Pfarrkirchen
Wiedersehen mit Freunden

03.09.2021 | Stand 21.09.2023, 1:08 Uhr

Ein Prost auf die Freundschaft: (von links) Lydia Haberkorn, Rosario Callari, Josef Rothenaicher, Hans Hirl, Wolfgang Beißmann, Hermann Gaßner und Stefan Rickinger. −Fotos: Huber

Azzurro – wenn Adriano Celentanos legendärer Gassenhauer aus 15 Kehlen ertönt, dann hört sich das manchmal schrecklich an. Aber nicht beim Freundschaftsabend in San Vincenzo, als sich ein gemischter deutsch-italienischer Chor spontan und voller Inbrunst des Liedes annahm. Nichts verdeutlichte mehr, dass die Verbindung der beiden Städte auch in schwierigen Covid-Zeiten nichts an Intensität eingebüßt hat.

Die Pandemie stellt die seit 23 Jahren bestehende Partnerschaft von Pfarrkirchen und San Vincenzo auf eine harte Probe. Schon im zweiten Jahr ruhen die ansonsten regelmäßigen Aktivitäten völlig. Das gilt besonders für die zentralen Anker der Beziehung – kein Festa della Bierra Bavarese, kein Altstadtfest oder Weihnachtsmarkt mit Besuchen aus der Toskana, kein Schüleraustausch.

Wenig verwunderlich, dass man sich beim hiesigen Partnerschaftsverein den Kopf zerbrach, wie man den Stillstand beheben kann. Schnell war die Idee geboren, heuer einen Freundschaftsabend in der Toskana zu organisieren. Denn: Der Kontakt sollte nicht abreißen. "Trotz der Covid-Beschränkungen war es uns sehr, sehr wichtig, unsere Freunde wieder einmal zu besuchen", bringt es Josef Rothenaicher, Vorsitzender der Italien-Abteilung des Partnerschaftsvereins, auf den Punkt.

So machte sich nun eine 20-köpfige Pfarrkirchner Delegation in Privatautos auf die 864 Kilometer lange Reise gen Süden. Mit dabei von offizieller Seite: die komplette Bürgermeister-Riege mit Wolfgang Beißmann, Hermann Gaßner und Hans Hirl, was alleine schon den Stellenwert dokumentiert, den man in Pfarrkirchen dieser Städtepartnerschaft einräumt.

Natürlich hatte es in den vergangenen Monaten Kontakte zu den "Amici" jenseits des Brenners gegeben, aber halt nur via Facebook, Instagram, WhatsApp oder Telefon. Jetzt aber gab es das langersehnte Wiedersehen – und die Freude bei dem gemeinsamen Fest war grenzenlos. Endlich wieder zusammen ratschen, lachen, und singen. Strahlende Gesichter, wohin man blickte. "Man kann digital viel lösen, aber leben können Freundschaften nur analog. Wunderbar, dass wir endlich die Freundschaft wieder mit Fleisch und Blut leben können", betonte Rathauschef Wolfgang Beißmann in seiner kurzen Rede.

Nicht minder euphorisch fielen die anderen Beiträge aus. "Es ist schön, endlich wieder hier zu sein, bei unseren Freunden", meinte Stefan Rickinger, Vorsitzender des Gesamtvereins. Und sein Nachfolger als Chef der Italien-Abteilung, Josef Rothenaicher, blickte schon nach vorne: "Es war und ist uns ein wichtiges Bedürfnis, dass wir uns regelmäßig sehen."

Von italienischer Seite gab es keine offizielle Abordnung der Stadt. Wer hätte auch kommen sollen? Alessandro "Massimo" Bandini als Bürgermeister und eine Reihe anderer Vertreter der Kommune sind wegen einer Schmiergeld-Affäre suspendiert. Aktuell führt ein von der Bezirksregierung in Livorno bestellter Zwangsverwalter die Geschäfte in San Vincenzo – bis zur Kommunalwahl am 3. und 4. Oktober.

So oblag es Rosario Callari, Vorsitzender des dortigen Partnerschaftsvereins, das einzige Grußwort der Gastgeber zu sprechen. "Auch die Pandemie kann unserer Freundschaft nichts antun. Es ist schön, dass wir uns nach zwei Jahren wieder treffen. Eure Anwesenheit ist eine Ehre, ihr seid immer herzlich willkommen." Sein einziges Bedauern: "Schade, dass wegen den Pandemie-Restriktionen nicht alle dabei sein können."

Genug der Worte, dann ging es ans Feiern auf der Anlage des Schützenvereins. Die Rottaler hatten Fassbier und Schweinswürstl, die Stefan Rickinger grillte, mitgebracht. Die "Amici" kredenzten Wein, Penne Amatriciana, Porchetta, Salat und süße Leckereien. Und in der lauen Sommernacht hörte man noch lange Stimmengewirr, Lachen und fröhliche Gesänge, begleitet von Robert Straßl am Akkordeon. Salute, amici!