Bayern soll bis 2040 klimaneutral werden. Dazu will auch die Schulfamilie des Berufsschulzentrums Regen mit der Hotelberufsschule Viechtach als Außenstelle beitragen – Nachhaltigkeit und Klimaschutz sollen als Leitgedanken allen Handelns und Wirkens dauerhaft in die Schulentwicklung eingebunden werden. Die Auftaktveranstaltung zum Projekt „Prima Klima – viele Wege, ein Ziel!“ hat am Donnerstag vor der versammelten Schülerschaft in der Aula stattgefunden.
Auf dem Weg zur zertifizierten Klimaschule Bayern mit dem übergeordneten Ziel eines klimaneutralen Schulbetriebs stehen zwei Meilensteine im Vordergrund, wie Annette Bauer, Mitarbeiterin der Schulleitung, in der Begrüßung sagte. Durch die Ermittlung des Kohlendioxid-Fußabdrucks soll der Status Quo ermittelt werden, darauf aufbauend werden Klimaschutzmaßnahmen zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen entwickelt und in einem Klimaschutzplan verankert. Darüberhinaus will man durch die angestrebte Klimaneutralität, aber noch viel mehr durch die Sensibilisierung der Schulgemeinschaft und der Öffentlichkeit einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten.
Biomasse-Heizung tut dem Kohlendioxid-Fußabdruck gut
Das Regener Berufsschulzentrum kommt demnach auf 0,5 Tonnen Kohlendioxid-Ausstoß pro Person und Jahr, die Viechtacher Hotelberufsschule auf 0,9 Tonnen. Woher der Unterschied herrührt? Annette Bauer verwies auf den großen Block der Wärme – sie kommt im Viechtacher Schulgebäude aus Erdgas, macht folglich fast die Hälfte des Fußabdrucks aus, in Regen aus kohlendioxidneutraler Biomasse-Verbrennung (5,9 Prozent). Dafür schlagen in Regen die vielen von Lehrern und Schülern gefahrenen Auto-Kilometer kräftig zu Buche (78 Prozent, pro Person und Jahr 916 Kilometer, bei der HBS lediglich 40 Prozent bzw. 242 Kilometer).
Welche Klimaschutzmaßnahmen man dabei an der Schule vordringlich in Angriff nehmen will, das stellten Schüler der FOS-Klasse 12 aW vor, aufgeteilt auf acht Bereiche: Abfall, Einkauf, Ernährung, Digitalisierung, Mobilität, Strom, Wärme und Wasser. Hier kamen Vorhaben wie bessere Mülltrennung, Recycling-Kopierpapier, regionale Lebensmittel, Tablet-Verleih an alle Schüler, Fahrgemeinschaften, Bewegungsmelder für die Schulgang-Beleuchtung, intelligente Raumlüftungstechnik und Brauchwasser-Wiederaufbereitung zur Sprache.
Berufsschul-Neubau soll beim Klimaschutz neue Maßstäbe setzen
Zum Austausch baten Annette Bauer und Moderator Alexander Meindl danach sechs Diskutanten aufs Podium: Landrat Dr. Ronny Raith, Bürgermeister Andreas Kroner, Kreis-Klimamanager Alexander Achatz, Brian Lobo, Betreiber der Regener Food Exchange und des Viechtacher Umsonstladens „Given“ und Kämpfer gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln, außerdem FOS-Abschluss-Schüler Alex Berndl und Alexander Thum, der die HBS in Viechtach besucht.
Meindl fragte unter anderem in die Runde nach der jeweiligen „Herzensangelegenheit“ in Sachen Klimaschutz. Da wurde der Umstieg auf Elektromobilität ebenso genannt wie der klimabewusste Einkauf in allen Bereichen, das Thema Klimagerechtigkeit ebenso wie der Bewusstseinswandel bei der Abfallproduktion und beim Begreifen des Klimaschutzes als einer Sache der internationalen Solidarität.
Brian Lobo lobte den an der Schule gezeigten Elan, bezweifelte aber, dass ohne stärkeres staatliches Regulieren – etwa beim Thema Inlandsflüge oder Tempolimit – der nötige radikale Wandel erreicht werden könne. Landrat Raith und Klimaschutzmanager Achatz verwiesen auf den Neubau der Regener Berufsschule, der in jeder Hinsicht Vorbildcharakter beim Klimaschutz haben werde.
Semmelschmarrn schlägt Kalbsschnitzel um Längen
Bürgermeister Kroner bestätigte, dass man auch an unzähligen kleinen Stellschrauben drehen könne – etwa beim immensen Verbrauch von Papierhandtüchern am Regener Schulzentrum, dem die Stadt jetzt mit dem Einbau von elektrischen Händetrocknern entgegenwirken wolle.
Weiter ging es am Aktionstag mit diversen Workshops in den Klassenzimmern, unter anderem mit Landkreis-Nachhaltigkeitskoordinatorin Teresa Raith. Unter dem Motto „GoodFood“ hatte die Hotelberufsschule unter Leitung von Roland Stieglmeier-Maidl für die Veranstaltung aufgekocht, der Erlös aus dem Verkauf war für Brian Lobos Projekte vorgesehen. Serviert wurde ein klimafreundlicher Semmelschmarrn mit Zwetschgenkompott, taxiert auf 821 Gramm Kohlendioxid-Ausstoß pro Portion – zum Vergleich: Das Kalbsschnitzel mit Pommes bringt es auf 5,8 Kilogramm.
− jf
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