Bürgermeister erschüttert
Corona-Demo – ausgerechnet vor Eggenfeldener Krankenhaus

29.11.2021 | Stand 22.09.2023, 2:44 Uhr

Mit Grablichtern demonstrierten die Teilnehmer vor der Klinik gegen die Corona-Einschränkungen und gegen eine mögliche Impfpflicht. −F.: hl

Es war offenbar eine spontane Demonstration: Am Sonntagnachmittag gab es über die sozialen Medien einen Aufruf, dass sich Gegner der Corona-Maßnahmen in Eggenfelden (Landkreis Rottal-Inn) treffen - und ausgerechnet vor das dortige Krankenhaus ziehen sollen.



Nach Angaben der Polizei folgten dieser Aufforderung rund 200 Personen. Mit Grablichtern hielten sie Mahnwache vor der Klinik. Sie kritisierten auf Handzetteln die Corona-Einschränkungen und forderten unter anderem die Abschaffung der 2G-Regel. Und sie machten auch sehr deutlich, dass sie eine mögliche Impfpflicht strikt ablehnen.

Die Polizei hatte nach Bekanntwerden der Demo aus allen umliegenden Inspektionen Kräfte zusammengezogen. Es sei ruhig gewesen, allerdings habe man sich für alle Eventualitäten wappnen wollen, sagte ein Sprecher der Eggenfeldener Inspektion. Jedenfalls wertete man diese Demonstration als nicht angemeldete Veranstaltung und nahm von Teilnehmern die Personalien auf.

Bürgermeister erschüttert

Eggenfeldens Bürgermeister Martin Biber eilte zum Krankenhaus. Er dankte der Polizei für das besonnene Vorgehen, zeigte sich aber erschüttert: "Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, aber wie kann man nur so stur sein." Ohne dass sich die Menschen impfen lassen, käme man aus der Lage nicht mehr heraus.

"Ich bin fassungslos", sagt Dr. Klaus Kienle, Ärztlicher Direktor der Rottal-Inn Kliniken. "Diese Aktion ist aus meiner Sicht menschenverachtend den Ärzten und Pflegern gegenüber, die in diesem Moment alles dafür tun, Menschenleben zu retten." Er könne es einfach nicht nachvollziehen, dass an dem Tag, an dem es acht Corona-Tote zu beklagen gibt, ausgerechnet die Arbeit derer behindert wird, die alles dafür tun, den Corona-Patienten zu helfen. "Wie viele Menschen müssen eigentlich noch sterben, dass auch diese Leute den Ernst der Lage verstehen?", fragt sich der Chefarzt. Mittlerweile wisse man leider, dass man die Meinung dieser Leute mit sachlichen Argumenten nicht ändern könne. "Dann sollten sie aber wenigstens uns in Ruhe arbeiten lassen."

Das Personal des Krankenhauses sei in diesem Moment sehr verängstigt gewesen angesichts der Szenerie, so Kienle. "Überall war Blaulicht in stockfinsterer Nacht zu sehen. Und die Mitarbeiter wussten nicht, was genau passiert und ob es friedlich bleibt." Wenigstens dies aber blieb die etwa 90-minütige Demo.

− hl/wa/ms