Pfarrkirchen
Tennisspieler der Region reagieren auf den Fall Djokovic

14.01.2022 | Stand 21.09.2023, 23:42 Uhr

Lebt seit über sieben Jahren in Australien und berichtet von der Stimmung vor Ort: Christina Werkstetter. −Foto: red

Es ist das Thema, über das die Tennisszene seit Tagen diskutiert: Darf die Nummer 1 der Welt, Novak Djokovic, bei den Australian Open starten oder soll er aufgrund von Ungereimtheiten bei der Einreise und hinsichtlich seines Corona-Status ausgewiesen werden? Die Meinung bei den Tennisspielern in der Region scheint eindeutig zu sein.

Für Felix Riedel, Sportwart des TC Pfarrkirchen und Mitglied der Bundesligamannschaft der Herren 30, ist der Fall klar: "Was Djokovic macht, ist nicht in Ordnung. Es gibt Regeln, die für einen Kreisligaspieler gelten und auch für einen Weltklassesportler. Insofern darf er aus meiner Sicht in Melbourne nicht spielen."

Sascha Matsche, Sport- und Jugendwart sowie langjähriger Trainer beim TC 1977 Anzenkirchen: "Auf Grund der bekanntgewordenen Vorgeschichten mit den Vorwürfen, falsche Angaben gemacht zu haben, würde ich Djokovic bei den Australian Open nicht mitspielen lassen." Es gebe viele Ungereimtheiten und offene Fragen. "Für Djokovic muss das gleiche gelten wie für die anderen Turnierteilnehmer. Diese halten sich auch an die Regeln. Man hätte ihn erst gar nicht einreisen lassen sollen. Eine Sondergenehmigung dürfte er meiner Meinung nach nicht bekommen."

Milan Navratil, Sportwart beim TC Heraklith in Simbach und langjähriger Tennistrainer, sieht es so: "Djokovic ist ein Spitzenspieler und es wäre schön gewesen, wenn er gespielt hätte. Aber Regeln gelten für alle, und es sollte keine Ausnahme für ihn geben. Meiner Meinung nach wäre es ideal gewesen, wenn er von sich aus gesagt hätte, ich flieg nach Hause. Und mit einer Impfung hätte er sich das alles erspart."

"Die Mehrheit der Tennisspieler bei uns interessiert sich nicht für das Thema", glaubt Dr. Markus Tändler, Vorsitzender des TC Malgersdorf. Das Einreisetheater bezeichnet Tändler sowohl für den Tennisstar als auch für Australien als "peinlich".

Eine, die das ganze Tamtam um den Tennisstar hautnah miterlebt ist Christina Werkstetter. Die 37-Jährige aus Mitterskirchen arbeitet als Director Traffic Development für den Flughafen in Sydney. "Das ist wirklich momentan ein riesiges Thema in Australien", sagte sie gestern gegenüber der Heimatzeitung. Sie lebt schon seit über sieben Jahren in Australien. Früher reiste sie beruflich auf der ganzen Welt herum, seit der Corona-Pandemie kam sie aus "Down Under" kaum heraus, weil die Australier ihr Land weitgehend abgeschottet haben. Und zunächst ging diese "No Covid"-Strategie auch auf – es kam zu so gut wie keinen Infektionen.

"Zu dieser Zeit waren auch kaum Australier geimpft", sagt Werkstetter. "Als dann aber ein größerer Corona-Ausbruch festgestellt wurde, startete die Regierung eine große Impfkampagne." Innerhalb von drei Monaten sei die Impfquote sprunghaft gestiegen – von sieben auf rund 90 Prozent bei den Erwachsenen, blickt die Mitterskirchnerin zurück.

Die Regierung habe diese Impfsteigerung auch mit einer klaren Botschaft versehen: "Wer reisen will, muss geimpft sein." Und die Australier halten sich grundsätzlich an Vorgaben und Regeln, weiß Christina Werkstetter. Dass nun Novak Djokovic eine Ausnahmeregelung erhalten soll, stoße den Einheimischen natürlich sauer auf: "Die Australier sagen: Was glaubt er, wer er ist. Nur, weil er gut Tennis spielen kann, soll er eine Ausnahmegenehmigung erhalten, während wir seit Monaten quasi im Land eingesperrt waren", erzählt die Rottalerin.

Die Australier fühlen sich da quasi verschaukelt. "Zumal auch herauskam, dass es immer wieder mal Ausnahmen für Politiker oder Sportler gegeben haben soll, das sorgt natürlich zusätzlich für Unmut. Wenn er sich nicht an die Regeln hält, soll er schauen, wo er bleibt", schildert die 37-Jährige den Zorn in der australischen Bevölkerung.

Auf der anderen Seite seien viele Australier auch der Meinung, dass sich ihr Land durch das ganze Hin und Her um Djokovic irgendwie "zum Affen" gemacht habe. "Ich habe mittlerweile auch den Nerv dafür verloren und verfolge die ganze Sache inzwischen nicht mehr detailliert", sagt Christina Werkstetter.

− th/er/wa/hob