Landwirtschaft der Zukunft
Wenn der Milchviehstall digital wird

01.03.2024 | Stand 01.03.2024, 12:03 Uhr

Ein Besuch im neuen Milchviehstall von Kevin und Reinhard Braml (1. und 2. von links) in der Gemeinde Saldenburg stand beim Milchviehtag auf dem Programm. − Foto: Scharf, AELF Abensberg- Landhut

Leichtere Arbeit im Stall, intensivere Überwachung der Rinder – das Neueste in Sachen Stalltechnik, Kälberaufzucht und Tierwohl haben Bäuerinnen und Bauern beim Milchviehtag des Landwirtschaftsamts erfahren.

Nahezu 40 interessierte Landwirtinnen und Landwirte aus den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau konnte Laura Segl, Bereichsleiterin Landwirtschaft des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regen, beim jährlichen Tag für alle aktiven Milcherzeuger begrüßen.

Vormittags standen Fachvorträge auf dem Programm. Am Nachmittag besichtigten die Teilnehmer den neuen, ausgesiedelten Milchviehstall von Familie Braml in Haufang (Gemeinde Saldenburg) und konnten sich über neueste Technik und die einhergehende Arbeitserleichterung informieren und austauschen. Barbara Störringer vom AELF Regen zeigte in ihrem Vortrag die Hürden der Stallerweiterung bezüglich der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft) auf. Betriebe, die ihren Großviehbesatz durch Anbau, Umbau, Neubau erheblich erweitern, müssen die Emissionen berechnen. Aufgrund dieser Berechnungen ergeben sich Abstände zu Wohngebieten, Flora-Fauna-Habitat Gebieten, Forstflächen und Biotopen, die zwingend einzuhalten sind, um schädliche Umwelteinflüsse zu vermeiden.

Wie versorgt man kranke und verletzte Kühe?



Über Liegemöglichkeiten, Futter- und Wasserversorgung, Versorgung kranker oder verletzter Rinder und mögliche Verletzungsgefahren für Tiere referierte Iris Schoppe vom Veterinäramt Freyung-Grafenau. Mit Fotos zeigte sie Negativbeispiele auf, betonte aber dabei mehrmals, dass es sich um Extreme handelt. Mittels eines Fünf-Punkte-Katalogs gab sie den Landwirtinnen und Landwirten Tipps, worauf sie in ihren Betrieben achten sollten.

Das Netzwerk DigiMilch hat sich zum Ziel gesetzt, arbeitsintensive, körperlich anstrengende Arbeiten in familiengeführten Milchviehbetrieben mit digitalen Lösungen wie zum Beispiel Fütterungs- oder Melkrobotern zu unterstützen. Dr. Isabella Lorenzini von der Landesanstalt für Landwirtschaft (Institut für Landtechnik und Tierhaltung) hatte die Erkenntnisse aus vier Jahren Forschung mitgebracht. DigiMilch stellt eine Verknüpfung von Wissenschaft, Software- und Maschinenherstellern, Selbsthilfeeinrichtungen und Praxisbetrieben dar und zeigt in sechs Demonstrationsprojekten die Vernetzung vom Feld bis zum Stall auf. Die Referentin erklärte anschaulich, wie die Nutzung der erhobenen Daten sowohl Tierwohl als auch Umweltschutz verbessern.

Die Kälberaufzucht beginnt bei der Auswahl des Besamungsbullen



Ulla Scheibke vom AELF Regen knüpfte an den Vortrag der Vorrednerin an und stellte die Möglichkeiten, Anforderungen und Förderungen zur Digitalisierung für Betriebe im Rahmen des Bayerischen Sonderprogramms Landwirtschaft Digital dar. Wann genau beginnt die Aufzucht des Kalbes? Diese Frage stellte Florian Scharf vom AELF Abensberg-Landshut zu Beginn seines Vortrags über Kälberaufzucht. Letztlich schon bei der Auswahl des Besamungsbullen und erfolgter Trächtigkeit der Kuh. Er stellte neue Erkenntnisse zur negativen Auswirkung von Hitzestress auf das ungeborene Kalb und seine weiteren Nachkommen dar. Ein spezielles Seminar zur Kälberaufzucht und Haltung in Niederbayern stellte der Referent den Teilnehmenden im Laufe des Jahres in Aussicht.

Nach dem Mittagessen besichtigten die Teilnehmenden den Milchviehstall von Familie Braml. Nachdem es in der Dorfmitte keine Erweiterungsmöglichkeiten für den bestehenden Betrieb gab, hat die Familie einen neuen Milchviehstall für 150 Rinder am Dorfrand gebaut und vor rund drei Jahren bezogen. Erklärtes Ziel der Bauherren war es, dass der Stall so konzipiert sein muss – insbesondere durch digitale Technik – dass möglichst zwei Personen die tägliche Stallarbeit erledigen können.

Der Rat des Bauherrn: „Besichtigt so viele Ställe wie möglich.“



Der Betriebsleiter Reinhard Braml gab allen Bauwilligen mit auf den Weg, so viel Ställe wie möglich in der Planungsphase anzuschauen, um „mitzunehmen“, was für den eigenen Betrieb sinnvoll ist und „auszuschließen“, was man nicht will. Mit einem Dank an alle Beteiligten und einem kleinen Präsent für Familie Braml beschloss Organisatorin Ulla Scheibke die informative und praxisnahe Veranstaltung.

− bb