Viechtach
Valentinaden: leise schmunzeln und lauthals lachen

Karl-Valentin-Sketche auf der Burg Neunußberg begeistert gefeiert – Anspruchsvolle Leistungen der Darsteller

17.07.2022 | Stand 21.09.2023, 1:42 Uhr
Franz Hackl

Gemeinsam sangen alle Darsteller zum Abschluss den tierisch-ernsten "Maskenball", bevor sie vom Publikum begeistert gefeiert wurden.

Als nach zweijähriger Pause heuer im Frühjahr "das Leben wieder erwachte", ist der Burgfestspielverein Neunußberg vor einer schwierigen Entscheidung gestanden: Spielen ja - aber was? Man entschied sich für eine Neuauflage der vor zehn Jahren kreierten "Valentinaden" und lag damit goldrichtig, wie die Premiere am Freitagabend gezeigt hat. Nach den zwei Stunden wurden die 22 Laienschauspieler für einen köstlichen Theaterabend begeistert gefeiert, denn die 15 hinter-, tief- und unsinnigen Stücke von Karl Valentin ließen die Zuschauer abwechselnd leise schmunzeln und lauthals lachen.
Regisseur Günther Bauernfeind war nach der Aufführung rundherum zufrieden, "für den relativ geringen Aufwand und die kurze Probezeit war das wirklich gut", meinte er bei der Premierenfeier. Man habe sich kurzfristig für die "Valentinaden" entschieden, weil man dafür kein wechselndes Bühnenbild braucht und die Sketche mit höchstens vier Darstellern auch die Probenarbeit erleichtern, erläuterte er. So sei "aus der Notlösung ein Volltreffer" geworden.

Gut 200 Besucher zählte die Premiere am Freitagabend bei angenehmen Temperaturen auf dem Burganger, wo man sich bei Bier, Brotzeit und Musik (von den "Voglwuidn" unter Leitung von Christian Triffo) auf das Valentin-Spektakel einstimmen konnte.

Vom "wunderbaren Gefühl, endlich wieder Live-Kultur erleben zu können" sprach Christian Zeitlhöfler, der als Vorsitzender des Burgfestspielvereins den Theaterabend eröffnete. Er dankte allen, die diese Festspiele doch noch möglich gemacht haben, allen voran den Darstellern und Regisseur Günther Bauernfeind. Dann hieß es exakt um 20.33 Uhr "Vorhang auf – wenn einer da wäre", die Burgfestspiele begannen.

15 einzelne Stücke

Insgesamt 15 Szenen – nach jeweils fünf Stücken unterbrochen von einer Trink- und Brotzeitpause – hatte Regisseur Günther Bauernfeind ausgesucht, in denen die Hinter- und Tiefsinnigkeit Karl Valentins spürbar wurde, manchmal aber auch der blanke Unsinn zum Vorschein kam. So lieferten sich gleich zu Beginn Susi Hagenberger und Holger Enge einen "Streit mit schönen Worten", bei dem man sich am Ende statt ewiger Schmeicheleien "die Gemeinheiten direkt ins Gesicht sagt".

Eine eindrucksvolle Vorstellung gab danach auch Christian Triffo als "Buchbinder Wanninger", der in dieser Rolle den erkrankten Anton Kufner vertreten musste, der erstmals seit der Gründung der Burgfestspiele im Jahr 1968 (!) nicht dabei war.

Wie eine verpasste Zugfahrt nach Italien mit einem wundersamen Wiedersehen enden kann, gaben Manuela Sterr und Stefan Köstlmeier zum Besten, während Tracy Robl und Natalie Schmitzer eine ziemlich unsinnige "Unterhaltung" führen.

Mit einem gelungenen Gag endet der erste Teil. Elisabeth Grotz, Uli Rothe und Sören Eller singen "Das Lied vom Sonntag", wobei sie aber immer wieder ein Hund (Florian Wühr) stört.
Mit einer schauspielerischen Meisterleistung eröffnet Wolfgang Bauernfeind den zweiten Teil, wenn er seiner Frau (Manuela Sterr) einen Brief an einen alten Freund diktiert.

Gleich vier Darsteller (Elsischia Spendel, Bernd Loos, Walter Rauschecker, Natalie Schmitzer) sind auf der Bühne, nachdem ein Radfahrer angeblich einer Dame zwischen die Beine gefahren ist und der Schutzmann zu Hilfe kommen muss.

Danach lesen Elisabeth Grotz und Sören Eller zweideutige Inserate aus der Zeitung vor, Florian Wühr läuft bei der bekannten Semmelnknödeln-Nummer (zusammen mit Susi Hagengruber) zu Hochform auf, bevor Ingrid Ebner und Urs Auer mit einem köstlich schrägen Zwiegespräch über sehen und lusen zur zweiten Pause überleiten.
"Wo ist meine Brille", fragt der "blinde" Ehemann (Fabian Triffo) seine Partnerin (Elsa Nasdal) und entdeckt sie dann zu Beginn des dritten Teils auf seiner Stirn.

Eine geradezu philosophische Unterhaltung führen Annalena Loos und Holger Enge über "Die Fremden", während Carolin Heyder und Florian Wühr einen Disput übers Fischen und andere Sportarten austragen.

Zum Abschluss gibt es noch zwei echte Brüller. Helga und Uli Rothe analysieren den "Ententraum" und Ingrid Ebner und Wolfgang Bauernfeind haben beim "Theaterbesuch" vergessen, wie ihr Bub heißt...
Zum Finale kommen dann alle Darsteller "Zum Maskenball", von Sören Eller auf der Geige begleitet, auf die Bühne, der fließend übergeht in die Schlussverbeugung, vom Publikum begeistert beklatscht und bejubelt. Darin eingeschlossen waren aber auch alle, die für das Drumherum verantwortlich waren, von Maske und Requisite über Ton- und Lichttechnik bis hin zur Gastronomie.
Ebenso begeistert aufgenommen wurde die zweite Aufführung am Samstagabend, bei der sich der Burgfestspielverein über fast 300 Besucher freuen konnte.
Dreimal werden die "Valentinaden" noch in dieser Woche gespielt: Am Donnerstag, Freitag und Samstag (21. bis 23. Juli), jeweils um 20.33 Uhr am Burganger in Neunußberg. Karten im Vorverkauf gibt es in der Touristinfo Viechtach unter ✆09942/1661.