Perspektivplan entwickelt
Rottaler Bäderdreieck fordert Tourismus-Neustart vor Ostern

09.03.2021 | Stand 21.09.2023, 21:26 Uhr

Einen Perspektivplan für das Rottaler Bäderdreieck übergab Bad Füssings Bürgermeister Tobias Kurz (Mitte) beim Treffen in Bad Griesbach an die Abgeordneten Walter Taubeneder (rechts) und Martin Wagle (links). −Foto: Gröll

Die Rottaler Kurorte fordern einen Tourismus-Neustart noch vor Ostern. Dazu haben sie einen Perspektivplan entwickelt.

Dieser soll "einen umgehenden verantwortlichen Neustart des Gesundheitstourismus in der Region möglich machen", heißt es in einer Pressemitteilung der Rottaler Kurorte Bad Birnbach (Landkreis Rottal-Inn), Bad Füssing und Bad Griesbach (beides Landkreis Passau).

Die drei Gemeindeoberhäupter Dagmar Feicht (Bad Birnbach), Tobias Kurz (Bad Füssing) und Jürgen Fundke (Bad Griesbach) präsentierten am Dienstag in Bad Birnbach die Grundlagen der Öffnungskonzeption den beiden Landtagsabgeordneten Walter Taubeneder und Martin Wagle, die sich auf dieser Grundlage nun an Ministerpräsident Markus Söder wenden wollen.

"Wir müssen endlich wegkommen von den pauschalen Schließungen und hin zu einer fokussierten gemeinsam gelebten und verantwortlichen Sicherheit — zum Wohle unserer Region und auch zum Wohle unserer Gäste, für die unser Heilwasser im Sinne des Wortes Heilmittel ist", forderte Bad Füssings Bürgermeister Tobias Kurz in dem Gespräch mit den beiden Direktabgeordneten für die Landkreise Passau und Rottal-Inn. Die beiden Parlamentarier sagten ihre Unterstützung zu: "Wir stehen hinter den Forderungen unserer Heilbäder und werden in München für eine verlässliche Perspektive werben", sagten Walter Taubeneder und Martin Wagle beim Besuch in Bad Griesbach.

Seit 130 Tagen ohne Gäste

Mit jährlich - vor Corona - über drei Millionen Gästeübernachtungen ist das Rottaler Bäderdreieck eignen Angaben zufolge die führende Gesundheitsregion Europas: "Unsere Thermen sind seit rund 130 Tagen geschlossen, wir hören zunehmend von vielen unserer Gäste, dass sich ihr Gesundheitszustand im Verlauf der Pandemie immer weiter verschlechtert - weil sie die Heilwirkung der Thermen und der begleitenden Therapien nicht wahrnehmen können", betonte Bad Griesbachs Bürgermeister Jürgen Fundke in dem Gespräch. "Es ist traurig, dass auch die bayerische Politik diesen Menschen jede Perspektive verwehrt", so Bad Birnbachs Rathauschefin Dagmar Feicht.

In dem gemeinsamen Perspektivplan, abgestimmt mit Kurdirektoren und Thermenchefs, skizzieren die Rathauschefs, wie ein verantwortlicher, umsichtiger Neustart aus ihrer Sicht aussehen kann. Die drei Orte fordern "eine zeitgleiche Öffnung von Beherbergungsbetrieben, Gastronomie und Thermen jeweils in den Innen- und Außenbereichen sowie des stationären Einzelhandels ab 29. März und eine zeitnahe Kommunikation, damit die Betriebe eine ausreichende Vorlaufzeit haben", heißt es in dem Perspektivplan. Nicht nur die Betriebe, auch die Beschäftigten bräuchten jetzt dringend eine Perspektive, so die Rathauschefs. Der Tourismus sei in allen drei Orten der größte Arbeitgeber mit in Summe rund 20.000 Arbeitsplätzen.

"Ausgereifte Hygienekonzepte"

Fundament der Öffnungsstrategie seien die "ausgereiften und im vergangenen Jahr bereits erfolgreich praktizierten Hygienekonzepte in Thermen, Beherbergungsbetrieben und gastronomischen Einrichtungen", so die Rottaler Kurorte. Die zunehmende Zahl an geimpften Menschen besonders bei den vulnerablen Gruppen müsse nach den Worten der Bürgermeister dazu führen, die Risikoeinschätzung zu verändern, was mit einer Abkehr von der reinen Inzidenzwertbetrachtung einhergeht.

"Die niederbayerischen Heil- und Thermalbäder sind keine Spaßbäder, sondern Gesundheitseinrichtungen", wie Bad Griesbachs Bürgermeister Jürgen Fundke im Gespräch mit den Abgeordneten deutlich machte. "Wir können die gleichen Sicherheits- und Hygienestandards bieten wie Theater, Museen und Kinos die bereits jetzt eine Öffnungsperspektive haben", sagte Tobias Kurz und fügte hinzu: "Wir haben vor Ort alles getan und werden vor Ort weiter alles tun, um sicher öffnen zu können."

Intelligente Impfstoffverteilung gefordert

Vom Freistaat Bayern fordern die Bürgermeister mehr Impfstoff für die Region aufgrund der direkten Nähe zu den Corona-Hotspots in Tschechien und Österreich. "Wir brauchen eine höhere Priorisierung der Bevölkerung in den grenznahen Gebieten in Kombination mit einer intelligenten Impfstoffverteilung einschließlich der Freigabe von Impfungen in den Arztpraxen", sagte die Bad Birnbacher Rathauschefin Dagmar Feicht.

Mehr Tempo fordern die drei Orte auch bei den staatlichen Hilfsleistungen. Die drei Heilbäder wollen, dass Bayern das Modell Baden-Württembergs übernimmt, dass bei den Zahlungen des Lands an die Kommunen (Schlüsselzuweisungen) den besonderen Mehraufwand für touristische Infrastruktur berücksichtigt. Ein weiterer Wunsch der drei Bürgermeister an die beiden Abgeordneten: den Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie dauerhaft auf sieben Prozent festzuschreiben. "Nur so können wir die Wettbewerbsfähigkeit mit dem Ausland herstellen", so die Rathauschefs.

"Ostern ist ein guter Zeitpunkt für einen Neustart", waren sich Martin Wagle und Walter Taubeneder einig. Beide betonten das bewährte Hygienekonzept, das noch weiter verbessert werden soll. Wichtig sei eine konsequente Impfung. "Wir haben gute Argumente, um eine schnelle Öffnung zu fordern. Thermen dienen der Gesundheit. Nur mit den Thermen funktioniert das Leben in den Orten". Martin Wagle ergänzte, der Schutz der Bevölkerung sei wichtig. "Das ist nicht konträr, sondern eingebettet in das Konzept", betonte er. Wichtig sei eine rasche Hilfe, was die zusätzliche Impfstoffverteilung in den Grenzregionen betrifft.

− pnp