Thomas Blüml um Verständnis. Daher sollte wirklich jeder seine Gesundheit und die der Mitmenschen im Fokus haben, unterstreichen die Leiter des Impfzentrums.

Außerdem ist das Team des Call-Centers derzeit noch damit beschäftigt, von 3000 Astrazeneca-Erstgeimpften den zweiten Piks zu organisieren. Die meisten seien sehr kooperativ und verständnisvoll, berichten die Mitarbeiter. Dabei halte man sich an die Vorgabe der Ständigen Impfkommission. So haben die unter 60-Jährigen bei der Zweitimpfung die Wahl zwischen dem Vakzin von Astrazeneca oder Biontech.

Wie das Impfzentrum weiter mitteilt, sind die aktuellen Zahlen dieser Woche auf Grund eines kleinen Sonderkontingents von rund 200 Dosen besser als eigentlich erwartet. So würden von vergangenem Montag bis einschließlich morgigen Sonntag 2171 Impfungen durchgeführt. Damit erreicht man eine Gesamtzahl von 31790 Impfungen, davon unverändert 6633 Zweitimpfungen.

Wegen der zwischenzeitlichen Verlängerungen der Abstände zwischen den beiden Spritzen werden ab 5. Mai wieder Zweitimpfungen verabreicht. "Die Versorgung mit Impfstoff ist angesichts des hohen Inzidenzwertes im Landkreis absolut zu gering", beklagt Eva Arbinger. Daher habe Landrat Michael Fahmüller im Gesundheitsministerium zusätzlichen Bedarf an Impfstoff angemeldet. Nun hoffe man auf weitere Vakzine, denn in der Prioritätsgruppe 3 würden derzeit noch über 7000 Menschen teilweise seit Januar darauf warten, geimpft zu werden. "Das sind besonders gefährdete und priorisierte Fälle", so Arbinger.

Aus aktuellem Anlass hat Blüml noch einen wichtigen Hinweis: Personen, die ihre erste Impfung beim Haus- oder Facharzt erhalten haben, können die Zweitimpfung nicht im Impfzentrum bekommen. Diese muss auch wieder in der Praxis erfolgen. Umgekehrt muss auf jede Erstimpfung im Impfzentrum auch dort die zweite Dosis verabreicht werden.

BRK: Bis zu 1000 Impfungen am Tag möglich

"Corona hat das Land noch im Griff – uns natürlich auch die Bürokratie, angefangen bei der Priorisierungspyramide bis hin zur Dokumentation aller Vorgänge", betont das Leitungsduo. Tagtäglich würde sich etwa ändern, so dass auf Grund dieser Sprunghaftigkeit oft gar kein perspektivisches Vorgehen und Arbeiten möglich sei: "Wir hecheln hinterher und müssen es doch immer wieder schaffen." Aber bei aller Bürokratie könnte man täglich zwischen 700 und 1000 Impfungen durchführen, wenn genügend Vakzin vorhanden wäre. "An uns liegt es nicht liegen, wir sind bereit und gut gerüstet", betonen Blüml und Arbinger.

Das Leitungsteam rät allen, regelmäßig ihren Account unter www.impfzentren.bayern/citizen/ zu überprüfen. Nicht selten gebe es Neuerungen bei den Priorisierungen, die man selbstständig aktualisieren könne. Für jede Angabe sollte beim Impftermin ein Beleg mitgebracht werden, sei es zum Beispiel eine Bescheinigung des Arbeitgebers oder eine Kopie des Mutterpasses, wenn man enge Bezugsperson zu einer Schwangeren sei. Abschließend möchten sich Blüml und Arbinger noch im Namen des Teams für die "vielen positiven Rückmeldungen" der Geimpften bedanken: "Dies freut uns sehr, weil damit unsere gute und wichtige Arbeit Anerkennung findet."

− red