Seit Sommer bei Spezia Calcio
Bayerwaldprofi Lukas Mühl – und sein Abenteuer an der Küste Italiens

20.12.2023 | Stand 20.12.2023, 10:52 Uhr

Ist noch auf der Suche nach seinem Fußballglück im Herzensland: Mit seinem neuen Verein, Spezia Calcio, kämpft der Bayerwaldler Lukas Mühl in der Serie B unerwartet gegen den Abstieg. − Foto: Imago Images

Es ist eine ungewohnte Adventszeit für Lukas Mühl. Normalerweise verbindet der 26-jährige Fußballprofi den Dezember mit den eisigen, oft schneereichen Bedingungen im Bayerischen Wald. Heuer ist das anders.



Während es in seiner Heimatgemeinde Rinchnach (Landkreis Regen) Anfang Dezember wieder heftig schneite, kämpft Mühl im warmen Italien gegen den Abstieg aus der Serie B.

Seit einem halben Jahr schnürt der ehemalige Bundesliga-Verteidiger des 1. FC Nürnberg die Schuhe für den ligurischen Serie-A-Absteiger Spezia Calcio. Mit der Unterschrift unter den bis Ende Juni 2025 laufenden Vertrag hat sich Lukas Mühl einen lang gehegten Traum erfüllt.

„Italien ist mein Herzensland und ich habe immer gesagt, dass ich in meiner Karriere unbedingt einmal dort spielen möchte“, erzählt der Bayerwaldler im Gespräch mit der Heimatzeitung. Als das Angebot aus der Hafenstadt am Fuße der berühmten „Cinque Terre“ kommt, muss er deswegen nicht lange spekulieren.

Manager-Ikone Eduardo Macia nimmt Kontakt mit ihm auf



Kein geringerer als Eduardo Macia (49), der Geschäftsführer von Spezia Calcio, nimmt mit Mühl und seiner Berateragentur Kontakt auf. Der Spanier ist in der Branche hoch angesehen, arbeitete unter anderem für europäische Topclubs wie den FC Liverpool, den FC Valencia, die AC Florenz oder Leicester City. „Wenn dir so einer erzählt, dass er dich gerne verpflichten möchte, ist das eine Riesen-Ehre“, sagt Mühl, betont aber auch, dass ihm der Abschied aus Wien alles andere als leicht gefallen ist.

Bei der Austria erlebt er immerhin seine bislang erfolgreichste Zeit im Profigeschäft. In der österreichischen Hauptstadt entwickelt sich Mühl zum Führungsspieler, darf die „Veilchen“ sogar mit der Kapitänsbinde um den Arm auf den Platz führen. Mit dem Bischofsmaiser und ehemaligen Bayern-Keeper Christian Früchtl (23) sowie Trainer Michael Wimmer (43) aus Dingolfing zählen zwei weitere Niederbayern zur Mannschaft, die es bis in die Conference League schafft.

Im europäischen Schaufenster wird Lukas Mühl ins Visier genommen – und das, obwohl die Wiener in Villareal mit 0:5 unter die Räder kommen. Für Eduardo Macia, der ihn an diesem Tag beobachtet, ist weniger das Ergebnis, sondern vielmehr das Auftreten des robusten Abwehrmanns aus dem Bayerwald entscheidend. „Trotz der hohen Niederlage hat er mir hinterher eine gute Leistung bescheinigt.“

Ernüchternde Zwischenbilanz



In La Spezia halten sie seitdem große Stücke auf ihren 1,89-Meter-Mann aus Deutschland. Mühls Aufgabe ist es, die Defensive zu stabilisieren. Bislang klappt das nur bedingt – auch weil ihn eine Verletzung zwischendrin ausbremst. Die Zwischenbilanz fällt bislang ernüchternd aus. Der Klub, der eigentlich um den Wiederaufstieg mitspielen wollte, steht aktuell auf einem Abstiegsrang und läuft Gefahr in die dritte Spielklasse durchgereicht zu werden. Den Hauptgrund für die Krise glaubt Lukas Mühl zu kennen. „Wie so vielen Mannschaften fehlt auch uns ein richtiger Torjäger.“

Hinzu komme das fehlende Spielglück. Und genau dieses ist gerade in Italien häufig der entscheidende Faktor. „Fast alle Mannschaften legen hier sehr großen Wert auf eine starke Defensive. Die taktischen Abläufe werden bis ins kleinste Detail einstudiert. Deswegen gibt es auch selten torreiche Partien und Fehler werden knallhart bestraft.“

Rückhalt von Frau Tatjana und Tochter Valentina



Einschüchtern lässt sich Lukas Mühl von der schwierigen Situation nicht. Im Gegenteil, sein Motto ist: „Als Sportler wächst man an Herausforderungen.“ Rückhalt bekommt er von Tatjana, mit der er seit Juni verheiratet ist, und Töchterchen Valentina. Die junge Familie genießt die Zeit in Italien in vollen Zügen – auch wenn im Alltag manchmal noch Probleme lauern. „Wir lernen gerade die Sprache, passen uns immer mehr an die Kultur an. Manche Dinge sind allerdings schon noch gewöhnungsbedürftig. Das Essen zum Beispiel steht hier oft erst um 20 Uhr auf dem Tisch.“

Seine Familie in der bayerischen Heimat besucht Lukas Mühl sooft es geht. „Leider sind mir da als Profi sozusagen die Füße gebunden.“ Und weil es in Italien keine Winterpause gibt, wird sogar der Weihnachtsurlaub relativ kurz ausfallen. Aber: Zumindest einen kleinen Eindruck vom Winter im Bayerischen Wald bekommt er auch in diesem Jahr...