Zwiesel
Romantisches Farbenspiel zum Abschluss

Konzert mit Christian Schmitt in der Stadtpfarrkirche beendet die Zwieseler Orgeltage

05.10.2021 | Stand 05.10.2021, 14:45 Uhr

In den zwei ersten Konzerten der diesjährigen Zwieseler Orgeltage konnte man die höchst wandlungsfähige große Eisenbarth-Orgel der Zwieseler Stadtpfarrkirche auf sehr unterschiedliche Weise erleben – und so war man gespannt, was der letzte Abend bringen würde.

Christian Schmitt brachte ein sehr abwechslungsreiches Programm mit, wobei bekannte Werke von Bach, Buxtehude und Liszt geschickt mit unbekannteren Stücken gemischt waren. Ohne Deterich Hansen Buxtehude gäbe es bestimmt nicht die Bach-Stücke, so wie wir sie kennen und so machte ein Werk des Lübcker Altmeisters Buxtehude – oder auch "Haupt der norddeutschen Orgeltradition" – den Anfang. Es war dies seine Passacaglia in d, die sozusagen auf einer Ostinatofigur aus sieben Tönen, die sich 28 mal wiederholt, besteht. Mit was für einer Fantasie sich ein Komponist wie Buxtehude über diesem Bassthema ausbreiten kann!

Fantasie ließ auch der Solist walten, der sich nicht damit begnügte, das Stück in einer Registrierung durchzuspielen, wie es viele Anhänger der "historischen" Aufführungspraxis tun, sondern gliederte – angefangen mit einem Principal – das Stück auch klanglich den einzelnen Abschnitten folgend.

Bachs Praeludium und Fuge D-Dur BWV 532 verlangt dem Spieler einiges an Virtuosität ab – vor allem im Pedal, was schon mit den einleitenden Pedaltonleitern beginnt, mit denen Bach sozusagen die Grundtonart des Stückes absteckt. Die verschiedenen Plenum-Abstufungen ließen das Praeludium und die ebenso virtuose Fuge plastisch im Raum erklingen, ohne im großen Nachhall davon zu schwimmen.

Dem estnischen Komponisten Arvo Pärt wurde auf Grund einer "Credo"-Vertonung 1980 vom kommunistischen Regime nahegelegt, das Land zu verlassen und er emigrierte nach Wien. In dem Jahr entstand das Stück "Annum per Annum" zum 900. Jubiläum des Doms zu Speyer. Die fünf Teile entsprechen den Teilen der Messe, die "Jahr um Jahr" im Dom zelebriert wurde. Ein beeindruckendes Werk der "Postmoderne" mit vielen Einzelregistern und zum Schluss mit einer Steigerung über vehement hämmernden Bässen in Szene gesetzt. Entsprechende Orgeln vorausgesetzt, sollte dieses Werk öfter in unseren Kirchen erklingen.

Von dem in der Oberlausitz geborenen Komponisten Gustav Adolf Merkel, einem Zeitgenossen von Franz Liszt, kennen selbst die Organisten nur seine großartige Sonate d-moll für Orgel zu vier Händen und Füßen. Sehr reizvoll sind seine Variationen über ein Thema von Ludwig van Beethoven aus einer seiner letzten Sonaten. Nach einer fulminanten Einleitung erklingt ganz zart das Thema, welches dann in verschiedenen Registerkombinationen variiert wird. Man hört zum Beispiel die entzückende Flöte des Hauptwerks zusammen mit Streichern und die hochvirtuosen Variationen enden in einer grandiosen Steigerung, bevor zum Schluss noch einmal ganz zart Beethovens Thema erklingt. Ganz toll und mit dem gebührenden hochromantischen Gestus dargeboten!

Ganz zum Schluss des "offiziellen" Programms schließt sich der Kreis wieder und ein Ostinatobass hat das Sagen – nicht irgendeiner, sondern der aus Bachs Kantate "Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen", der gleichzeitig auch im "Crucifixus" seiner großen Messe h-moll vorkommt. Liszt schrieb seine Variationen über dieses Thema zwischen 1859 und 1862, erst in einer Fassung für Klavier, und dann in der bekannten Fassung für Orgel. Von den virtuosen Großwerken Liszts sicher das am geschlossenste und gleichzeitig mit vielen introvertierten Momenten, bei denen Christian Schmitt die Zwieseler Orgel nochmal in allen möglichen Facetten vom äußersten Pianissimo bis zum donnergrollenden Tutti vorführen konnte.

So ein großartiges Konzert verlangt direkt nach einer Zugabe und die gab es auch – in Form einer Improvisation über das schöne Abendlied "Der Mond ist aufgegangen".

Fazit: Dank der hervorragenden Organisation und Förderung der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Regen e.V., der Stadt Zwiesel, der Pfarrgemeinde Zwiesel und dem Förderkreis "Klingende Kirche" Zwiesel gab es bei allen drei Konzerten der Zwieseler Orgeltage ganz besonderes zu hören. Man darf schon gespannt sein, was nächstes Jahr auf uns zukommt!

− Aurel v. Bismarck