Viechtach
Sonja und Melanie Christof : Ein ganz normales Paar

23.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:42 Uhr

Melanie (links) und Sonja Christof mit einem ihrer Hunde im Garten. Den grünen Daumen hat definitiv Melanie, erklärt Sonja. −Foto: Eiglmeier

Ein Haus mit grünem Garten und Pool, Hunde und Katzen. Ein Sohn in der Pubertät. Das ist das ganz normale Leben von Sonja (37) und Melanie (49) Christof aus Viechtach.

Angefangen hat die Liebe der zwei Frauen aber unter etwas schwierigeren Bedingungen: Melanie ist verheiratet – mit einem Mann. Sonja und sie arbeiten damals zusammen, verstehen sich super und sind quasi nur im Doppelpack unterwegs, erinnert sich Sonja an die Anfangszeit vor ungefähr zehn Jahren. Irgendwann werden die Blicke intensiver, der Kontakt über WhatsApp auch. Zwischen den besten Freundinnen knistert es. Auf dem Bürgerfest 2016 kommt es zum ersten Kuss. „Das war magisch“, erinnert sich Melanie. „So etwas habe ich vorher noch nicht gespürt“. Trotzdem kommen ihr am nächsten Tag Zweifel: „Was stimmt nicht mit mir? Ich will das nicht“, denkt sie sich immer wieder. „Die Gefühle waren da, aber ich habe sie weggeschoben“, sagt Melanie Christof. Es dauert eine Zeit, bis sie ihre neue Liebe Sonja an sich heranlassen kann.

Die Sorgen gelten auch ihrem Sohn. Der damals Achtjährige kennt Sonja zwar schon, aber bisher nur als eine Freundin seiner Mutter, nicht als die Freundin seiner Mutter. Melanie und Sonja machen sich Gedanken, wie die Klassenkameraden ihres Buben reagieren. In einer Unterrichtsstunde, in der es um Patchworkfamilien geht, meldet er sich von selbst und erzählt: „Ich habe meine Mama, meinen Papa und Sonja.“ Heute ist die Beziehung seiner Mutter kein Thema mehr, die Schulfreunde kommen gerne zu ihm nach Hause.

Im Januar 2017 zieht Melanie schließlich aus dem gemeinsamen Haus mit dem Ex-Mann aus und direkt mit Sonja zusammen. „Das war der größte Liebesbeweis“, sagt Sonja. Schließlich habe Melanie Ehe und Haus, ihr bisheriges Leben, für sie aufgegeben.

In den nächsten Jahren erwähnt Sonja immer wieder das Thema Hochzeit, aber Melanie will nicht. Bis Sonja einmal zwischen Tür und Angel ein „Wir könnten doch heiraten“ fallen lässt. Als Melanie „Ja“ sagt, ist Sonja ganz perplex. Innerhalb eines halben Jahres wird die Hochzeit auf dem Hochpröller organisiert. Keine einfache Sache: Der Gemeinderat muss den Nutzungsplan für die Location ändern, erst einen Monat vor dem Termin ist Melanies Scheidung. Aber die beiden schaffen es und Melanie erfüllt ihrer Frau einen Wunsch: „Mein Wunsch war schon, eine weiße Braut zu bekommen.“ Da beide christlich aufgewachsen sind, ist ihnen eine kirchliche Trauung wichtig. Daher wechseln sie zum altkatholischen Glauben.

Seitdem leben Sonja und Melanie Christof glücklich als Ehefrauen. Melanies Sohn wohnt bei den beiden und akzeptiert Sonja ohne Probleme. Aber auch zu seinem Vater, Melanies Ex-Mann, haben alle ein sehr gutes Verhältnis. Ihr Umfeld hatte nie Probleme mit ihrer Homosexualität. Im Gegenteil: Die Kollegen, die mit Sonja und Melanie zusammenarbeiteten, hatten es schon geahnt.

Offene Intoleranz oder Lästereien erleben die beiden nicht, erzählen sie. Wenn dann würden diese hinter ihrem Rücken stattfinden. „Aber wir reden ja auch über andere“, sagt Sonja und lacht. Bei Sonjas neuer Arbeitsstelle hat sie gleich offen von ihrer Frau erzählt und auch dort keinerlei Zurückweisung erfahren.

Nur die Frage nach dem Mann in der Beziehung nervt die beiden. Denn sie ergänzen sich bei allen Aufgaben sehr gut. Und wer wissen möchte, wer das Sagen in der Beziehung hat, bekommt folgende Antwort von den beiden: „Sonja hat die Hosen an, aber Melanie sagt welche.“