Pfarrkirchen
Ausstellung im Glasbau: Studierende stellen Ökobilanz historischer Gebäude vor

08.11.2022 | Stand 25.10.2023, 12:21 Uhr

Pflanzen und umliegende Wasserbecken sind der Schlüssel einer klimafreundlichen Kühlung von Pouya Ranjibars Projekt. Der Student am ECRI stammt aus dem Iran. −Foto: Harbach

Wie können energieeffiziente und langlebige Gebäude zum Wohnen und Arbeiten in Zukunft aussehen? Studierende des Masterstudienganges "Gesundes und nachhaltiges Bauen" am European Campus haben einen möglichen Lösungsansatz dafür entwickelt. Diesen präsentieren sie zusammen mit Initiator und Studiengangsleiter Prof. Dr. Michael Laar im Rahmen ihrer Ausstellung "Autochthone Architektur weltweit - Was wir von unseren Vorfahren lernen können". Am Freitag war im Glasbau Vernissage.

Doch was genau versteht man unter dieser Art von Architektur? Auch Laar selber ist bewusst, dass das Wort, unter dem die Ausstellung steht, den Wenigsten geläufig sein wird: "Darunter versteht man die Bauweisen durch unsere Vorfahren, die natürlich keine ausgebildeten Architekten waren und mit einfachsten lokalen Materialien gearbeitet haben. Das Ziel dieser klimagerechten Bauweise war es, nicht die Natur zu verbiegen, sondern sich ihr anzupassen."

Freilichtmuseum als lokales Vorbild

Auch die zur Eröffnung anwesenden Ehrengäste, Bürgermeister Wolfgang Beißmann und stellvertretender Landrat Kurt Vallée, begrüßten den zeitgemäßen Ansatz des Studiengangs: "Das Wort Nachhaltigkeit kannte man früher nicht, aber es ging beim Hausbau auch gar nicht anders, wenn es zweckmäßig und langlebig sein sollte", sagte Vallée. Ein lokales Vorbild für solch eine frühere nachhaltige Bauweise ist etwa das Freilichtmuseum in Massing: Ein ganz normales Bauernhaus mit regionalen Baustoffen und daher auch kurzen Wegen. Das Holz wurde im eigenen Wald geschlagen, verarbeitet vom Zimmerer vor Ort und auch die Steine stammten aus einer lokalen Ziegelei.

"Unser moderner Architekturstil hat die Anpassung an die Natur verloren", erläutert Laar. Gebäude folgen der Form, die sich Architekten ausgedacht haben. Funktion und Nutzen stehen an zweiter Stelle und die Baumaterialien kommen aus der ganzen Welt, was eine große Umweltbelastung zur Folge hat. Während Gebäude früher so offen gebaut wurden, dass sie sich auf natürliche Weise selbst temperierten, wurde dies mittlerweile durch moderne Klimatisierungen, wie zentrales Heizen und Kühlen, verdrängt.

Dennoch ist nicht alles schlecht an der modernen Bauweise: Gebäude sind komfortabler, da sie mehr Platz bieten und auch witterungsbeständiger. Daher sollte auch angesichts der aktuell von Energie- und Rohstoffknappheit geprägten Zeit das Ziel sein, dass traditionelle Materialien als sinnvolle Ergänzung zu den modernen Stoffen genommen werden. Dies ist etwa beim Holz- und Lehmbau bereits der Fall. Der Studiengang fokussiert sich dabei nicht nur auf energieeffizientes, sondern auch auf langlebiges und barrierefreies Bauen.

Laars Studierende, die "alle schon fertige Architekten sind und schon in spannenden Berufen waren", haben daher eine Analyse der Ökobilanz von traditionellen Gebäuden ihrer Heimat durchgeführt und dieselbe Bauweise anschließend mit modernen Materialien verglichen. Erwartungsgemäß waren die historischen Baustoffe deutlich klimafreundlicher, auch unter Rücksichtnahme auf heutige Produktionsbedingungen und dem dadurch gestiegenen Energieaufwand.

"Zuvor habe ich in meiner Heimat nur Architektur ohne Fokus auf Nachhaltigkeit studiert, daher bin ich nach Pfarrkirchen gegangen", so Pouya Ranjibar aus dem Iran. In fortgeschrittenen Semestern werden die Studierenden statt zu analysieren auch selber Gebäude konzipieren. So plant ein Student, der bereits seine Masterarbeit schreibt, die energieeffiziente Renovierung eines Pfarrkirchner Hauses aus dem 19. Jahrhundert.

Auf 30 deutschsprachigen Postern können Interessierte noch kommenden Samstag, 12 November, (11 bis 15 Uhr) sowie Sonntag, 13. November, (12 bis 16 Uhr) nicht nur etwas über die Ergebnisse erfahren, sondern auch über die Lebensläufe und Berufserfahrungen der Studierenden, die mit den Besuchern auf Englisch gerne darüber diskutieren.