Eggenfelden
Ein Abend voller Leichtigkeit

Ami Warning begeistert bei Konzert im Rossstall

18.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:08 Uhr

Lässige Truppe: Ami Warning (Mitte) mit den Bandmitgliedern (von links) Maximilian List, Simon Kerler, Benedict Michael und Isaac Reed. −Fotos: Kreibich

Ami Warning hat es längst geschafft, aus dem Schatten ihres Vaters Wally Warning herauszutreten – und das heißt schon etwas: Wally Warning ist seit Jahrzehnten erfolgreich unterwegs, nicht nur in Deutschland, er gilt als Ikone des "Sounds der Südsee", unzählige Konzerte hat er gegeben, bis heute ist er auf Tour. In den letzten Jahren hatte er bei seinen Auftritten immer wieder seine Tochter Ami dabei und die hatte bei diesen Auftritten schon bewiesen: Den Vater und seine Musik zu kopieren, das ist nicht ihre Sache, sie geht ihren eigenen Weg – und da ist sie offenbar gut unterwegs, wie sie bei ihrem Auftritt im ausverkauften Rossstall in Eggenfelden eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Ami Warning lebt in München, wie andere Künstler auch hat sie, bedingt durch Corona, eine Durststrecke hinter sich, und das ist das Schlimmste, was einer Vollblutmusikerin passieren kann. Doch Ami Warning hat die Zeit genutzt, nicht nur musikalisch: Zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Lebensgefährten hat sie in München einen Kiosk gepachtet, der läuft nicht schlecht, wie sie berichtet. Nicht schlecht sieht es aber auch für ihre Karriere aus: Mit ihren neuen Liedern trifft sie offenbar den Nerv des Publikums.

"Es fühlt sich einfach gut an", mit diesem Song steigt sie ein in ihr Programm und schon geht ihre raue Stimme mit laszivem Touch ins Ohr und setzt sich dort fest. Nichts ist schwülstig oder überbetont, die Leichtigkeit beeindruckt, es ist Musik für einen Sommerabend mit Freunden – und so war das auch ein bisschen in Eggenfelden, denn Ami Warning schafft es mit ihrer Musik, auch im feuchten Herbst für etwas Sommer zu sorgen.

Die Texte sind cool und intelligent, aber auf ihre Art auch romantisch und doch immer von einem Rhythmus unterlegt, der es schwer macht, sitzen zu bleiben. Und auch im Rossstall zeigt sich diese Wirkung: Schnell stehen immer mehr Leute auf von ihren Plätzen, sie wippen und schnippen mit und dann wird getanzt.

Manchmal swingend, dann wieder rockig oder doch wieder gefühlvoll – Ami Warning beherrscht alle Spielarten, wenn es darum geht, das Publikum einzufangen – zusammen mit ihren hervorragenden Bühnenmusikern Maximilian List, Simon Kerler, Benedikt Michael und Isaac Reed. Das gilt für ihre Hits wie "Fliegen" ebenso wie für die neuen Songs, die sie übrigens in einem Musikstudio im Keller ihres Kiosks ganz alleine aufgenommen hat. Alle Instrumente hat sie dabei selbst gespielt – und auch beim Konzert in Eggenfelden setzt sie sich mal eben schnell hinters Schlagzeug.

Ami Warning ist ein musikalisches Multitalent, das wurde überzeugend deutlich. Was aber noch wichtiger ist: Sie bringt in ihren Auftritt eine große Menge Lebensfreude mit ein, und die springt über auf ein begeistertes Publikum, das die junge Sängerin am liebsten nicht mehr von der Bühne lassen würde. Am Ende verspricht sie, gerne wieder vorbeizukommen, das bringt einen Extra-Applaus.

Begonnen hatte der Abend mit Matthew Austin und seiner Gitarre, der allerdings nicht deswegen auf die Bühne durfte, weil er der Lebensgefährte von Ami Warning ist, sondern weil er echtes Talent hat: Er singt wie einer, der schon viel unterwegs war und schon viel erlebt hat und bringt viel Weite und ein bisschen Fernweh in den Saal, vielleicht auch, weil er sich anhört wie der frühe Bob Dylan.

Am Ende des Abends verfestigte sich dann bei den allermeisten Besucherinnen und Besuchern das Gefühl, das Ami Warning anfangs in Töne umgesetzt hatte: "Es fühlt sich einfach gut an".

Gerd Kreibich