Viechtach
Ruf nach sozialem Pflichtjahr: Pflege war das Hauptthema beim Neujahrsempfang der CSU

Viechtacher CSU hatte am Sonntagvormittag in den katholischen Pfarrsaal zum Neujahrsempfang geladen

15.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:28 Uhr
Edwin Schedlbauer

Im katholischen Pfarrsaal Viechtach begrüßte CSU-Ortsvorsitzender Dr. Stefan Brücklmayer zahlreiche Gäste. −Fotos: Edwin Schedlbauer

Von Edwin Schedlbauer

Mit einem Empfang, zu dem insbesondere Beschäftigte im Pflegebereich eingeladen waren, ist die Viechtacher CSU ins neue Jahr gestartet. Ortsvorsitzender Dr. Stefan Brücklmayer hätte zu der Veranstaltung, die im Pfarrsaal stattfand, gerne den Staatsminister für Gesundheit und Pflege Klaus Holetschek persönlich begrüßt. Dieser war jedoch nur auf der Leinwand mit einem aufgezeichneten Grußwort zu sehen.

Nebst einigen Ehrengästen und Grußwortrednern sind der Einladung des CSU-Ortsverbandes rund 30 interessierte Zuhörer aus unterschiedlichen Pflege- und Gesundheitsbereichen gefolgt, etwa von der Arberlandklinik Viechtach, den ortsansässigen Pflegeheimen (BRK, Caritas, Brückl GmbH) sowie vom ambulanten Pflegedienst Peter Kuhn.
Von vollen Intensivstationen und in der Pflege alleingelassenen und vereinsamten alten Menschen während der Corona-Pandemie berichtete der Viechtacher CSU-Chef Brücklmayer in seinen einleitenden Worten. Als Fach-, Not- und leitender Impfarzt sei er sehr oft selbst ganz vorne an der Front gestanden und habe die Probleme dieser schweren Zeit hautnah miterlebt. Die Arbeitsverdichtung im Bereich Pflege und das Anspruchsdenken von Patienten und Angehörigen würden insgesamt ein gesellschaftliches Problem darstellen, das mit Klatschen vom Balkon aus nicht gelöst werden könne, stellte Brücklmayer unmissverständlich fest. Zusätzlich kritisierte der im MVZ niedergelassene Arzt eine zunehmende Dokumentationswut sowie die Anforderungen einer immer umfangreicheren Digitalisierung.
Den Reigen der Grußwortredner eröffnete der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsdirektkandidat Stefan Ebner, der sich sehr erfreut zeigte, dass bei diesem Neujahrsempfang das Thema Gesundheit und Pflege in den Vordergrund gestellt wurde. Der Kreisvorsitzende wusste, dass vier Mal mehr Menschen in der Bundesrepublik Deutschland in der Pflege arbeiten als in der Automobilindustrie. Dennoch genieße sie nicht den gesellschaftlichen Stellenwert, wie vergleichsweise Arbeitsplätze bei BMW.
Auch Bundestagsabgeordneter Alois Rainer lobte die Viechtacher CSU-Kollegen, weil sie ein so „brennendes Thema“ in den Mittelpunkt ihrer Veranstaltung gestellt haben. Zur vielmals unsinnigen Dokumentation mit ausufernder Bürokratie stellte Rainer fest, dass man sich oft selbst an der Nase fassen müsse, weil wenn etwas passiert, würde sehr oft nach dem Schuldigen gesucht werden. Rainer lobte allgemein die Pflegekräfte und dankte allen ehrenamtlichen und hauptamtlich Tätigen, die wegen der zurückliegenden Pandemie eine schwere Zeit gemeistert haben.
Oft werde er gefragt, was er sich für das Jahr 2023 wünschen würde, sagte Landtagsabgeordneter Max Gibis. Ein stinknormales und langweiliges Jahr ohne Krieg, Energiekrise und sonstige Katastrophen wäre seine Antwort darauf, sagte der Abgeordnete. Auch er kritisierte die ausufernde Dokumentationspflicht im Pflegebereich, weil die Pflegekräfte bis zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit damit gebunden seien. Neben der stationären Pflege passiere sehr viel in den Familien, wusste Gibis und forderte deshalb, dass sich die Politik noch intensiver um dieses Thema kümmern müsse.

Pflege sei ein Schlüsselthema in der Gesellschaft und die Pflegenden seien die stillen Helden darin, sagte der stellvertretende Landrat Ronny Raith. Auch die Kommunalpolitik müsse sich weiterhin diesen Herausforderungen stellen und für eine gute medizinische Versorgung der Landkreisbevölkerung sorgen, forderte der designierte Landratskandidat. Auch er habe festgestellt, dass sich Pflegende oftmals nicht über ihr Gehalt beschweren würden, sondern über eine geringe Wertschätzung ihrer Tätigkeit.

Weit holte der stellvertretende Landrat Helmut Plenk als ausgewiesener Experte des VdK zum Bereich Pflege aus. In der Bundesrepublik seien derzeit über vier Millionen und im Landkreis Regen rund 4500 Menschen auf Pflege angewiesen. Der aktuelle Beitragssatz für die Pflegeversicherung in Höhe von 3,05 Prozent müsse dringend angehoben werden, empfahl Plenk. Sehr eindringlich forderte der Pflegeexperte die Einführung eines Sozialen Pflichtjahres, weil damit dem Personalmangel in der Pflege begegnet werden könnte.


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