Zum 30. Jubiläum
Glasmuseum Frauenau feiert die Gruppe "Männerhaut"

15.12.2021 | Stand 21.09.2023, 3:50 Uhr
Michaela Schabel

Ausgestellt sind Arbeiten der "Männerhaut"-Gründer Ronald Fischer, Jo Hruschka, Heikko Schulze-Höing, Stefan Stangl, Alexander Wallner und späteren dazu gekommenen Künstlern Michael Gölker, Josef "Atschi" Achatz und Eduard Deubzer. Stefan Stangls Objekte ziehen in der Raummitte die Blicke auf sich. −Fotos: Schabel

Einen provokanten Namen wollten die fünf Glaskünstler 1991 für ihr gemeinsames Atelier. Bei einer Cremewerbung für Männerhaut funkte es. Das klang unkonventionell, so wie die Künstler sein wollten. Inzwischen hat sich der Kreis um "Männerhaut" geweitet. Zum 30. Jubiläum würdigt das staatliche Glasmuseum in Frauenau im Landkreis Regen die Gruppe – und feiert zugleich Glaskünstler Hermann Ritterswürden, der vor 30 Jahren sein Atelier gegründet hat.

Obwohl die Männerhaut-Glaskünstler mit denselben Materialien und Werkzeugen arbeiten, haben sich ganz unterschiedliche Handschriften entwickelt: von archaischen Schneckenformen über zeitlos geschliffene Ästhetik bis zu skurrilen Geschichten in Glas. Das gemeinsame Arbeiten, vor allem aber auch das Diskutieren, das gegenseitige Betrachten und Beschreiben der Wirkung der Arbeiten erwies sich als sehr gewinnbringend. Bei den Exponaten im Glasmuseum Frauenau handelt es sich vor allem um neuere Arbeiten.

Nach den einzelnen Künstlern, aber auch nach Techniken oder Gegenständen wie Schnupftabakgläsern zusammengestellt erwartet den Besucher eine sehr vielseitige Ausstellung, in der vor allem die Farbkraft und Formästhetik der Exponate ins Auge fallen. Kurator Sven Bauer gelingt es dadurch die Besonderheiten der Künstler und gleichzeitig die Vielfalt der Kunst in den einzelnen Glasgenres in den Mittelpunkt zu rücken.
Die Skulpturen, Köpfe und Abstrakta Stefan Stangls in der Raummitte ziehen die Blicke sofort auf sich. Sein "Durchblick" ist gleichzeitig eine treffende Metapher für die Orientierung, was es in der Glaskunst inzwischen alles gibt. Stefan Gölker möbliert regelrecht. Ungewöhnlich groß ist seine Stehlampe aus Borosilikatglas, eine elegant geschwungene Skulptur fungiert als Bein eines halbrunden Wandtisches. In knallbunten Glasbildern, die wie Comics wirken, entwickelt Josef "Atschi" Achatz Gute-Laune-Szenen. Ronald Fischer lässt konkrete Themen wie "Tor" oder "Glasengel" durch überraschende Schliffeffekte und Materialsynthesen neu erleben.
Die abstrakten Skulpturen von Alexander Wallner, teilweise in leuchtendem Grün, erschließen ihre Narrative erst durch die Titel wie "Brainstorming" oder "Come together". G. Jo Hruschka verweigert jegliche textlichen Hilfestellungen. Seine Arbeiten sind faszinierende Formunikate mit raffinierten Eisenrost-Farbakzenten. Heikko Schulze-Höing Objekte verzaubern durch ihre latente Schwungharmonie.

Zur gleichen Zeit wie "Männerhaut" machte sich Glaskünstler Hermann Ritterswürden selbstständig. In der Ausstellung "Glas mit Berg- und Meerblick" wird sein Faible für narrative Glasinstallationen deutlich, in denen er farbige Glasobjekte mit Draht zu theatralen Szenen verbindet. Sie erzählen vom Tod und vom Leben, von Schiff- und Wasserwelten, von Sehnsüchten und Fernweh. Etliche Arbeiten wurden eigens für diese Ausstellung angefertigt.

Die Ausstellungen "Männerhaut" und "Glas mit Berg- und Meerblick – Hermann Ritterswürden" im Glasmuseum und im Kabinett laufen bis 23. Januar, Am Museumspark 1 in Frauenau, Dienstag bis Sonntag 9 bis 17 Uhr, Einlass nur mit 2G Plus-Nachweis und FFP2-Maske.