Asenham
Die Schäffler tanzen wieder

28.09.2022 | Stand 20.09.2023, 1:46 Uhr

"Asenhamer, des samma mir", sangen die Schäffler der Bürgermeisterin schon unter der Haustür ein erstes Ständchen. −Foto: Gröll

Die Tradition ist alt und stammt noch aus dem vorletzten Jahrhundert – und selbst Corona kann sie nicht brechen. Auch wenn die Schäffler heuer erst im Oktober anstatt im Frühjahr tanzen: Sie werden es tun. Eine Schirmherrin haben die Schäffler mit Bürgermeisterin Dagmar Feicht auch gefunden.

Noch unter der Haustüre gab die Delegation der Schäffler ein erstes Ständchen zum Besten, ehe die Schirmherrin in spe die Gäste ins Haus bat. Freilich war es damit noch nicht getan, aber: Allzu lange bitten mussten die Mannen um Schäfflermeister Xaver Maier und Tanzmeister Josef Auer nicht. Einige Fragen hatte die Rathauschefin vorbereitet. Während sich die Mannschaft bei der Schäfflergeschichte durchwegs sattelfest erwies und außerdem alle Marktgemeinderatsmitglieder identifizieren konnte, gab es im kirchengeschichtlichen Teil da und dort leichte Verunsicherungen – die man aber in einer geschlossenen Teamleistung schnell auswetzen konnte.

Erster Auftritt vor 128 Jahren

Schäfflermeister Xaver Maier sagte, man lege viel Wert auf die Tradition. 128 Jahre ist es her, dass die Schäffler in Asenham zum ersten Mal tanzten. Heuer soll es, sieben Jahre nach dem letzten Auftritt 2015, wieder so sein. Lange habe man sich die Frage gestellt: "Dürfen wir auch", meinte er angesichts der Pandemie. Ausgerechnet zur heißesten Jahreszeit entschied man sich dann aber doch dafür – und das hieß Proben im Hochsommer, wie Tanzmeister Josef Auer später erklärte und dabei dem ganzen Team ein Riesenkompliment machte. "Normalerweise trainieren wir ein halbes Jahr, dieses Mal hatten wir nur drei Monate", erzählte er. Seit Mitte Juli wird im Wirtstadl Figur um Figur geprobt, unerbittlich jeden Donnerstag.

Aber noch fehlte etwas, nämlich die Schirmherrin. "Die Schirmherrschaft, die sollst Du machen", sagte Schäfflermeister Xaver Maier zu Dagmar Feicht. Die Bürgermeisterin machte aus ihrer Freude keinen Hehl. "Ich freue mich, dass ihr da seid", sagte sie und legte gleich nach: "Ich lege auch viel Wert auf Tradition. Klasse, dass Asenham so etwas hat und dass die Jungen nachkommen. Ich freue mich total und ich mache es gern", sprudelte es aus ihr heraus. Die Schäffler kamen natürlich nicht mit leeren Händen, sondern hatten ein Geschenk in Form eines kleinen Fasses dabei, gefüllt mit Hochprozentigem. Am reich gedeckten Tisch im Haus der Bürgermeisterin wurden noch viele Schäffler- und auch andere Geschichten ausgetauscht. Und viel Musik gab es auch, als Josef Auer und Xaver Maier die Gitarren auspackten.

Von München nach Asenham

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde durch Schäfflergesellen auf Berufswanderschaft der Tanz vor allem im südbayerischen Raum verbreitet. Oft wurde der Brauch von Turnvereinen aufgegriffen und übernommen. Das Wissen um den Schäfflertanz brachten Kramer Reßlhuber und Landwirt Franz Hartl, beide aus Asenham sowie Alois Stöger aus Sturzholz ins Rottal. Franz Hartl hatte in München gearbeitet und die Tanzfiguren genau studiert und aufgezeichnet. Gemeinsam mit Kramer Reßlhuber und Alois Stöger wurden dann Aufführungen des Schäfflertanzes in München besichtigt und das notwendige Detailwissen nach Asenham gebracht. 1894 war die erste Aufführung. Fortan gab es – ausgenommen der Weltkriegsjahre – fortan alle sieben Jahre einen Tanz.

Heuer ist es am 23. Oktober so weit. Um 13 Uhr findet der Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Leonhard statt, um 14 Uhr ist dann der Tanz auf dem Dorfplatz.

− vg