Bad Birnbach
Politik und Unterhaltung beim CSU-Sommerempfang

12.07.2022 | Stand 20.09.2023, 6:57 Uhr
Viktor Gröll

Ehrungen: (von links) Georg Schneider, Josef Bruckmeier, Dr. Thomas Pröckl, Dagmar Feicht, Albert Ortanderl, Erwin Huber, Siegfried Biermeier und Ferdinand Gerner, Josef Hasenberger, Reserl Sem, Bernhard Baumgartner, Hermann Müller, Josef Kantner. −Foto: red

Der Sommerempfang des CSU-Ortsverbandes war ein Novum – und eine Mischung aus gutem Unterhaltungsprogramm und klaren politischen Statements. Dabei schwor Ortsvorsitzender Georg Schneider die seinen auf den bevorstehenden Landtagswahlkampf ein, aber auch in der Kommunalpolitik will man weiter die den Takt angebende Kraft sein. Auch hochrangige Ehrungen gab es.

Die Terrasse des Churfürstenhofes war bis auf den letzten Platz gefüllt. Dafür sorgte natürlich auch der Redner: Ex-Staatsminister und Parteichef Erwin Huber kam ins Rottal. Den Auftakt aber machte das vom Publikum gefeierte Ensemble der Pramtaler Sommeroperette mit Harald Wurmsdobler, Charlotte Pistar (Sopran) und Lenka Hebr (Piano). Sie entführten die Gäste in die herrlich heile Welt der Operette.

Das war freilich bewusst so gewählt. "Es ist ein Déjà-vu", erklärte Georg Schneider mit Blick auf den Neujahrsempfang 2019, der nach der schweren Krise des Ortsverbandes ein Lebenszeichen darstellen sollte, aber zum Ausrufezeichen geriet. Damals zu Gast: Minister Bernd Sibler und die "Oper im Berg". "Die CSU war wieder da", erinnerte Schneider. Erneut wolle man Zeichen setzen und die Menschen wieder zusammenbringen, meinte er.

Wie damals ließ Gerhard Wimmer seine guten Kontakte in die Welt der Musik spielen und sorgte für das Engagement der Künstler. Man habe sich den Sommerempfang gewünscht, weil niemand wisse, welche Bedingungen im Herbst und Winter herrschen. Für die Ehrungen wollte man auf jeden Fall einen würdevollen Rahmen. Im Rückblick erinnerte er an das Starkbierfest im Arterhof, das 2020 noch stattfinden konnte und dankte "Kurspatz" Josef Moser. "Es wird 2023 wieder ein Starkbierfest geben", versicherte er.

Die Kommunalwahl 2020 wertete er als "Riesenerfolg". Auch weiterhin will er "kommunale Themen besetzen, zuhören, aufnehmen und umsetzen". Man müsse den Menschen Politik erklären. "Politik muss greifbar werden", sagte er und nannte auch Themen, um die es geht: ärztliche und badeärztliche Versorgung und das MVZ, der Gehweg zur Südeinfahrt, die Bewerbung für die Landesgartenschau ("Es wäre ein Wahnsinn, wenn wir das schaffen würden") und ausreichend Wohnraum inklusive Einheimischenmodell. Als größte Herausforderung sah er die anstehende Landtagswahl, gab sich aber kämpferisch: "Wir werden 200 Prozent geben".

Mit großer Freude sei sie seit zwei Jahren im Amt, sagte Bürgermeisterin Dagmar Feicht in ihrem Grußwort. Reserl Sem habe sie zur CSU gebracht, verriet Feicht. Und sie sei gerne dabei.

Nicht dabei sein konnten MdL Martin Wagle und MdB Max Straubinger. Die beiden wurden durch Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl vertreten. Er sprach von bewegten Zeiten und den Herausforderungen, nicht zuletzt durch den Krieg in der Ukraine mit all seinen Folgen. Pröckl forderte, die drei verbliebenen AKWs am Netz zu halten.

Den engagierten Bericht des Ortsvorsitzenden lobte Gastredner Erwin Huber. In einer Partei zu sein, setze ein Bekenntnis voraus. "Da gehört Schneid dazu", meinte er und fügte an: "Es gibt keine Demokratie ohne Demokraten, die sie tragen". Die Landesgartenschau passe gut ins ländliche Bad, meinte der langjährige Staatsminister. "Das gäbe einen echten Impuls". Huber betonte das Engagement des Bezirks für die fünf niederbayerischen Thermalbäder und ging mit einem Parteikollegen hart ins Gericht: "Peter Gauweiler hat Zeit seines Lebens gegen die Europäische Union gekämpft. Das darf man in einem freien Land", betonte er, zitierte aber gleich darauf Franz Josef Strauß, der eine klare und deutliche Sprache forderte. "Gauweiler führt jetzt europäisches Recht gegen den Bezirk und die Bäder an. Da kann man ihm nur wünschen, dass er scheitert", meinte er mit Blick auf die Klage des Johannesbades gegen den Bezirk, das durch Gauweilers Kanzlei vertreten wird.

Großes Lob zollte er Bad Birnbach für den autonomen Bus. "Technologisch ist man hier weit voraus", sagte er. Von der aktuellen Stimmung dürfe man sich nicht niederdrücken lassen. Vielmehr gehe es darum, die vielfältigen Herausforderungen anzunehmen und letztlich zu meistern, sagte er in kämpferischer Manier. Es sei ein Glück, in multilateralen Gemeinschaften wie der EU und der NATO zu sein. Huber forderte gleichwohl höhere Verteidigungsausgaben für ganz Europa und kritisierte den Kurs von AfD und Linken scharf. Sicherheit sei ein Markenkern der CSU und müsse es bleiben. Der Ausstieg aus der Kernenergie – für Erwin Huber erfolgte er überstürzt. "Kein einziges Land ist uns gefolgt", sagte er.

Der Niederbayer wäre nicht er selbst, hätte er nicht auch den ländlichen Raum und die Erfolgsgeschichte Niederbayerns beleuchtet. Es gelte darauf zu achten, dass die Mehrkosten für die zweite Stammstrecke in München nicht zu Lasten des ländlichen Raumes geht.

Der Sommerempfang war würdiger Rahmen zahlreicher Ehrungen. Mit Josef Bruckmeier, Josef Hasenberger, Hermann Müller, Josef Kantner und Siegfried Biermeier konnten gleich fünf Mitglieder für 50 Jahre Treue ausgezeichnet werden. Sage und schreibe 60 Jahre sind Ferdinand Gerner und Albert Ortanderl in der CSU. Sie gehörten zu den "jungen Wilden", die mit dem verstorbenen Ehrenbürger Hans Putz an der Spitze seinerzeit den Aufbruch wagten. Ferdinand Gerner erinnerte daran ebenso wie Siegfried Biermeier – beide sind heute Ehrenvorsitzende der CSU und dürften sich sehr über die Ankündigung von Georg Schneider gefreut haben, dass die Junge Union wieder belebt werden soll. Laut Schneider werde man über seinen Herzenswunsch schon bald mehr darüber erzählen können.